Krefeld Neue Lust auf Architektur

Krefeld · Einer der erfolgreichsten Architekten Deutschlands war in Krefeld zu Gast und hat der Stadt neue Lust auf Architektur eingeimpft.

 Jens Voss

Jens Voss

Foto: Grafik

Der heilsame Blick von außen: Krefeld hatte im Schütte-Pavillon mit Volkwin Marg einen der erfolgreichsten Architekten der Gegenwart zu Gast. Die Verbindung kam über die Verseidag zustande, die mit ihm faszinierende Projekte realisiert hat; er hat über die Hightech-Textilien der Krefelder Spezialisten neue architektonische Ausdrucksmöglichkeiten entwickelt. Und er hat Krefeld einiges ins Stammbuch geschrieben – als Ermutigung, sich auf das zu besinnen, was qualitätvoll und epochal in der Stadt ist. Die Bauhaus-Tradition, die innovative Kraft der Industrie, Bauten wie das Stadthaus, für dessen Erhalt als exzellentes Werk der Moderne Marg ein flammendes Plädoyer hielt.

Erhellend war, dass er das Gutachten der Stadt über die Kosten für die Sanierung als exzellent einstufte. Ernüchternd war, dass er den Eindruck bekräftigte, wonach im Ringen zwischen Stadt – seinerzeit in Person von Planungsdezernent Martin Linne – und dem Denkmalschutz einiges gründlich schiefgelaufen ist. Marg sah vor allem den Denkmalschutz in der Verantwortung: Er ist seinen Erfahrungen nach zu grundsätzlich in Detailfragen und zu weltfremd in Wirtschaftsdingen. Private Investoren werden nach Margs Erfahrungen anders, nämlich kostenfreundlicher behandelt als die öffentliche Hand. Das ist keine gute Nachricht, denn damit erscheinen die Anforderungen als intransparent und willkürlich.

Voll des Lobes war Marg für den Mies-van-der-Rohe-Business-Park; private Unternehmer erreichen offenbar mit Tatkraft, Herz und Verstand viel mehr als Verwaltungen mit ihren großen Apparaten. Kein Vorwurf: So ist Deutschland, befand Marg - eine Planwirtschaft, in der alle Details geregelt sind. Auch das ist keine gute Nachricht. Man möchte sich nicht ausmalen, was an Entwicklung und Initiative unter dieser Planwirtschaft erstickt wird.

Für Krefeld war es ein ermutigender Abend. Marg sah keine Stadt mit Problemen, sondern eine Stadt mit einer großen Tradition innovativer textiler Industrie und Architektur. Es war eine Einladung zum Perspektivwechsel von einem architekturbegeisterten Globetrotter. Wir müssen sie nur annehmen. vo

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