Krefeld Nachdenkliche Discokönigin

Krefeld · Vor rund 500 Fans stellte Marianne Rosenberg am Mittwoch ihr neues Album "Regenrhythmus" vor. Die Zuschauer wollten jedoch lieber ihre großen Hits hören: "Marleen" und "Er gehört zu mir".

 Marianne Rosenberg spielte am Mittwoch in der Kufa.

Marianne Rosenberg spielte am Mittwoch in der Kufa.

Foto: KuFa

Sanfte Elektropop-Hymnen dringen aus den Lautsprechern, keine knalligen Discofox-Beats, keine eingängigen Schlager-Rhythmen. Einige der rund 500 Zuschauer wiegen ihre Hüften sanft im Takt der Musik. Andere schauen sich suchend im Publikum um: "Bin ich hier richtig? Oder hab ich den falschen Saal erwischt?" scheinen sie sich zu fragen.

Sie sind richtig. Da oben auf der Bühne der Krefelder Kulturfabrik, da steht Marianne Rosenberg. Die Frau, die als Königin des Schlagers und des Discofox bezeichnet wird. Doch das alles ist mehr als 20 Jahre her — ihre Hits "Er gehört zu mir" und "Marleen" bilden nur einen Bruchteil ihrer Karriere ab. Zwischenzeitlich sang sie Jazz und Chansons, arbeite mit Rio Reiser und der Gruppe "Wir sind Helden". In der Kufa stellt sie nun ihr neues Album "Regenrhythmus" vor — ein eher nachdenkliches Werk mit sphärischen Klängen aus dem Synthesizer.

Zuschauer wollen die Hits hören

Und doch sind es die beiden alten Nummern, die sich das Publikum von Beginn des Konzertes an immer wieder wünscht. Marianne Rosenberg gibt schnell nach und erzählt eine lustige, kleine Anekdote zu "Marleen". Im Song hätte sie ihre Konkurrentin, Marleen, aufgefordert zu gehen. Im wahren Leben sei das ganz anders gelaufen — da hätte sie freiwillig das Feld geräumt. Aber nicht zuletzt auch, weil sie sonst nicht gewusst hätte, was sie mit einem zweiten Mann gemacht hätte.

Im perfekt geschnittenen, knallroten Seidenkleid, mit hochhackigen Stiefeln, die die kleine Sängerin auch nicht größer wirken lassen, stolziert sie beim Reden über die Bühne. Manchmal auch beim Singen. Ansonsten bewegt sie sich kaum — so wie das Publikum, abgesehen von den Marianne-Fans vorne rechts. Die kreischen, tanzen, klatschen und singen lautstark mit. Oder brüllen gleich "Marianne, wir lieben Dich" auf Englisch in Richtung Bühne.

Auf den zweiten Megahit des Abends müssen die Zuschauer ein klein wenig länger warten. Erst zum Ende des Konzertes singt sie "Er gehört zu mir". Da können wieder alle mitsingen, tanzen und klatschen. Die Halle füllt sich im Nu mit den Menschen, die schon seit einiger Zeit im Café sitzen oder vor der Halle stehen und rauchen. Einmal noch alles geben, dann schnell in die Jacken, schnell ins Auto und schnell nach Hause. Dabei ist Marianne Rosenberg noch gar nicht fertig. Sie hat im Zugabenblock noch eine nachdenkliche Ballade zu bieten — natürlich vom aktuellen Album, das wenig mit den Hits von vor 20 Jahren zu tun hat.

(emai)
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