Krefeld Neue Allianz für ägyptische Textilien

Krefeld · Textilien aus der ägyptischen Frühzeit sind kostbar und wichtig. Die Leiterin des Deutschen Textilmuseums Krefeld, Annette Schieck, hat an einer internationalen Konferenz in Kairo teilgenommen. Nächstes Jahr soll es eine Weiterbildung in Linn geben.

Purpur war einst so kostbar wie Gold. Bis ins 15. Jahrhundert war die Farbe, die aufwändig aus dem Sekret von Schnecken gewonnen wird, dem Papst vorbehalten. Die Ägypter waren findig. Aus den Wurzeln der getrockneten Krapp-Pflanze, die bei ihnen wuchs, zogen sie ein Orange-Rot, das sich dem dunklen Blau der Indigopflanze zu einem purpur-ähnlichen Farbton mischen ließ. In Ägypten ist die textile Geschichte spannend. Um sie entsprechend aufzubereiten, ist Expertenwissen gefragt. Das Institut für christliche Archäologie an der Universität Bonn und das Deutsche Archäologische Institut Kairo haben deshalb eine Tagung über den Umgang mit Textilien bei archäologischen Grabungen und deren Konservierung initiiert, zu der Annette Schieck, Leiterin des Deutschen Textilmuseums nach Kairo gereist ist. Dort trafen sich Textilexperten aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Frankreich, Großbritannien und Ägypten um eine "Field School" zu konzipieren. Hintergrund sei das Problem, dass Textilien noch nicht die Akzeptanz als eigenständige, bedeutungsvolle Materialgattung besitzen, wie zum Beispiel Keramik, Glas oder Metall. Im nächsten Jahr sollen deshalb Wissenschaftler aus Ägypten für den ersten Teil einer zweiteiligen Weiterbildung nach Krefeld kommen.

Die Übereinkunft sieht vor, dass ausgewählten Mitarbeitern bei ägyptischen Ausgrabungen und von Textilsammlungen sowie Studierenden der angemessene Umgang mit Textilfunden durch international anerkannte Textilforscher vermittelt wird. "Textilien sind sehr fragil und immer im Fundzusammenhang mit anderen Materialgruppen wie beispielsweise Knochen. Sie sind schwierig zu bergen, zu konservieren und um das verstehen zu können, braucht man Spezialwissen", erzählt Schieck.

Archäologische Funde dürfen aus Ägypten nicht ausgeführt werden. Deshalb müssen alle Arbeiten vor Ort unter zum Teil sehr schwierigen Arbeitsbedingungen geschehen. Im Mittelpunkt der Fachweiterbildung stehe unter anderem das Erlernen aller textilspezifischen Kenntnisse zum Erkennen und Einordnen der Materialien.

Die Museumsleiterin berichtet: Auch die Web- und Verarbeitungstechniken sowie die Eingabe und Verwaltung der erlangten Informationen in Datenbanken seien Lehrstoff "Der Kursus findet in zwei Teilen statt. Theorie und Grundlagen werden voraussichtlich im Herbst/Winter 2018 unter Zuhilfenahme unserer Textilsammlung und mit unseren Restauratorinnen in Krefeld vermittelt", berichtet Schieck. Das Haus besitzt eine kleine Sammlung ägyptischer Kleinodien, die 2000 bis 4000 Jahre alt sind, die Schieck erstmals wissenschaftlich aufarbeitet. Bei den Besuchen des "Textile Museum of Cairo" und des "National Museum of Egyptian Civilisation" hat Schieck auch Kontakte mit dortigen Museumsdirektoren und Textilrestauratorinnen geknüpft. "Dabei zeigte sich das große Interesse an einem fachlichem Austausch unter den Restauratorinnen in Ägypten mit unseren Restauratorinnen im Textilmuseum Krefeld", berichtet Schieck. Auch hier gebe es bereits "Ansätze und Überlegungen für zukünftige Kooperationen zwischen den Museen in Kairo und dem Deutschen Textilmuseum".

(RP)
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