Krefeld Müllverbrennung verliert Großauftrag

Krefeld · Die SWK-Tochter Entsorgungsgesellschaft Niederrhein verliert wohl einen Auftrag aus Mönchengladbach. Der von der EGN verlangte Preis lag offenbar über Marktniveau. Die Zeche könnten in einigen Jahren die Krefelder Bürger zahlen.

 Müllverbrennungsanlage von innen.

Müllverbrennungsanlage von innen.

Foto: T. L.

Den Krefelder Stadtwerken könnten schon in wenigen Jahren die Müllmengen fehlen, die zum Betrieb der gerade erst erweiterten Müllverbrennungsanlage in Elfrath nötig sind.

Wie zuletzt in unserer Zeitung bereits angekündigt, haben sich die drei Fraktionsvorsitzenden von SPD, Grünen und FDP in Mönchengladbach darauf verständigt, den Müll nicht mehr von der 100-prozentigen Krefelder Stadtwerke-Tochter EGN (Entsorgungsgesellschaft Niederrhein) entsorgen lassen zu wollen; der derzeitige Vertrag mit Mönchengladbach läuft noch bis zum 31. Dezember 2014.

Den Krefelder Stadtwerken fehlten somit ab dem 1. Januar 2015 rund 70 000 Tonnen Müll. Weitere bisher bestehende EGN-Entsorgungsverträge drohen ebenfalls wegzufallen — so zum Beispiel in Viersen, wo das Verfahren derzeit noch in der Schwebe ist, die EGN aber einen Auftragsverlust in ähnlicher Höhe wie Gladbach erwarten muss.

Stadtwerke und EGN wollten sich gestern vor der endgültigen Entscheidung in Viersen und Mönchengladbach nicht äußern — bis 2015 seien die Müllmengen gesichert, sagte eine Sprecherin. Danach droht Krefeld aber ein erheblicher Verlust von Müllmengen, dabei ist die von der Stadtwerke-Tochter EGK gebaute Müllverbrennungsanlage gerade erst für 100 Millionen Euro erweitert worden. Die Müllgebühren für die Krefelder Bürger könnten dann steigen, während anderswo die Gebühren sinken. Auch die Gewinnausschüttung der Stadtwerke an den städtischen Haushalt wird immer unwahrscheinlicher.

Wie hart der Kampf um die Müllentsorgung zwischen den EGN und anderen Privatunternehmen ist, zeigt eine Aussage aus Reihen der Politik in Mönchengladbach — dort hieß es zuletzt, dass der Preis, den Krefeld trotz zweijährigen Verhandelns für die Müllverbrennung angeboten hatte, weit über Marktpreis lag.

Aktuell zahlt Mönchengladbach an die EGN 160 Euro pro Tonne verbrannten Mülls — bei einer erneuten Ausschreibung, an der sich die EGN wieder beteiligen können, würde der Preis wohl bei rund 70 Euro liegen, schätzen Insider.

Den Krefelder Stadtwerken würde ein Ergebnisbetrag von 6,3 Millionen Euro pro Jahr fehlen. Insider rechnen zudem damit, dass die SWK-Tochter EGN aufgrund der Auftragsverluste längst nicht mehr den Wert hat, mit dem sie in den Büchern steht.

Die Stadtwerke Krefeld teilten zur Ankündigung der Beendigung des Vertragsverhältnisses durch Mönchengladbach mit: "Aus unserer Sicht hat die EGN der Stadt Mönchengladbach ein tragfähiges Angebot zur Fortführung der bestehenden Partnerschaft gemacht."

Der Vorschlag der Krefelder Stadtwerke war, die Kündigungszeit zu verkürzen. So will es wohl auch Mönchengladbachs Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD). Dies hätte der Stadt in Verhandlungen die Möglichkeit gegeben, die EGN-Anteile am Mönchengladbacher Entsorger GEM zu kaufen.

"Den von SPD, FDP und Grünen jetzt angekündigten Ausstieg aus dem Vertrag würden wir außerordentlich bedauern", betont SWK-Vorstand Kerstin Abraham. Letztendlich muss der Rat in Mönchengladbach am 19. Dezember noch entscheiden.

Die Vergaben im Müllsektor der vergangenen Jahre zeigen, dass die Margen für Auftragnehmer erheblich sinken. Von gestiegenem "Preisdruck" berichten selbst die Krefelder Stadtwerke in ihrem aktuellen Geschäftsbericht. Im Landkreis Mayen-Koblenz, Cochem-Zell und Stadt Koblenz war ehemals die EGN Entsorger — 87 Euro pro Tonne erhielten sie dafür.

Nach der Neuvergabe des Auftrags, den die Firma Sita aus Ochtendung gewann, bringt der Auftrag nur noch 58 Euro pro Tonne. In Heinsberg hat die EGN am April 2013 einen Auftrag über die Entsorgung von 17 000 Tonnen Restmüll verloren — 114 Euro pro Tonne kassierte sie dort ehemals, nun ist dort Schönmackers tätig — zum Preis von circa 70 Euro pro Tonne. Einen zweiten Entsorgungsauftrag in Heinsberg über 23 000 Tonnen gewann die EGN — statt 114 Euro pro Tonne kassiert sie aber nur noch 76,50 Euro.

Pikant an der Konstellation in Viersen: Dort droht die EGN einen Auftrag zu verlieren, obwohl das Unternehmen nach dem Verlust einer Ausschreibung in Grevenbroich gerade erst den Firmensitz nach Viersen verlegt hatte.

(RP)
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