Krefeld Nach Beilattacke am Hauptbahnhof: Muss 52-Jähriger in die Psychiatrie?

Krefeld · Das Landgericht Krefeld verhandelt über die Unterbringung des Beschuldigten. Das Verfahren wird kommenden Freitag fortgesetzt.

Ein 52-Jähriger soll am Krefelder Hauptbahnhof einen anderen mit einem Beil attackiert haben. Vor dem Krefelder Landgericht hat nun das Verfahren um die mögliche Unterbringung des Mannes begonnen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Beschuldigte zum Tatzeitpunkt schuldunfähig war, als er im Januar mit einem Beil nach einem anderen Mann schlug. Insgesamt geht es um sechs Handlungen, für die er möglicherweise nicht strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann. Seit August vergangenen Jahres war er mehrfach festgenommen, kurz darauf aber immer wieder aus der Haft entlassen worden. Der Beschuldigte wollte sich zunächst nur zu seinem Lebenslauf äußern. Sein Vater sei U-Boot-Fahrer, seine Mutter Stasi-Spitzel, und er habe beim Militär einen Doktortitel bekommen, gab er an. Irgendwann sei er mit einem Panzer in den Garten eines Pädophilen gefahren. Das sei aber schon nach seinem Austritt aus dem Militär gewesen. Zu dem Vorfall am Krefelder Bahnhof wurden Polizeibeamte als Zeugen gehört. Der Beschuldigte soll nach einer verbalen Auseinandersetzung ein Beil aus dem Rucksack gezogen und gezielt in Richtung des Kopfes seines Opfers geschlagen haben. Als die Beamten ankamen, war er schon am Südausgang. Auf Aufforderungen und Fragen der Beamten reagierte er nicht. Immer habe er lautstark gefordert: "Knallt mich ab!" Weder ein Warnschuss noch Pfefferspray hätten ihn zur Besinnung gebracht. Als der 52-Jährige in seine Jacke griff, schoss einer der Beamten auf dessen Bein. Überwältigen konnte man ihn allerdings erst, als Hundeführer hinzukamen.

Ein weiterer Zeuge berichtete, dass der Beschuldigte ihn kurz darauf schlug und trat. Alle Beteiligten seien aus der Obdachlosen- und Trinkerszene bekannt, sagten die Beamten.

Ein Facharzt für Psychiatrie befürwortete die dauerhafte Unterbringung des Beschuldigten. Im Gespräch habe er unstimmige Angaben gemacht. Unter anderem habe er ihm erzählt, dass er als Säugling "aufgeschlitzt und vergewaltigt" wurde. Außerdem habe er von der Entführung seines Neffen und 60 Millionen Euro Lösegeld gesprochen. Weitere Themen seien eine Nuklearwaffendeponie, Pädophile und die Einnahme von LSD gewesen. Außerdem habe der Mann angegeben, von seiner Großmutter das Fliegen eines Helikopters gelernt zu haben. Die Angaben seien wirr und sprunghaft gewesen. Der 52-Jährige war sehr gereizt und habe viele Fragen gar nicht beantwortet. Zu dem Vorfall am Krefelder Bahnhof habe er gesagt: "Ich habe dem die Halsadern freigelegt." Man sei wegen 800 Euro in Streit geraten.

Das Opfer konnte den Schlag auf den Kopf abwenden und erlitt eine leichte Schnittverletzung. Die Verhandlung wird Freitag fortgesetzt.

(RP)
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