Krefeld Neue Feuerwache wird im März 2016 fertig

Krefeld · Die Ausmaße sind beeindruckend: Der Neubau der Feuerwache erstreckt über 140 Meter entlang der Neuen Ritterstraße. Das Projekt ist das wohl größte öffentliche Krefelder Bauvorhaben nach Kriegsende.

Das wohl größte öffentliche Krefelder Bauvorhaben der Nachkriegszeit geht seiner Vollendung entgegen. Nach dem jetzigen Zeitplan soll die neue Krefelder Feuerwache Ende März 2016 fertig werden. Auch nach Feierabend wird auf der Baustelle noch fieberhaft gearbeitet. Das zweite Obergeschoss ist für die Besucher nicht begehbar. Unter großem Zeitdruck werden hier Leitungen verlegt, eine komplizierte Arbeit, die nicht gestört werden darf. "Anfang Oktober 2015 wird der Probebetrieb beginnen", erklärt Josef Dohmen.

Der frühere Chef der Krefelder Berufsfeuerwehr hat seinen Ruhestand gerade erst begonnen, ist aber immer wieder auf der Baustelle zu finden, wo er den Fortgang der Arbeiten überwacht und Störungen zu beseitigen hilft: "Mein Ruhestand beginnt erst, wenn der Umzug von der alten Wache an der Florastraße vollzogen ist," sagt Dohmen.

Mit Brandmeister Andreas Klos teilt er sich die Führung der 35 Besucher, die die Krefelder CDU angemeldet hat. Auch Peter Vermeulen, der CDU-Kandidat für die Krefelder OB-Wahl ist darunter. "Mit der Wahl der Firma SKE hat die Stadt alles richtig gemacht", befindet er. Als technischer Beigeordneter der Stadt Mülheim hat er dort einen ähnlichen Großbau begleitet und beste Erfahrungen gemacht. Die Diskussion, ob man eine solch große und teure Unterkunft für die Feuerwehr benötige, sei dort schnell zum Erliegen gekommen. Industrialisierte Großstädte dieser Größenordnung seien gegen große Schadensereignisse nicht gefeit. Ratsherr Walter Fasbender, Organisator des Besuchs, erinnerte daran, dass die vor 103 Jahren eröffnete Feuerwache Florastraße einmal die modernste Wache Deutschlands gewesen sei. Heute genüge sie jedoch selbst einfachsten Anforderungen nicht mehr. Ein Gang durch die Großbaustelle macht dies sichtbar. Der Neubau weist zahlreiche vorgeschriebene Einrichtungen wie ein Brandübungszentrum oder spezielle Tiefbau-Schächte mit Gaszapfstellen auf, wo die 200 Krefelder Wehrmänner, unter denen auch eine Wehrfrau ist, ihre Professionalität unter Ernstfallbedingungen trainieren können. Auch Hallen, in denen hochverschmutzte oder gar kontaminierte Kleidung gesammelt, vorgereinigt und wieder hergerichtet wird, gehören zu den heutigen Anforderungen an eine moderne Feuerwache.

Das Gebäude hat einen H-förmigen Grundriss. Die beiden Riegel werden durch ein bis zum Dach eingeglastes Eingangsgebäude erschlossen. Dieser Gebäudetypus erlaubt eine klare Aufteilung der verschiedenen Feuerwehrwehrfunktionen im Erdgeschoss, während die Obergeschosse die Sozial- und Schulungsräume, die Mensa mit Küche, streng nach Geschlechtern getrennte Waschräume, eine Sporthalle und das Herzstück, die neue hochmoderne Leitstelle, aufnehmen. Zwei acht Meter hochreichende Stangenrutschen lassen die Wehrleute schnell zu ihren Einsatzfahrzeugen gelangen, für die es eine entsprechend hohe Wartungshalle gibt. Auf der Höhe des 1. Obergeschosses dieses offenen Querbaus verbindet eine Laufbrücke die beiden seitlichen Trakte. "Sie trägt bereits den Namen Seufzerbrücke", sagt Dohmen, "denn sie führt direkt zum Trakt des Chefs". Neben der Eingangshalle sind auch die für den Verkehr mit der Öffentlichkeit bestimmten Verwaltungs- und Fortbildungsräume untergebracht. Krefelder Firmen erstellen die Elektroanlagen, später werden sie sich an Wartung und Instandhaltung des Gebäudes beteiligen.

Bewusst hat das Architektenteam Gatermann+Schossig die Halle wie den puren Luxus gegenüber den kantigen Gebäudetrakten erscheinen lassen, von denen der längste zur Neuen Ritterstraße gelegen ist und 140 Meter misst. Desto mehr sticht die hochwertige rotbraune Mischsortierung der Verklinkerung hervor, die zum Dach hin in eine hellgraue Aluminium-Verkleidung mündet. Stimmig passen dazu die in Anthrazit- und Silbertönen gehaltenen nüchternen Fensterrahmen. Damit verweisen die Architekten auf die Stilmittel des Dessauer Bauhauses, für das die Stadt Krefeld mit den Häusern Lange und Esters namhafte Beispiele bereithält.

Gut die Hälfte des 35 000 Quadratmeter großen Grundstücks auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs nimmt die Gebäudefläche der Feuerwache ein. Die Zufahrtsstraße hat ihren Namen "Am Güterbahnhof" sinnstiftend gegen "Zur Feuerwache" eingetauscht. Diese dient vorwiegend dem Besucherverkehr und als Notausfahrt.

Der gesamte Fahrverkehr erfolgt über die Neue Ritterstraße. Dies gilt für die Alarmausfahrt wie für den Anlieferungs- und Privatverkehr, der über eine neue, östlich angelegte Zufahrt geleitet wird. Parallel zum nördlichen Gebäuderiegel wird eine Notausfahrt auf die Zufahrtsstraße "Zur Feuerwache" angelegt, so dass das Gelände über drei unabhängig voneinander betriebenen Ausfahrten erreicht wird.

Der zum Bahndamm gelegene Grundstücksteil soll einmal die Parkplätze der Beschäftigten aufnehmen. Wenn mit der Deutschen Bahn die Problematik der jüngst abgerissenen Brücken geklärt ist, könnte dieser Teil auch die als Radachse geplante Krefelder Promenade aufnehmen.

(oes)
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