Krefeld Nach Großbrand: Familie sucht Wohnung

Krefeld · Viel Zeit bleibt nicht mehr: Bis morgen soll die Familie Tharmarajah ihre Wohnung geräumt haben. Ob von den Möbeln, der Kleidung und anderen Gegenständen nach dem Großbrand im Haus überhaupt noch etwas brauchbar ist, wissen sie nicht.

 Die Familie Tharmarajah lebte in der Wohnung mit Balkon direkt unterhalb des Brandherdes. Das Haus ist derzeit unbewohnbar.

Die Familie Tharmarajah lebte in der Wohnung mit Balkon direkt unterhalb des Brandherdes. Das Haus ist derzeit unbewohnbar.

Foto: Strücken

Seit Sonntag, 19. Februar, hat sich das Leben der Familie Tharmarajah und der anderen Mieter des dreigeschossigen Mehrfamilienhauses am Frankenring verändert: Von jetzt auf gleich war ihr Zuhause nicht mehr bewohnbar. Im Dachgeschoss war ein Feuer ausgebrochen. Die Helfer kamen in letzter Sekunde, um den Bewohner zu retten, der umgeben von giftigem Rauch und in den Himmel schlagenden Flammen sich aufs Dach geflüchtet hatte. Familie Tharmarajah hatte sich zu dem Zeitpunkt aus der dritten Etage direkt unter dem Brandherd schon selbst in Sicherheit gebracht.

 Suchen dringend eine neue Wohnung: Mutter Mangalagowry Tharmarajah (zweite von links) mit ihren Kindern Rajina, Nishanthan und Vevitha (von links). Auf dem Foto fehlt Vater Tharmarajah Velin Korinthan.

Suchen dringend eine neue Wohnung: Mutter Mangalagowry Tharmarajah (zweite von links) mit ihren Kindern Rajina, Nishanthan und Vevitha (von links). Auf dem Foto fehlt Vater Tharmarajah Velin Korinthan.

Foto: nos

Vater Tharmarajah hörte gegen drei Uhr Geräusche wie von umfallenden Stühlen und wachte auf. Er weckte seine Frau. Dann hörten sie Hilferufe und dachten zunächst an einen Streit zwischen den beiden Bewohnern des Dachgeschosses. Die jüngste Tochter Vevitha alarmierte telefonisch die Polizei. Dann rochen sie Rauch. Ihre Schwester Rajina öffnete die Wohnungstür und bemerkte sofort, das es brennt. In dem Moment schlugen auch die installierten Rauchmelder an. Die waren sogar mit den Wohnungsklingeln gekoppelt. Die Mieter wurden sozusagen herausgeklingelt. "Wir haben uns schnell noch Geldbörse und Handy gegriffen, einen Mantel übergeworfen und die Schuhe angezogen. Dann sind wir raus und standen im Schlafanzug mitten in der Nacht auf der Straße", erzählt Rajina Tharmarajah. Die Familie lobt die vielen Helfer. Kräfte von Feuerwehr und Polizei hätten sofort das Haus evakuiert und die Mieter herausgeholt, die trotz des Alarms über die Wohnungsklingel und des Trubels im Treppenhaus weitergeschlafen hätten. Draußen seien sie in einem Bus der Stadtwerke umsorgt worden. Mit einem Messgerät wurde ihre Atemluft überprüft. Dann gab's Entwarnung: Es gab bei allen fünf Familienmitgliedern keine Anzeichen für eine Rauchgasvergiftung.

Die Tharmarajahs kamen bei Bekannten nur wenige hundert Meter entfernt von ihrer Wohnungen unter. Dort leben aktuell zehn Personen in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Die Tharmarajahs sind sehr dankbar dafür, möchten den Gastgebern aber möglichst nicht mehr allzu lange zur Last fallen. Arbeitkollegen und Freunde unterstützten die fünf Krefelder mit Kleidung und Dingen des täglichen Bedarfs.

Bislang war die Wohnungssuche erfolglos. "Wir benötigen eine Vier-Zimmer-Wohnung mit mindestens 120 Quadratmetern für rund 800 Euro Kaltmiete", sagte Rajina Tharmarajah. Ein neues Zuhause idealerweise wieder in der Innenstadt hat für die ursprünglich aus Sri Lanka kommende Familie oberste Priorität. Zahlreiche Termine brachten noch keinen Erfolg. Auch Rajinas Arbeitgeberin, die Steuerberaterin Birgit Toll aus Bockum sieht sich um, hat schon mit der Wohnstätte AG gesprochen.

Zusätzlichen Stress verursacht die Hausverwaltung, die sich natürlich um eine schnelle Sanierung und Renovierung der Immobilie kümmern möchte. Sie erwartet, dass die Mieter ihr Eigentum aus der von Löschwasser und Brandschäden in Mitleidenschaft gezogenen Wohnung mit Holzdecke holen sollen. "Uns wurde empfohlen, am Dießemer Bruch Lagerraum anzumieten und dort unsere Habseligkeiten unterzustellen", berichtete Sohn Nishanthan, der am Düsseldorfer Flughafen arbeitet. Wir hoch der finanzielle Schaden für die Familie sei, wisse er nicht. "Wir durften bislang nur kurz in unsere Räume, zu kurz, um eine Bestandsaufnahme zu machen. Das Wohnzimmer hat Totalschaden." Freunde haben den Tharmarajahs empfohlen, sich einen Rechtsanwalt zu nehmen. Das haben sie auch getan, um den Versicherer des Mieters aus der Dachgeschosswohnung zu erfahren. "Wir haben von der Hausverwaltung gehört, dass eine nicht richtig ausgedrückte Zigarette die Ursache für das Feuer gewesen sein soll", informiert Rajina. Dass der Schaden der Familie schnell ersetzt wird, ist derzeit nicht abzusehen. Das kann sich noch lange hinziehen. Glücklicherweise sind die Tharmarajahs finanziell solide aufgestellt. Alle Familienmitglieder haben eine Anstellung. Der Vater arbeitet in der Bäckerei Stinges, die Mutter als Aushilfe, die in Krefeld geborenen Töchter als Steuerfachgehilfin und Auszubildende in einer Apotheke als Pharmazeutisch Technische Assistentin (PTA) und der Sohn am Flughafen.

Hauseigentümer oder -verwaltungen, die eine Wohnung vermieten möchten, können Nishanthan Tharmarajah unter der Mobilfunknummer 0157 38970980 erreichen.

(sti)
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