Neue Ausstellung in Krefeld Museum zeigt 800 Jahre altes Luxus-Klo und Römer-Kastell

Krefeld · In einem animierten Film zeigt das Museum Burg Linn erstmals, wie das spätrömische Kastell in Gellep ausgesehen hat. In der Ausstellung "Neuere Ergebnisse der Krefelder Stadtarchäologie" ist auch ein gut 800 Jahre altes Komfort-Klosett aus Haus Rath zu sehen.

Austellung: Neuere Ergebnisse der Krefelder Stadtarchäologie
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Austellung: Neuere Ergebnisse der Krefelder Stadtarchäologie

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In Gellep stand — nordöstlich des heutigen Grünen Wegs — in spätrömischer Zeit ein mächtiges, turmbewehrtes Kastell mit Platz für rund 500 Soldaten. Das Team um Christoph Reichmann, Leiter des Museum Burg Linn, hat dieses Kastell, das im 4. Jahrhundert nur mit der untergegangenen Brittenburg bei Katwijk vergleichbar war, im vergangenen Jahr rekonstruieren können.

Das Ergebnis — ein fünfminütiger, mehrere tausend Euro teurer Animationsfilm mit menschlichen Darstellern, der nur mit Hilfe der Sparkassen-Kulturstiftung und des Fördervereins finanziert werden konnte — ist ab morgen in der Ausstellung "Neuere Ergebnisse der Krefelder Stadtarchäologie" im Museum Burg Linn an der Rheinbabenstraße zu bewundern.

Die Ausstellung umfasst Krefelder Fundstücke aus dem zweiten vorchristlichen bis ins frühe 20. Jahrhundert, die bisher noch nie gezeigt wurden. "Anlass für die Schau ist die Werbung für die Bodendenkmalpflege und für das Verständnis der Grundstückseigentümer, wenn wir vor Inkrafttreten des neuen Flächennutzungsplans auf Verdachtsflächen Bodenuntersuchungen vornehmen", erklärt Reichmann.

Bei solchen Untersuchungen hat das Krefelder Archäologenteam beispielsweise im vergangenen Jahr die große Bedeutung von Haus Rath in Elfrath als zeitweiligem Sitz eines königlichen Lehensmanns darlegen können. Das unterstreicht auch der Fund eines echten Komfort-Klosetts aus dem 12. Jahrhundert, das nebst der originalen Entlüftung — einem gemauerten Fensterschacht — ebenfalls erstmals ausgestellt ist.

Das vollständig in die Wand des Wohntrakts integrierte "Häuschen" verfügte sogar über eine Spülung, die aus dem Regenwasser vom Dach gespeist wurde! Zu diesem Fund gibt es keine Parallele von einer anderen Burg dieser Zeit. Toilettenpapier gab es allerdings damals noch nicht; "die Benutzer griffen stattdessen damals nach Moos", weiß Reichmann zu berichten.

Eines der faszinierendsten und gleichzeitig kleinsten Fundstücke haben die Archäologen in einer Fischelner Siedlung aus dem 5. Jahrhundert ausgegraben: eine Münze mit einem Loch, die um den Hals getragen wurde. Dabei steht das Porträt des dargestellten Kaisers Konstans aus dem 4. Jahrhundert erstaunlicherweise auf dem Kopf!

Die Erklärung: Die Rückseite der Münze zeigt in korrekter Ausrichtung eine Szene, in der der Kaiser eine Barbarin, also eine Einheimische, aus einer Hütte herausführt. "Das wird als Beleg für die Bestätigung eines Vertrags zwischen Konstans und den frühen Franken über die Genehmigung von Ansiedlungen auf römischem Gebiet gedeutet", erklärt der Museumsleiter.

Ausgestellte Knochen von Vieh, Hunden und Menschen, die 1972 gemeinsam mit einem ersten Schiff im Rhein gefunden wurden, konnten die Archäologen erst jetzt untersuchen. Die Besonderheit: Sie sind he keine kleineren Siedlungsabfälle, sondern stammen von vollständigen Kadavern beziehungsweise Skeletten — und zwar aus dem 13. Jahrhundert. Reichmann: "Das weist auf eine Hochwasserkatastrophe hin, möglicherweise derjenigen von 1279, als das alte Uerdingen unterging."

Zu den Funden aus jüngerer Zeit gehören neben einer Tonpfeife mit einem dreidimensional dargestellten Liebespaar, die bei Grabungen an der Geismühle zum Vorschein kam, sowie Töpfe und Dachpfannen aus dem Brunnen eines Linner Hauses aus dem 17. Jahrhundert. Von dessen Dachboden stammen die jüngsten Funde: ein Damenhut und eine lange, wollene Unterhose aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Neuere Ergebnisse der Stadtarchäologie

Ort Museum Burg Linn, Rheinbabenstraße.

Ausstellungsfläche Gut 150 Quadratmeter im Erdgeschoss neben dem Museumscafé

Ausstellungsdauer Vom morgigen Sonntag, 3. März, bis Sonntag, 21. April

Öffnungszeiten Bis 31. März täglich — außer montags — von 11 bis 17 Uhr (Winteröffnungszeit); ab Dienstag, 2. April, täglich — außer montags — von 10 bis 18 Uhr

Eintrittspreis Vier Euro für Erwachsene; zwei Euro für Kinder, Schüler, Studenten, Rentner et cetera.

(RP)
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