Krefeld Nach Razzia: KFC-Boss Lakis spricht

Krefeld · Der Präsident des KFC Uerdingen, Agissilaos Kourkoudialos (in Krefeld unter dem Rufnamen Lakis bekannt), hat gestern im Gespräch mit unserer Redaktion die gegen ihn in einer anonymen Anzeige erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen.

 KFC-Präsident Agissilaos Kourkoudialos: "Das verletzt mich".

KFC-Präsident Agissilaos Kourkoudialos: "Das verletzt mich".

Foto: Lothar Strücken

Unterdessen werden weitere Details der Razzia bekannt, bei der 125 Fahnder an 22 Orten im Einsatz waren. Durchsucht wurde neben den Räumlichkeiten des zuletzt als zweitem Vorsitzenden fungierenden Tuncay Yilmaz nach Informationen unserer Zeitung auch das Privathaus des ehemaligen FC-Vorstandsmitglieds Andreas Scholten in Moers - beide gelten als Zeugen. Bei solchen Zeugen dürfe die Staatsanwaltschaft Durchsuchungen vornehmen, teilte Staatsanwaltschaft Axel Stahl auf Anfrage mit. Lakis sei derzeit der einzige Beschuldigte.

An einen Rücktritt als KFC-Präsident zum gegenwärtigen Zeitpunkt denke er nicht, sagte Lakis: "Ich habe Verantwortung für einen über 100 Jahre alten Fußballverein, da mache ich keine Schnellschüsse." KFC-Verwaltungsratschef Andreas Galland hat unterdessen erklärt, in Kürze das Gespräch mit Lakis suchen zu wollen. Er solle "Gelegenheit zur Darstellung seiner Sicht der Dinge" erhalten, sagte Galland.

In der anonymen Anzeige wird eine Reihe Vorwürfen erhoben. Unter anderem der der Steuerhinterziehung. Die Staatsanwaltschaft hat bestätigt, dass wegen Steuerhinterziehung ermittelt wird.

Lakis' Anwalt Daniel Tobias Czeckay, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht von den CSP Rechtsanwälten in Düsseldorf, teilte gestern in einer schriftlichen Stellungnahme mit, in der anonymen Anzeige stünden "unwahre Behauptungen", es sei eine von "unbekannten Dritten initiierte Rufmordkampagne": "Unser Mandant hat Anstellungsverhältnisse von KFC-Spielern stets ordnungsgemäß angemeldet, Gehälter ausgezahlt und Lohnsteuer- und Sozialabgaben abgeführt. Er wird sich weiter gegen die Vorwürfe verteidigen."

Konkret gehe es um den Vorwurf des Lohnsplittings, erklärte Lakis telefonisch. Juristisch bedeutet der Begriff "Lohnsplitting", dass ein einheitliches Beschäftigungsverhältnis in zwei unterschiedliche Arbeitsverhältnisse aufgeteilt wird; zum Beispiel in zwei Minijobs oder einen Vollzeit- und einen Minijob, wobei der Arbeitgeber die jeweils vorgetäuschte Zweitbeschäftigung auf eine nicht im Unternehmen tätige Person, meist einen Angehörigen, anmeldet. "Die Spieler sind bei mir beschäftigt", betonte Lakis.

Wirbel gibt es derweil um weitere Ex-Vorstandsmitglieder: Andreas Scholten, dessen Haus bei der Fahndung ebenfalls durchsucht wurde, ist noch ehrenamtlich für den KFC tätig. Rund fünf Fahnder seien bei ihm gewesen, sie hätten aber "nur wenig mitgenommen", sagte Scholten gestern. Seit Monaten schon wolle er aus dem KFC-Vereinsregister gelöscht werden, in dem er als ehemaliger Zweiter Vorsitzender immer noch steht. Der KFC-Verwaltungsrat, der darüber Entscheidungsrecht hat, widersetze sich dem aber. Kurios: Der zuletzt amtierende zweite Vorsitzende Tuncay Yilmaz, der am Mittwoch hatte erklären lassen, von seinem Amt zurückgetreten zu sein, ist nicht im Vereinsregister eingetragen. Neben Scholten und Lakis ist noch Christoph Luer eingetragen, ebenfalls nicht mehr im Vorstand.

Unsere Zeitung konfrontierte den KFC-Verwaltungsratschef Galland mit dem Rücktritt von Yilmaz. Ein eingetragener Verein sei "keine Drehtür, durch die man als Verantwortungsträger beliebig ein- und austreten kann", sagt Galland.

(RP)
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