Modellschiffahrtsmuseum Am Nordwall ankern mehr als 100 Schiffe
Krefeld · Peter Kelm hat im Erdgeschoss seines Hauses ein kleines Museum für Modellschiffe eingerichtet. Einmal im Monat zeigt er sie der Öffentlichkeit.
Die kleinste Werft von Krefeld ist knapp zwei Quadratmeter groß. Das glauben Sie nicht? Doch, ganz bestimmt. Sie ist nämlich eine Werkbank. Und die steht im ersten Geschoss einer Wohnung auf dem Nordwall. Betreiber dieser Werft ist Peter Kelm, und in seiner Einrichtung herrscht schon seit Jahrzehnten dermaßen Hochkonjunktur, dass selbst die Kollegen in Papenburg mit den Ohren schlackern dürften angesichts der enormen Auftragslage. Hinzu kommt: Die Schiffe in seiner Werft sind nicht irgendwelche. Kolumbus’ komplette Flotte ist dort durchgegangen, außerdem die Gorch Fock oder eines der legendären Drachenboote der Wikinger. Natürlich nicht die Originale. Sondern allesamt im Kleinformat, als Miniaturausgaben. Peter Kelm ist Modellschiffbauer, und er betreibt am Nordwall 69 auch ein kleines Museum, in dem Modellschiffe ausgestellt sind. Einmal im Monat öffnet er für Besucher, immer am dritten Sonntag im Monat zwischen 10.30 und 12.30 Uhr - das nächste Mal also am 19. August.
Im Mai 1995 hat Kelm sein Museum eröffnet. Es ist in ehemaligen Büroräumen untergebracht, in drei Zimmern stehen mehr als 100 Schiffmodelle. Früher standen sie in der Wohnung, doch die wurde irgendwann zu klein. Dazu gibt es ein Durchgangszimmer mit weiteren nautischen Geräten und ein Nebenzimmer, in dem Muscheln aller Art ausgestellt sind. Etwa ein Drittel der Schiffe hat Kelm mit viel Mühe in liebevoller Kleinarbeit selbst gebaut - mit zehn, elf Jahren hat er angefangen und ist seither seinem Hobby treu geblieben. Kapitän oder dergleichen ist er übrigens nicht. „Schiffe strahlen eine wahnsinnige Ruhe aus, sind nicht so hektisch wie Autos oder Flugzeuge“, sagt Helm.
Ein weiteres Drittel hat er zum Beispiel auf Trödelmärkten gefunden und restauriert, die restlichen Boote sind gestiftet, zum Beispiel aus Nachlässen. Darunter befindet sich ein Modell der Gorch Fock, an dem der Vorbesitzer über anderthalb Jahre hinweg gearbeitet hat. Es besteht aus mehr als 50.000 Streichhölzern, bei denen feinsäuberlich der Schwefelkopf abgetrennt wurde und die in unendlicher Fleißarbeit zu einem Boot verarbeitet wurden - selbst die Segel sind aus Streichhölzern. 120 Zentimeter misst es in der Länge, 16 Zentimeter ist es hoch und 73 Zentimeter hoch. Damit ist es eines der größten Modelle in der Ausstellung. „Der Mann ist verstorben. Seine Frau wusste nicht, was sie mit dem Boot machen sollte und ist über das Internet auf mein Museum aufmerksam geworden. Sie hat das Boot gestiftet“, schildert Kelm.
Überhaupt hilft das Internet, um Kontakt zu anderen Modellbauern zu finden - und auch, um weitere Schiffe zu bekommen. „Vor einiger Zeit bin ich so auf einen Sammler vom Bodensee gestoßen. Dort war ein Bach über die Ufer getreten und hatte seinen Raum mit den Schiffen überflutet. Die Schiffe haben im schlammigen Wasser gelegen, Die Rümpfe waren aufgequollen, und die Segel waren verschlammt. Mittlerweile habe ich einen Großteil davon gereinigt, sie stehen jetzt auch in der Ausstellung.“
Der Krefelder weiß wovon er spricht, wenn er über die aufwändigen Arbeiten an den Schiffen erzählt. Für die Reinigungsarbeiten verwendet er alte Zahnbürsten oder Ohrstäbchen, mit Holzpolitur werden dann damit die Schiffsdecks geschrubbt. „Die Arbeitsstunden daran habe ich nie gezählt“, sagt er, der als Kind sein erstes Modell gebaut hat - zum Teil mit Bausätzen, zum Teil aber auch mit Holz- und Laubsäge. „Da kommen dann schnell mal ein paar 100 Stunden zusammen. Nach oben sind da keine Grenzen. Zum Teil haben die Erbauer über Jahre hinweg daran gebastelt.“
Am Prunkstück der Ausstellung etwa hat sein Erbauer fünf Jahre lang daran gewerkelt. Es ist nicht nur ein Schiff, sondern ein riesiges Diorama. Es zeigt die Idlewild, einen der letzten noch fahrtüchtigen Heckraddampfer in den USA. Kein anderes Fluss-Dampfschiff hat mehr Orte angefahren und Kilometer zurückgelegt. 1972 wurde das Schiff, das inzwischen in Belle of Louisville umbenannt wurde, in das National Register of Historic Places aufgenommen und seit 1989 ist es als National Historic Landmark eingestuft. „Selbst die Figuren sind handgefertigt und bemalt“, sagt Kelm und weist auf kleine Ochsenkarren. Wieviel seine Sammlung wert ist? „Das kann man gar nicht sagen. Das ist nur ideell.“