Eklat in Krefeld Mottowoche nach Beleidigungen abgebrochen

Krefeld · Nach mehreren Vorfällen in der Mottowoche hat Schulleiter Andreas Kries am Krefelder Fichte-Gymnasium die Reißleine gezogen. Ein Lehrer soll als "Hurensohn" beschimpft worden sein. Die Schüler empfinden die Strafaktion als unverhältnismäßig und verweisen auf schlimmere Vorfälle an anderen Schulen.

 Das Fichte-Gymnasium

Das Fichte-Gymnasium

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Mottowochen an Krefelder Gymnasien sind offenbar nicht so konfliktfrei abgelaufen, wie es Horst Obdenbusch als Sprecher der Gymnasien auf Anfrage unserer Zeitung berichtet hat. Am Fichte-Gymnasium hat die Schulleitung am Donnerstag die Mottowoche abgebrochen, nachdem es zu einer Reihe von Konflikten gekommen war. So sollen Schüler Lehrer beleidigt haben und zu einer unangemeldeten Aktion im Lehrerzimmer aufgetaucht sein. Unter anderem soll ein Lehrer als "Hurensohn" beschimpft worden sein. So lauten übereinstimmende Berichte aus der Schüler- und der Lehrerschaft der Schule.

Der Abi-Jahrgang empfindet die Sanktion der Schulleitung als überzogen und macht geltend, dass man sich entschuldigt und es an anderen Schulen schlimmere Vorfälle gegeben habe. Offenbar haben sich die Ereignisse im Laufe der Woche summiert. Von Schülerseite werden die Vorfälle als "Kleinigkeiten" bewertet. Gleichwohl räumen die Schüler ein, dass es zu Beleidigungen gekommen sei; so soll gleich am ersten Tag eine Lehrerin verbal angegangen worden sein. Aus der Lehrerschaft heißt es, die Beleidigung sei "happig unter der Gürtellinie" gewesen. Der Schüler, auf dessen Konto die Beschimpfung geht, hat sich nach Darstellung der Abiturientia dazu bekannt und so nach Schülereinschätzung die Situation entschärft.

Danach sei es zu weiteren "Zuspitzungen" gekommen, räumen die Schüler ein, auch deshalb, weil Schüler zu spät oder gar nicht im Unterricht erschienen seien. Hier liegt wohl mit ein Grund für den Abbruch: Wie Lehrer berichten, hat es eine schriftliche, von Schülervertretern unterschriebene Vereinbarung gegeben. Demnach haben sich die Schüler dazu verpflichtet, während der Abi-Feierlichkeiten keinen Alkohol zu trinken, nicht den Unterricht zu stören, selbst pünktlich zum Unterricht zu erscheinen, Musik nur in Pausen und in bestimmten Zonen des Schulhofs zu spielen. Diese Vereinbarungen sind nicht 100-prozentig eingehalten worden.

Was das Fass offenbar zum Überlaufen brachte, war eine nicht abgesprochene Schüleraktion im Lehrerzimmer. Nach Schülerdarstellung haben sich einige Abiturienten maskiert ins Lehrerzimmer begeben, um die Lehrer zu überraschen - friedlich, wie die Schüler betonen. Darüber muss es dann doch zu Konflikten mit Lehrern gekommen sein; auch deshalb, weil bei Selfie-Fotos der Schüler vertrauliche Dokumente abgebildet worden sein sollen. Als die Schüler des Raumes verwiesen wurden, hat wohl wieder ein Schüler einen Lehrer beleidigt - dabei soll der Begriff "Hurensohn" gefallen sein.

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Foto: Radowski/Youtube

Die Schüler betonen, dass sie sich für die verbale Entgleisung entschuldigt und geltend gemacht hätten, dass sie durch die harsche Reaktion auf eine aus ihrer Sicht harmlose Aktion provoziert worden seien. Die Schulleitung hat daraufhin die Mottowoche abgebrochen; aus Schülersicht eine übertrieben harte Strafe, zumal die Mottowoche von den Schülern als wichtig eingestuft wird, um vor den Abiturklausuren den Kopf freizubekommen.

Die Schüler machen auch geltend, dass Lehrer anderer Schulen unangemeldete Aktionen mit Humor genommen hätten. Zudem sei es bei anderen Schulen zu schlimmeren Aktionen gekommen. So sollen Schüler der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule Wasserbomben unter anderem auf das Fichte geworfen haben. Diese Art der "Angriffe" auf andere Schulen scheint immer beliebter zu werden; in Köln ist es darüber bekanntlich zu schweren körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Schülern verschiedener Schulen gekommen.

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Foto: dpa, ole

Die Fichte-Abiturientia hat aus Protest gegen den Abbruch am Freitag ihre Mottowoche symbolisch in einem Trauermarsch zu Grabe getragen - mit den Accessoires einer Beerdigung: Kreuz, selbstgebastelte Grabsteine, Grabreden und Schweigeminute. Eine ironische Aktion voller Humor, der in der Zeit davor nicht so recht zum Tragen kam.

Aus der Lehrerschaft gab es auch den Hinweis, dass es stets einige wenige seien, die über die Stränge schlagen.

(RP)
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