Krefeld Neuer ICE-Erlkönig auf geheimer Reise nach Berlin

Aufmerksame Bahnfreunde in ganz Deutschland werden sich verdutzt die Augen gerieben haben: Ein komplett in weiße Folie eingehüllter, 75 Meter langer dreiteiliger Triebzug zog an der Bahnstrecke zwischen Uerdingen und Berlin an ihnen vorbei. Es war der neue ICE-Velaro D - komplett in Schutzfolie eingepackt.

Der neue ICE-Erlkönig verlässt das Siemens-Werk
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Der neue ICE-Erlkönig verlässt das Siemens-Werk

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Sein Ziel: die InnoTrans, eine internationale Verkehrsmesse, die gestern eröffnet wurde. Bei dem Erlkönig handelt es sich um den ICE der Zukunft, gebaut im Uerdinger Siemens-Werk.

Der Velaro D, so die Siemens-eigene Bezeichnung, soll die aktuelle Baureihe ICE 3 im Dezember nächsten Jahres ablösen. Der ICE wird am Mittwoch auf der Messe von Ansgar Brockmeyer, bei Siemens Leiter des Geschäftssegments "Public Transit", den Zug enthüllen und gemeinsam mit Deutsche-Bahn-Vorstand Rüdiger Grube einen Gang durch den 460 Sitzplätze bietenden Zug unternehmen.

Die aufwändige Verpackung für die Reise soll weniger neugierige Blicke möglicher Mitkonkurrenten abhalten. Siemens fürchtet unter anderem Sprayer, die offensichtlich einen ganz eigenen Ehrgeiz entwickeln, solche Prototypen mit ihren Markenzeichen zu versehen und damit für eine Präsentation vor einem Weltfachpublikum zu verunstalten.

Lokführer Jochen Lesnik (39) zog den modernsten deutschen Hochgeschwindigkeitszug drei Kilometer aus dem Uerdinger Werk in Richtung Hauptbahnhof, bevor er seine Rangierlok abkoppelte und die Deutsche Bahn die weitere Fahrt organisierte. Weil die drei ICE-Triebwagen noch keine Betriebserlaubnis haben, mussten sie auf den Gleisen der Deutschen Bahn ebenfalls von einer Lokomotive gezogen werden. Zwei Güterwaggons bildeten den Puffer für den Fall abrupter Bremsmanöver. So zockelte Deutschlands schnellster Zug mit gerade mal 60 Kilometer pro Stunde gen Berlin.

Die Deutsche Bahn hat insgesamt 15 Züge des Velaro D bestellt. Auftragswert: 500 Millionen Euro. Der neue Hochgeschwindigkeitszug fährt mit maximal 320 Stundenkilometern und ist perfekt für Fahrten nach Frankreich oder Belgien gerüstet, weil er mit den fremden Stromsystemen problemlos klar kommt. Für die 2000 Mitarbeiter im Siemenswerk an der Duisburger Straße ist der Velaro D ein weiterer Baustein für die Zukunft ihrer Jobs.

Der neue ICE ist ein reines Siemens-Produkt, in Uerdingen entwickelt und produziert. Lediglich die Fahrgestelle, bei denen jede zweite Achse angetrieben wird, werden aus Graz zugeliefert.

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