Reihe Modernes Banking Was beim Hauskauf zu beachten ist

Krefeld · Auch wenn die Zinsen historisch niedrig sind: Beim Kauf und Verkauf von Immobilien gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren und ein paar Expertenregeln einzuhalten. Gut ist: Finanzierungen sind heute sehr flexibel und können an die Lebensplanung der Käufer angepasst werden.   

Es ist ein verblüffend einfacher Rat: „Wohnen Sie auf Probe, als hätten Sie ein Eigenheim.“ Immobilienexperte Ulrich Roggendorf von der Volksbank Viersen meint nicht das Gebäude, sondern die finanzielle Belastung: Wer ein Haus kauft und einen Kredit aufnimmt, sollte einmal testen, wie das so ist mit der monatlichen Belastung. Kommt man klar? Wird es eng? Muss man plötzlich jeden Cent umdrehen? Der Traum vom Eigenheim ist immer noch ein wichtiger Lebenstraum für die Deutschen. Das erfahren Roggendorf, Leiter Privatkunden der Volksbank Viersen, und seine Kollegen täglich. Laut Statistischem Bundesamt leben derzeit etwa 42,1 Prozent der deutschen Haushalte in den eigenen vier Wänden, rund 57,9 Prozent sind Mieterhaushalte – das ist die niedrigste Quote in Europa. Kein Wunder in einem dicht besiedelten und hochentwickelten Land mit Ballungszentren, in dem sich die Immobilienpreise auf teils hohem bis sehr hohem Niveau bewegen.

Doch auch in Zeiten des Zinstiefs, in denen Geld günstig zu haben, gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren, wie Roggendorfs Rat zeigt: Monatliche Belastung ist monatliche Belastung. Fachleute wie er empfehlen auch weiterhin, dass man einen gewissen Anteil an Eigenkapital mitbringen sollte:  „Eine Faustregel ist, dass man mindestens die Kosten für den Hauskauf, also mindestens 13 Prozent mitbringen sollte“, sagt Wolfgang Holthausen, Bereichsleiter Privatkunden und Vermögensmanagement der Volksbank Krefeld. Überhaupt gilt weiterhin: „Jeder Euro, den man mitbringt, macht die Finanzierung leichter.“

Man sollte die Entscheidung zum Immobilienerwerb auch mit seinem Lebenslauf abgleichen, erläutert Holthausens Kollege  André Heiner. „Wer am Anfang seiner beruflichen Laufbahn steht, sollte berücksichtigen, wie wahrscheinlich es ist, dass er noch einmal umziehen muss“, sagt der Experte für Vertriebsmanagement bei der Volksbank Krefeld. Zu früh kaufen rentiert sich am Ende nicht.

Dennoch: Auch in Zeiten der Globalisierung  gibt es für die meisten Familien den Punkt in ihrer Lebensplanung, an dem sie sesshaft werden. Gerade mit Kindern führt man ungern ein Nomadenleben. Was den Standort angeht, suchen viele Käufer eher in der Region als in einer Stadt, besonders dort, wo die verkehrliche Anbindung an die großen Städte gut ist. „Die Zugverbindung von Kempen nach Düsseldorf spielt eine wichtige Rolle auch beim Hauskauf“, sagt Alexander Höges, Vermögensbetreuer bei der Volksbank Kempen-Grefrath; auch P+R-Standorte wie am Bahnhof Nettetal oder in Viersen-Boisheim seien wichtige Knotenpunkte. Im Ganzen ist der Siedlungsdruck in der Region Krefeld/ Kempen/ Viersen recht hoch. „In Brüggen oder Nettetal ist die Nachfrage höher als das Angebot“, resümiert Holthausen, „da kommen schon mal auf ein Baugebiet mit 20 Grundstücken 400 Bewerber.“ Was einen nicht abschrecken sollte: „Viele Kommunen werben immer wieder mit günstigem Bauland um Familien“, berichtet Holthausen.

Einen Kredit zu tilgen ist keine Nullachtfünfzehn-Angelegenheit mehr. „Es gibt nicht den Standard bei Tilgungsoptionen“, betont Roggendorf, „die Bedingungen sind heute sehr flexibel.“  Zinsbindung, Tilgungsoptionen, Ratenanpassung: „Man kann heute die Tilgungshistorie sehr genau und variabel auf die Lebensumstände der Käufer einstellen“, berichtet der Kempener Höges. Ein weiterer Punkt, in dem man sich dringend die Expertise von Fachleuten holen sollte: Zuschüsse und Fördertöpfe. „Baukindergeld, KFW-Förderung, Zinsvergünstigungen, Zuschüsse beim Denkmalschutz oder von Versorgern wie den Gemeinde- und Stadtwerken: Das ist ein sehr, sehr breites Feld“, resümiert Höges,  Beratung sei gerade in diesem Punkt unerlässlich.

Der Wunsch nach einem Eigenheim ist immer noch groß in Deutschland: Laut Statistischem Bundesamt leben derzeit etwa 42,1 Prozent der deutschen Haushalte in den eigenen vier Wänden, rund 57,9 Prozent sind Mieterhaushalte – das ist die niedrigste Quote in Europa.

Der Wunsch nach einem Eigenheim ist immer noch groß in Deutschland: Laut Statistischem Bundesamt leben derzeit etwa 42,1 Prozent der deutschen Haushalte in den eigenen vier Wänden, rund 57,9 Prozent sind Mieterhaushalte – das ist die niedrigste Quote in Europa.

Foto: dpa

Immobilienerwerb als Investition ist nicht nur für Großanleger, sondern auch für Privatleute eine interessante Option. Nach Volksbank-Erfahrungen gibt es Handwerker, andere Inhaber kleinerer Unternehmen oder Privatiers, für die ein Mietshaus Teil ihrer Altersversorgung sein soll. Auch für diese Option sei Beratung wichtig, betont Roggendorf. Ein Thema im Immobilienmarkt umreißt das Stichwort Generationswechsel. „Es ist nicht selten, dass Menschen ihr Haus verkaufen, weil die Kinder aus dem Haus sind und das Haus zu groß geworden ist“, berichtet Heiner. Gewünscht ist in der Regel der Umzug in eine überschaubare, barrierefreie Wohnung. „Die Nachfrage nach seniorengerechten Wohnungen ist groß; und für diesen Fall wünschen sich die Käufer oder Mieter meist modernen Wohnraum“, berichtet Heiner.  Verkaufen und gegebenenfalls kleiner kaufen: Auch bei diesem Schritt ist die Expertise von Fachleuten wichtig. Gilt für alle Altersklassen: „Für die meisten Menschen ist der Kauf einer Immobilie ein Lebensprojekt“, sagt Roggendorf, „du kaufst einmal im Leben ein Haus, du verkaufst es einmal im Leben.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort