Krefeld Mordversuch mit Hammerschlägen – Verdächtiger nannte Opfer "Mutter"

Krefeld · In ihrer Wohnung auf der Neukirchener Straße 54 wurde eine Rentnerin am Heiligabend durch brutale Hammerschläge fast getötet. Mindestens neun zum Teil lebensbedrohliche Schläge hatte sie auf den Kopf bekommen. Im Verdacht steht ihr ehemaliger Betreuer und Nachbar.

Seit gestern muss sich der 74-Jährige wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und versuchtem Raub vor dem Krefelder Landgericht verantworten. Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen.

Als engen Vertrauten der Rentnerin könnte man den Witwer sehr wohl bezeichnen. Er nannte sie Mutter, hatte in der Vergangenheit eine Beziehung mit der Tochter der 82-Jährigen. Nach dem Tod der Tochter blieb er guter Nachbar, erledigte als Betreuer der kranken Frau Einkäufe und Finanzangelegenheiten für sie.

Man stand sich so nahe, dass er die Zahlungen aus der Lebensversicherung der Frau erhalten sollte. Am Heiligabend hatte der Angeklagte die alleinstehende Frau noch besucht. Dann allerdings soll er unerwartet mit einem Hammer, den er selber mitbrachte, zugeschlagen haben. Blutüberströmt kroch die Frau zur Tür, schrie um Hilfe. Das hörten Nachbarn. Die erkannten den Mann und forderten ihn auf, die Geldkassette zurückzulegen. Bei seiner Flucht soll er den Hammer in einem nahegelegenen Müllcontainer entsorgt haben.

Ein Rechtsmediziner sagte gestern: "Es gab Verletzungsspuren nahezu am ganzen Körper." Stumpfe Gewalteinwirkungen, die mit einem Werkzeug verursacht worden sein könnten. Mindestens neun Schläge davon gegen den Schädel, zahlreiche weitere Verletzungen am ganzen Körper. Diese Schläge waren lebensbedrohlich. Die Rentnerin musste im Krankenhaus umgehend operiert und ins künstliche Koma versetzt werden. "Es war ein erschreckendes Bild", erinnerte sich ein Polizeibeamter an den späteren Besuch bei der Frau am Krankenbett.

Der Angeklagte, seitdem in Haft, habe die Vorwürfe nach seiner Festnahme abgestritten. "Er hatte Blut am Haaransatz und an den Nagelbetten", sagte der Beamte. Der Mann habe allerdings behauptet, er wisse nichts von einem Hammer. Auch von den schweren Verletzungen der Frau wollte er zunächst nichts bemerkt haben, weil er keine Brille aufhatte. Wieso sie plötzlich um Hilfe rief, könne er sich nicht erklären. Im Gespräch mit einem Sachverständigen hatte der Angeklagte später allerdings andere Angaben gemacht.

Es habe Streit gegeben, weil er seine Familie besuche und die alte Frau am Heiligabend alleine lasse. Aus Ärger habe sie den Hammer gegriffen und ihm vor die Hüfte und auf den Kopf geschlagen. Erst dann habe der 74-Jährige sich gewehrt. Von Verletzungen, die der Angeklagte an seinem Kopf erlitten haben will, gibt es allerdings keine Spuren.

Der Prozess wird am kommenden Freitag fortgesetzt. Dann sollen zahlreiche Zeugen, auch Nachbarn, angehört werden. Ob das Opfer aussagen kann und wird, steht noch nicht fest.

(BL)
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