Krefeld Neue Kapelle im alten Helios-Bunker

Krefeld · Für rund 50.000 Euro wurde aus einer ehemaligen Kleiderkammer ein christlich-religiös geprägter Raum.

 Gemeindereferentin Christiane Parlings, Pfarrer Georg Giesen, Pastoralreferent Ekkehard Rüdiger, Helios-Geschäftsführer Alexander Holubars und Pfarrerin Antje Wenzel-Kassmer (v.l.) unter dem "Lichtband der Hoffnung" in der neuen Kapelle der Helios-Klinik.

Gemeindereferentin Christiane Parlings, Pfarrer Georg Giesen, Pastoralreferent Ekkehard Rüdiger, Helios-Geschäftsführer Alexander Holubars und Pfarrerin Antje Wenzel-Kassmer (v.l.) unter dem "Lichtband der Hoffnung" in der neuen Kapelle der Helios-Klinik.

Foto: Thomas lammertz

Es ist quasi eine ökumenische Kapelle für die Ewigkeit - im Zentralgebäude der Heliosklinik. In der ersten Etage, im Trakt des ehemaligen Hochbunkers, der im Zweiten Weltkrieg die Aufrechterhaltung des Krankenhausbetriebs sichern sollte, wurde der knapp 43 Quadratmeter Raum jetzt fertiggestellt.

Nur die beiden Bullaugen, die die Kapelle mit Tageslicht versorgen, geben den Blick durch die rund 1,20 Meter dicke Betonaußenwand frei. "Es ist 2015 und 2016 in zwei Bauphasen eine Ruhe-Oase, ein Ort der Andacht, des Abschieds und persönlichen Gebets für Patienten, Angehörige, Besucher und Mitarbeiter entstanden", fasst Ekkehard Rüdiger, katholischer Pastoralreferent, die Überlegungen zusammen. Für rund 50.000 Euro wurde aus einer ehemaligen Kleiderkammer eine schmucke Kapelle.

 Ausgefräste Bullaugen, die die Kapelle mit Tageslicht versorgen, geben den Blick durch die rund 1,20 Meter dicke Betonaußenwand auf den Neubaukomplex des Klinikums frei.

Ausgefräste Bullaugen, die die Kapelle mit Tageslicht versorgen, geben den Blick durch die rund 1,20 Meter dicke Betonaußenwand auf den Neubaukomplex des Klinikums frei.

Foto: Lammertz Thomas

Nahe am Menschen soll sie sein, die neue Kapelle des Klinikums. "Anders als in der alten Kapelle, die rund 600 Meter entfernt am Rand des Klinikgeländes liegt, sind wir jetzt mitten im Leben", sagt Pfarrer Georg Giesen. "Uns war es wichtig, Gottesdienste zu feiern, die trockenen Fußes, mit dem Rollstuhl oder auch im Pflegebett besucht werden können."

Im Gegensatz zum wenige Meter entfernten eher weltlichen "Raum der Stille" ist die Kapelle christlich-religiös geprägt. Mit dem Tabernakel, der Bibel, einem "Tisch des Brotes", dem "Tisch des Wortes", mit der Möglichkeit Kerzen anzuzünden sowie Marienstatue und Kreuz sind alle zentralen Symbole des Christentums vorhanden. "Jede Religion lebt von Symbolen und rituellen Handlungen", erklärt Krankenhausseelsorgerin Christiane Parlings.

"Die Marienfigur ist mittlerweile selbst manchem protestantischen Christen wichtig", so die evangelische Pfarrerin Antje Wenzel-Kassmer. Mit umgezogen ist das "Lichtband der Hoffnung", das die Neukirchen-Vlyner Künstlerin Marion Maas 2003 für die alte Kapelle entworfen hatte. In der päpstlichen Werkstatt für Glasmalerei Hein Derix in Kevelaer wurde es nach Vorgabe der Künstlerin an die neuen Raummaße angepasst. Die aufgehende Sonne bildet darin ein zentrales Element. "Sie ist ein Symbol der Auferstehung und der Hoffnung in allen Religionen und auch für nicht religiös geprägte Menschen", sagt Wenzel-Kassmer. Das in Helligkeit und Farbe veränderbare Lichtband sorgt für stimmungsvolle Beleuchtung. Diese Historie empfindet Rüdiger als richtungsweisend, diente das Gebäude in düsteren Zeiten doch als Ort der Zuflucht und Hoffnung. Durch die in den Stahlbeton gefrästen Bullaugen ist zeitgleich der moderne Trakt zu erkennen: "So bildet die Kapelle eine Brücke zwischen gestern und heute, zwischen Bunker und Neubau sowie zwischen Himmel und Erde."

Mit der neuen Kapelle, die gestern eingesegnet wurde, schließt sich für die Klinik eine große Lücke. Neben dem muslimischen Gebetsraum war es bislang vor allem der "Raum der Stille", der Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern eine Rückzugsmöglichkeit bot. Dieser von außen einsehbare Ort ist jedoch in erster Linie ein Ort der Begegnung. Seine Atmosphäre lädt zu Gesprächen ein, ob einzeln oder als Gruppe. In der neuen Kapelle ist das anders. "Vielleicht liegt es an den brennenden Kerzen, jedenfalls hat man das Gefühl, still zu werden, unbeobachtet zu sein, mit sich selbst und mit Gott im Gespräch zu sein. Das, was mich bewegt, kann ich an diesem Ort gedanklich und symbolisch abgeben. Gebraucht werden beide Räume, und wir sind sehr glücklich, dass wir sie haben", sagt Christiane Parlings. Deshalb bietet die neue Krankenhauskapelle nicht nur bis zu 30 Sitzplätze für Gottesdienste (samstags 19 Uhr katholisch; jeden ersten Sonntag im Monat um 9 Uhr evangelisch), sondern rund um die Uhr eine offene Tür.

(RP)
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