Krefeld Mordanschlag vor Kultur-Café: Angeklagter gesteht

Krefeld · Ein 23-jähriger Albaner hat gestanden, mehrmals auf den Inhaber eines albanischen Kultur-Cafés in Krefeld geschossen zu haben. Der wegen versuchten Mordes angeklagte Mann bestritt aber, dass er den 28-jährigen Landsmann habe töten wollen.

Mann auf Südwall in Krefeld angeschossen
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Er sei ein guter Schütze, behauptete er beim Prozessauftakt vor dem Landgericht Krefeld. Er habe sein Opfer und dessen Familie nur einschüchtern wollen, nachdem er selbst von ihnen bedroht worden sei. Er hätte sich der Blutrache ausgesetzt, wenn er den Mann umgebracht hätte.

Die Staatsanwaltschaft geht von einer Mordabsicht aus. Der 23-Jährige habe heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen gehandelt. Der 28-Jährige war von Kugeln in Hüfte und Schulter getroffen worden. Augenzeugen zufolge soll er versucht haben, noch mehr Schüsse auf das Opfer abzugeben, was lediglich an einer Ladehemmung oder einem leeren Magazin gescheitert sei.

 Im Mai soll der 23-jährige Angeklagte einen Mordanschlag auf den Inhaber eines albanischen Kultur-Cafés in Krefeld ausgeübt haben.

Im Mai soll der 23-jährige Angeklagte einen Mordanschlag auf den Inhaber eines albanischen Kultur-Cafés in Krefeld ausgeübt haben.

Foto: dpa, mbk pzi

Die Ermittler gehen von einer Familienfehde als Hintergrund der Tat aus. Die Brüder des Angeklagten und des Opfers sollen sich über den Kauf eines Gebrauchtwagens zerstritten haben.

Das Opfer sagte am Dienstag aus, seine Familie habe ihrerseits nach der Tat auf die Ausübung der Blutrache verzichtet. Beide Familien hätten sich inzwischen geeinigt. Ihm sei daher an einer Bestrafung des Mannes durch das Gericht nicht gelegen.

Der 23-Jährige ohne festen Wohnsitz soll vor fünf Monaten auf offener Straße und vor zahlreichen Augenzeugen mit einer halbautomatischen Waffe das Feuer auf den Café-Inhaber eröffnet haben. Kugeln hatten am 19. Mai auch ein Auto und ein Schaufenster beschädigt.

Die Gegend um den Tatort in Bahnhofsnähe war zur Tatzeit sehr belebt, zahlreiche Passanten wurden Augenzeugen der Bluttat, die sich auf dem Bürgersteig unmittelbar vor dem Lokal ereignete. Das Landgericht hat für den Fall vier Verhandlungstage angesetzt. Der Prozess wird fortgesetzt.

In Albanien wird nach wie vor zwischen verfeindeten Familien und Clans die Blutrache praktiziert. Viele Menschen verstecken sich dort seit Jahren in ihren Häusern, um nicht getötet zu werden.

(lnw)
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