Krefeld Neue Karte zeigt Lärmstraßen in Krefeld

Krefeld · Eine neue Karte der lauten Straßen zeigt allen Bürgern, wo die Lärmquellen Krefelds liegen. Die Stadt war verpflichtet, diese Karte zu erstellen. Konkret zum Lärmschutz verpflichtet ist sie nicht - deshalb birgt das Material politischen Sprengstoff.

Die städtischen Karten werden zwar erst ab Montag veröffentlicht. Das Land hat aber das Krefelder Material teilweise schon veröffentlicht auf der Seite www.umgebungslaerm.nrw.de.

Die städtischen Karten werden zwar erst ab Montag veröffentlicht. Das Land hat aber das Krefelder Material teilweise schon veröffentlicht auf der Seite www.umgebungslaerm.nrw.de.

Foto: Peters, Sebastian

Ab Montag wird die Stadt im Internet detailliert Kartenmaterial zeigen, mit dem die lauten Straßen, Industrieanlagen und Straßenbahnlinien in Krefeld identifiziert werden können. Die Karten sind im Rahmen des Krefelder "Lärmaktionsplans" erstellt worden, den Krefelds Umweltdezernent Thomas Visser und sein Mitarbeiter Andreas Rademacher, Experte für Umweltverträglichkeitsprüfungen, am Donnerstag präsentierten.

28 auffällige Straßenbereiche werden im Lärmaktionsplan genannt, an denen Handlungsbedarf besteht. Dort ist es lauter als 70 dB(A) im 24-Stunden-Schnitt oder lauter als 60 dB(A) bei Nacht. 70 dB(A) entsprechen der Lautstärke eines Staubsaugers in einem Meter Entfernung.

Es gibt eine entscheidende Tücke - gesetzliche Pflicht für die Stadt sind die Lärmschutzmaßnahmen nicht. So werden in dem Plan, der auf einer gesamtstädtischen Verkehrszählung basiert, zwar die belasteten Straßen genannt - also alle bekannten Lärmstraßen wie Oranierring, Hülser Straße und St.-Anton-Straße (siehe Liste rechts).

Die Gutachter nennen auch die Zahl der betroffenen Anwohner und machen Vorschläge, wie der Lärm reduziert werden kann - zum Beispiel durch Flüsterasphalt, Lärmschutzwände oder Tempolimits. Umweltdezernent Thomas Visser machte aber deutlich, dass im Unterschied zum Luftreinhalteplan der Gesetzgeber beim Thema Lärmaktionsplan keine konkreten Maßnahmen vorschreiben will. "Es gibt keinen formalen gesetzlichen Druck." Die Krefelder Politik könne diese Kartierung aber zur Grundlage nehmen, um künftige Lärmschutzprojekte zu beschließen.

Der neue Lärmaktionsplan der Stufe 2 hat einen Vorgänger: In Stufe 1 waren alle Hauptverkehrsstraße mit mehr als sechs Millionen KFZ pro Jahr und Hauptschienenwege mit mehr als 60.000 Zügen pro Jahr untersucht worden. In der zweiten Stufe hatte die Stadt nun die Aufgabe, alle Hauptverkehrsstraßen mit mehr als drei Millionen KFZ pro Jahr, alle weiter lärmrelevanten Straßen, Haupteisenbahnstrecken mit mehr als 30.000 Zügen pro Jahr zu untersuchen, dazu Schienenwege von Straßenbahnen, Großflughäfen, Industriegelände und Binnenhäfen.

Alle Lärmkarten, bis auf die Schienenwege, liegen nun vor. Für die Lärmkartierung der Schienenwege ist die Bahn zuständig. Das Eisenbahnbundesamt sei noch nicht fertig, sagte Andreas Rademacher. Ende 2014 sollte nach seiner Kenntnis auch die Kartierung fertig sein.

Schon die bisherige Lärmaktionsplanung der Stufe 1 habe Erfolge gehabt, sagt Rademacher. Der Flüsterasphalt auf dem Ring, der Blumentalstraße und auf der Obergath sei als Folge der Lärmmessungen verlegt worden. Ein Beispiel: So habe die Lärmbelastung auf dem Frankenring bei altem Straßenzustand bei 60 dB(A) gelegen, sei durch den Flüsterasphalt um 2 bis 6 dB(A) gemindert worden.

Allerdings, so räumten Rademacher und Visser ein, lasse die Wirkung des offenporigen Flüsterasphaltes mit der Zeit nach, weil sich die Poren zusetzen. Geräuschminderungen ab 3 dB(A) ließen sich deutlich hören, sagte er. Rademacher rechnet damit, dass auch die Bahnlinien in Krefeld in Zukunft leiser werden. Er erwähnte, dass in Viersen derzeit Flüsterschienen verlegt werden und auch für zwei Streckenabschnitte in Krefeld Neuerungen geplant seien.

Die Hauptbelastung in Stufe 2, dies zeigen die bisherigen Messungen, liege auf den bekannten vielbefahrenen Straßen. "Im Wesentlichen konzentriert es sich auf den Innenstadtbereich", sagt Rademacher. Industrieanlagen, sie waren durch die Bezirksregierung untersucht worden, spielten laut Stadt nur eine untergeordnete Rolle beim Lärm; untersucht wurden die Stadtwerke, PCB, Schmolz & Bickenbach, Cargill, Compo und CC Umwelt.

Auch die Belastung durch Fluglärm ist demnach nicht signifikant. Die Gutachter des TÜV Rheinland zeigen auch auf, welche Maßnahmen wie viel Lärmreduktion bringen. Vermeidung von KFC-Verkehr kann dem Lärm um 1,5 dB(A) mindern, die Reduzierung des Lkw-Anteils von 10 auf 5 Prozent bringt 1,5 dB(A), besserer Verkehrsfluss bringt bei 50 km/h rund 3dB(A), Flüsterasphalt bis zu 6 dB(A). Wenn auf einer Straße mit Kopfsteinpflaster nur noch Tempo 30 statt Tempo 50 gilt, würde die Lärmbelastung um 5 dB(A) sinken. Weitere Maßnahmen, die Dezernent Visser nannte, wären die Grüne Welle und Nachtfahrverbote für Lkw und Fahrbahnsanierungen.

Der Plan wird von Montag, 10. Nov. bis Freitag, 19. Dez. 2014 offengelegt. Der Plan kann beim Fachbereich Umweltamt der Stadt Krefeld, Elbestr. 7, Raum 109, eingesehen werden. Im Internet wird der Plan auf www.krefeld.de veröffentlicht und als Download bereitgestellt. Stellungnahmen mit Maßnahmenvorschlägen, Anmerkungen und Hinweisen zum Lärmaktionsplan können bis einschließlich Freitag, den 19. Dezember schriftlich an die Stadt Krefeld, Fachbereich Umwelt, Elbestr. 7, 47800 Krefeld oder per Email an "http://www.laermaktionsplan@Krefeld.de" gerichtet werden. Der Öffentlichkeitstermin startet am Mittwoch den 10. Dezember, ab 18 Uhr in der Gesamtschule Kaiserplatz.

(RP)
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