Krefeld Geflüchtete wollen Fachbegriffe lernen

Momentan machen über 60 Geflüchtete in Krefeld eine Berufsausbildung. Aber wegen sprachlichen Schwierigkeiten in der Berufsschule kommt es immer wieder zu Abbrüchen. Deswegen werden jetzt freiwillige Nachhilfelehrer gesucht.

 Hintere Reihe: Eva Renard (Caritas), Doris Schlimnat (Flüchtlingskoordination), Mustafa Almarai (Azubi), Emilia Kupferschmidt (Caritas Migrationsdienst), Munther Mohammad Fawzi (Azubi). Vorne: Dr. Barbara Paniczek (ehrenamtl. Flüchtlingsbetreuerin) und Fatima Aladag (Caritas Migrationsdienst).

Hintere Reihe: Eva Renard (Caritas), Doris Schlimnat (Flüchtlingskoordination), Mustafa Almarai (Azubi), Emilia Kupferschmidt (Caritas Migrationsdienst), Munther Mohammad Fawzi (Azubi). Vorne: Dr. Barbara Paniczek (ehrenamtl. Flüchtlingsbetreuerin) und Fatima Aladag (Caritas Migrationsdienst).

Foto: mara van mierlo

Momentan absolvieren mehr als 60 Geflüchtete in Krefeld eine Berufsausbildung. Aber wegen sprachlicher Schwierigkeiten in der Berufsschule kommt es immer wieder zu Abbrüchen. Deswegen werden jetzt freiwillige Nachhilfelehrer gesucht.

Fachbereichsleiter für Migration und Integration Andreas Pamp beschreibt die Situationen mit dem Titel einer Studie der Bertelsmannstiftung „Ausbildung und Arbeit für Flüchtlinge? – Ohne die Freiwilligen können Sie das vergessen!“ und spricht damit genau das Problem an: Die Auszubildenden brauchen ehrenamtliche Hilfe, um mit dem Stoff der Berufsschule klarzukommen. „Was man sicherlich sehen muss ist, dass die Arbeitsmarktintegration inklusive der Ausbildung schon eine Bedeutung haben kann, wenn es um einen dauerhaften Aufenthalt hier in Deutschland geht“, sagt Pamp.

Aber dafür muss auch die Qualifikation stimmen, und das ist das Problem. Die ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuerin Dr. Barbara Paniczek erklärt: „In der Praxis sind sie ja alle gut, aber das Deutsch aus dem Deutschkurs reicht nicht aus, weil das alles Fachausdrücke sind, die sie noch nie in ihrem Leben gehört haben“.

Mustafa Almarai kommt aus Syrien und besucht das Abendgymnasium in Linn. „Ich habe Schwierigkeiten in Deutsch und Geschichte. Mein Niveau ist nicht hoch genug. Ich muss klaren Kontakt mit Deutschen haben, denn die Sprache bildet eine Mauer zwischen uns. Sprache ist der Schlüssel für Integration“, sagt er. Denn auch, wenn die normalen Sprachkenntnisse bei den Geflüchteten vorhanden sind, bereiten ihnen die Fachwörter Schwierigkeiten.

Auch Munther Mohammad Fawzi aus dem Irak, der momentan eine Ausbildung zum Medizinisch Technischen Assistenten macht, kennt das Problem. „In Histologie habe ich in der Praxis immer eine Eins oder Zwei. Aber in Anatomie stehe ich schriftlich Fünf, wegen der Begriffe in Latein und Altgriechisch. Ich denke, wir brauchen Nachhilfe.“ Aber die muss auch von Leuten kommen, die sich in den jeweiligen Fachbereichen auskennen. Denn Dr. Barbara Paniczek bemerkt, dass auch die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer an ihre Grenzen stoßen. „Nicht mal wir selber können uns da so schnell wieder reinversetzen und die Themen so schnell aufarbeiten, wie sie es in der Schule brauchen. Und wenn man dann selber da sitzt und es nicht kann, sorgt das bei beiden nur für Frust.“ Und genau dafür arbeiten jetzt die städtische Flüchtlingskoordination, die Caritas und der Flüchtlingsrat zusammen, um den Azubis die Ausbildung zu ermöglichen.

Mittlerweile wurde eine Liste der Ausbildungen zusammengestellt, für die vorrangig Nachhilfe gesucht wird. Ganz oben stehen der Gastronomiebereich, Bäcker, Altenpflege und Fliesenleger. Gesucht werden fachspezifische Ehrenamtler, die die Inhalte und Fachwörter gut erklären können. Menschen, die ebenfalls in diesen Berufen tätig sind oder waren oder möglicherweise selber früher in der Berufsschule oder einem Gymnasium gelehrt haben. Pro Woche wären, während der Zeit, in der auch Berufsschule ist, ein bis zwei Stunden Nachhilfe gefragt. In diesen Stunden würden die Auszubildenden Fachvokabeln und deren Anwendung im Berufsleben lernen.

Informationen für Interessenten gibt es am 13. März um 18 Uhr im Büro der Flüchtlingskoordination auf der St.-Anton-Straße 69-71. Ansonsten können sich Interessenten auch über die Mailadresse kontakt@freiwilligenzentrum-krefeld.de melden.

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