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Krefeld Museumsdepot: Blamage droht

Krefeld · Mehr als die Hälfte der Kunst passt nicht ins sanierte Kaiser-Wilhelm-Museum. In der Politik wird diskutiert, ob man nun Kunst verkaufen muss. Kritiker warnen, damit werde die Stadt sich bundesweit blamieren.

 Museumsleiter Martin Hentschel im Depot des Kaiser-Wilhelm-Museums; nach der Sanierung werden acht zusätzliche Stellwände zur Verfügung stehen – bei weitem nicht genug. Der Einbau von mehr Wänden gilt als nicht praktikabel.

Museumsleiter Martin Hentschel im Depot des Kaiser-Wilhelm-Museums; nach der Sanierung werden acht zusätzliche Stellwände zur Verfügung stehen – bei weitem nicht genug. Der Einbau von mehr Wänden gilt als nicht praktikabel.

Foto: T.L.

Der Ernst der Lage ist so klar bisher nicht formuliert worden: Mehr als die Hälfte der Sammlung der Krefelder Kunstmuseen wird im sanierten Kaiser-Wilhelm-Museum (KWM) keinen Platz haben. Das erklärte Museumschef Martin Hentschel gestern gegenüber unserer Zeitung.

Mehr Platz schaffen, aber wie und wo? In der Politik wird das seit Monaten heiß diskutiert — bisher ohne Ergebnis. Dass die gestaltende Mehrheit von CDU, FDP und UWG nun ein Symposium zum Thema Kunstverkauf und -verleih wollen, ruft Kritiker auf den Plan, die fürchten, Krefeld werde sich mit der Idee, so viel Kunst zu verkaufen, bis der Rest ins Museum passe, bundesweit blamieren.

Während Hans-Peter Kreuzberg (CDU) betont, dass die Veranstaltung mit Experten grundlegend klären soll, was möglich und was unmöglich ist, fürchtet Klaus Kokol, kulturpolitischer Sprecher der SPD Kalkül dahinter: "Nicht von ungefähr kommt dieser Ruf gerade in der Diskussion um das Depot wieder auf." Und die neuen Ausstellungsräume im sanierten KWM als Lager zu nutzen, hält er für einen "Schildbürgerstreich". Krefeld, so fürchtet er, würde sich damit bundesweit ähnlich blamieren wie bei dem Versuch, das Monet-Gemälde zu verkaufen.

Warum passt die Kunst, die vorher im KWM war, nach der Sanierung nicht mehr hinein? Die Sammlung hat ihr Depot im Keller. Für Gemälde gab es ein raumsparendes Schiebewand-System. Da das nicht reichte, waren Werke, vor allem Skulpturen und Möbel, auch in drei Ausstellungsräumen, im Dachgeschoss und auf sämtlichen Fluren und Gängen untergebracht.

Das darf wegen des Brandschutzes künftig nicht mehr sein. Außerdem fällt Platz im Keller weg, weil die neue Haustechnik viel Raum kostet. Und es müssen bereits zwei Ausstellungsräume vorerst für die Bibliothek genutzt werden, bis in einem zweiten Bauabschnitt das Dachgeschoss dafür ausgebaut wird. "Acht zusätzliche Gitterwände, die beim Depot-Umbau in den 1990er Jahren geplant, aber aus Kostengründen nicht installiert worden waren, sind in den Umbauplänen jetzt schon drin", sagt Hentschel.

Doch die eignen sich nur für flache Gemälde, die kein zu großes Gewicht haben und nicht sehr empfindlich sind. Mehr als zwei Dutzend Gemälde sind größer als drei Meter. Wenn sie aus dem Regal geholt werden, muss entsprechend viel Platz eingeplant werden. Außerdem besteht die gut 12 000 Exponate umfassende Sammlung zu einem großen Teil aus Skulpturen.

"Selbst wenn alle Möbel veräußert würden, würde der Platz nicht reichen", sagt Kokol. Auch für Kulturdezernent Roland Schiffer führt kein Weg vorbei an einem externen Lager, das auch für die Linner Museen genutzt werden sollte: "Im KWM ist es ausgeschlossen, eine Depot-Situation zu schaffen, die alle Kunstwerke sachgemäß aufnimmt." Dass der Bauausschuss beim Berliner Architekten neue Pläne in Auftrag geben will, koste Zeit und Geld.

"Es ist alles durchgerechnet. Und man kann nicht wollen, dass die Ausstellungsfläche von 1800 auf 1000 Quadratmeter reduziert wird". Dann wäre ein nach modernen Standards saniertes Museum ein teures Kunstlager. Schiffer verweist auf Freiburg. Dort ist ein Museumsdepot gebaut worden — für 400 000 Euro Miete pro Jahr.

(RP/rl)
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