Theater in Krefeld Improvisierte Flirts auf der stillgelegten Behnisch-Rolltreppe

Krefeld · In der Reihe „Perspektivwechsel“ spielte das Kresch-Impro-Theater im leerstehenden Teil des Behnischhauses. Das Publikum war begeistert.

 Das Publikum in den Liegestühlen vor dem Behnischhaus verfolgte das Improvisationstheater hinter den Schaufensterscheiben.

Das Publikum in den Liegestühlen vor dem Behnischhaus verfolgte das Improvisationstheater hinter den Schaufensterscheiben.

Foto: Mark Mocnik

Die Ingenieure auf der Rolltreppe des leerstehenden Teils des Behnischhauses sind zufrieden. Ihr Job ist genau nach ihrem Geschmack. „Ich könnte hier ewig arbeiten“, sagt einer. Der Protest kommt von außer­halb. „Neue Wahl“, ruft Silvia Westenfelder. Sofort schwenkt das Team um. Der Bauingenieur wäre plötzlich lieber Metzger. Es ist Improvisationszeit beim Theater Müllerschön des Kresch. Diesmal allerdings agiert die Truppe an einem ungewöhnlichen Spielort für eine einmalige Show: Mit dem Thema „Krefelder Treppenwitz“ lockte das Ensemble zur nie in Betrieb genommenen Rolltreppe des gläsernen Baus. Die Zuschauer bannten sie trotz kühler Temperaturen bis zum Schluss auf ihren Plätzen.

Im Inneren agierten die Spieler des Improvisationstheaters, während das Publikum in Decken gehüllt und in Liegestühlen platziert von außen durch die großen Glasfronten zusah. Mit Blind Dates auf einer Rolltreppe, Poesie über den Handlauf oder einem Streitgespräch zweier Rolltreppeningenieure war die Lokalität oft, aber nicht ausschließlich Ort für stetig wechselnde Szenen. Eingeleitet wurden sie jeweils von Moderatorin Silvia Westenfelder, die das Publikum vor jedem neuen Akt zur thematischen Anregung aufforderte.

Anfänglich noch zögerlich, tauten die Zuschauer nach und nach auf und beteiligten sich zunehmend. Sobald „neue Wahl“ erklang, mussten die Spieler ihre aktuelle Haltung um 180 Grad drehen. Die rasanten Wechsel im Gesprächston von Liebe zu Hass, von Panik zu Gelassenheit ließen kein Auge trocken und ernteten schallenden Applaus. Besonderen Anklang fanden Szenen spezieller Absurdität, zum Beispiel die über einen nach Weltherrschaft strebenden Handfeger mit hoher Stimme oder die einer neidischen Prothesen-Verkäuferin, die es auf die Hüfte ihrer Kundin abgesehen hat.

Den namengebenden „Treppenwitz“ suchte man im Schauspiel allerdings vergebens: Die Spieler agierten in jeder Szene souverän, ließen keinen Scherz liegen und überzeugten mit raffinierter Umsetzung abstruser Situationen. So war das Stück eher ein „Spielwitz auf der Treppe“ und setzte sich wenig mit dem Überthema „Treppenwitz“ auseinander.

Für das Publikum schien dies kein Problem gewesen zu sein. Trotz einstelliger Temperatur mussten die Veranstalter zusätzliche Bänke bereitstellen, um allen Zuschauern einen Sitzplatz zu ermöglichen. Auch während der Aufführung blieben immer wieder Passanten stehen, um das ungewöhnliche Schauspiel zu betrachten und vereinzelt frei werdende Plätze schnell zu besetzen.

Musikalisch leitete Sebastian Fuhrmann durch den Abend. Am Keyboard fand er zu jeder Situation den passenden Klang und animierte erfolgreich das Publikum zum Mitmachen.

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