Krefeld Naturdenkmal Hökendyk in Gefahr

Krefeld · Gegen die Bakterienerkrankung "Kastanienbluten" gibt es bisher kein Gegenmittel. Wenn die Kastanien langfristig auch fallen müssen, soll der Alleecharakter des Naturdenkmals mittels neuer, widerstandsfähiger Bäume erhalten werden.

 Die Braunfärbung von Blättern – wie auf dem Hökendyk – ist Ursache harmloser Pilzerkrankungen, doch das Kastanienbluten und die Weißfäule verursachen die Zersetzung von Holz, so dass auch schwere Äste herabfallen können.

Die Braunfärbung von Blättern – wie auf dem Hökendyk – ist Ursache harmloser Pilzerkrankungen, doch das Kastanienbluten und die Weißfäule verursachen die Zersetzung von Holz, so dass auch schwere Äste herabfallen können.

Foto: bkö

Auf dem Hökendyk haben Mitarbeiter der Grünflächenverwaltung gut zwei Wochen lang alle Bäume des Naturdenkmals Kastanienallee mit zwei Hubsteigern intensiv untersucht. Das Ergebnis: 13 Exemplare stellten eine Gefährdung der Verkehrssicherheit dar und mussten fallen.

Das heißt aber nicht, dass die übrigen Kastanien gesund sind — im Gegenteil: Sogar unter den in dritter Reihe gepflanzten, erheblich jüngeren Bäumen seien Exemplare von Bakterien befallen, erklärten Umweltdezernent Thomas Visser und Franz Filtmann, Sachgebietsleiter der Abteilung Straßenbaumpflege, im Gespräch mit unserer Zeitung.

"Über kurz oder lang müssen wir davon ausgehen, dass die Krankheit jeden der Bäume befallen wird und langfristig alle Kastanien fallen müssen", sagt der Umweltdezernent. "Wir wollen aber den Alleencharakter des Hökendyks jedenfalls erhalten und über die Jahre abschnittsweise neue, widerstandsfähigere Bäume pflanzen."

 Wegen akuter Gefahr für die Verkehrssicherheit müssen in Krefeld insgesamt 400 Bäume fallen. Am Hökendyk waren es 13 Exemplare.

Wegen akuter Gefahr für die Verkehrssicherheit müssen in Krefeld insgesamt 400 Bäume fallen. Am Hökendyk waren es 13 Exemplare.

Foto: T. Lammertz

In diesem Jahr werden auf städtischen Flächen so viele Bäume gefällt wie selten zuvor: 400 Fällungen hat der Fachbereich Grünflächen angekündigt; bei 284 davon handelt es sich um Straßenbäume; der Rest sind Bäume in Parks, auf Friedhöfen oder anderen städtischen Grünanlagen. Seit Anfang Februar sind bereits 160 Straßenbäume gefallen. Die übrigen Bäume sollen bis vor ihrem Austrieb Ende März, Anfang April folgen.

"Grund für die Vielzahl der Fällungen ist die Tatsache, dass uns seit 2013 mit 150.000 Euro nur noch die Hälfte des vormaligen Betrags für die Baumpflege zur Verfügung steht", erklärt Filtmann. Daraus folgte, dass die Erkrankungen zugenommen haben. "Kastanien und Platanen sind unsere Sorgenkinder", ergänzt Visser. Was für die Platanen der Massaria-Pilz, ist für die Kastanie das Kastanienbluten (Pseudomonas) — eine Bakterienerkrankung, die in Verbindung mit der Weißfäule ein Absterben der Baumkrone bewirkt, so dass auch starke Äste herabfallen können. Der Baum ist also "oben" krank; so ist es auch zu erklären, dass sich in Stümpfen gefällter Bäume oft keine Schädigungen im Holz zeigen.

Der normale Rhythmus sei eine Baumpflege innerhalb von vier, fünf Jahren. "Die Kastanien werden mittlerweile alle vier bis fünf Monate untersucht. Gegen die Bakterienerkrankung gibt es aber derzeit noch kein Gegenmittel", erläutert Visser. Diese und andere Informationen wurden den Anliegern bei größeren Maßnahmen — Hökendyk, Fütingsweg und Nassauer Ring — auch bei Ortsterminen vermittelt.

Gelegentlich von Anliegern erfragte Fällgenehmigungen können die Mitarbeiter der Grünflächenverwaltung oder der beauftragten Fremdfirmen nicht vorweisen, denn die gibt es nicht. "Fällungen sind behördliche Vorgänge, die die Verwaltung aufgrund ihrer gesetzlich vorgegebenen Aufgaben — Pflege und Verkehrssicherung — in eigener Verantwortung veranlasst. Und die Verwaltung kann sich nicht selbst Genehmigungen ausstellen", erklärt Visser. "Aufgrund des seit 1989 bestehenden Baumkatasters kann aber die Krankenakte jedes Baumes nachvollzogen und so dessen kontinuierliche Beobachtung belegt werden." Somit könne jedem interessierten Bürger die Befürchtung genommen werden, dass Bäume möglicherweise grundlos gefällt werden.

Visser und Filtmann freuen sich über die Sensibilität der Bürger beim Thema Bäume. "Wenn Interesse da ist, wenn Bäume als Wert angesehen werden, haben wir 230.000 potenzielle Mitstreiter, wenn es darum geht, das Stadtbild zu erhalten", sagt der Umweltdezernent. "Viele Bürger spenden auch für Baumpflanzungen — über das Grünflächenamt oder über Baumschulen", berichtet Filtmann aus Erfahrung.

Die Braunfärbung von Blättern verschiedener Bäume im Frühjahr sind laut Visser übrigens ungefährliche Pilzerkrankungen. Nach einigen Wochen treiben die Bäume erneut aus.

(RP)
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