Modellschiffahrtsmuseum Am Nordwall ankern mehr als 100 Schiffe

Krefeld · Peter Kelm hat im Erdgeschoss seines Hauses ein kleines Museum für Modellschiffe eingerichtet. Einmal im Monat zeigt er sie der Öffentlichkeit.

 „Idlewild“ steht für einen der letzten noch fahrtüchtigen, historischen Heckraddampfer in den USA. 1914 wird das Schiff für die West Memphis Packet Company als Passagierfähre gebaut. Mit nur 1,5 Metern Tiefgang und einem robusten Stahlrumpf eignet sich das Boot für fast alle schiffbaren Flüsse des Mississippi-Flusssystems. Das Original heißt inzwischen Belle of Louisville und fährt auf dem Ohio River.

„Idlewild“ steht für einen der letzten noch fahrtüchtigen, historischen Heckraddampfer in den USA. 1914 wird das Schiff für die West Memphis Packet Company als Passagierfähre gebaut. Mit nur 1,5 Metern Tiefgang und einem robusten Stahlrumpf eignet sich das Boot für fast alle schiffbaren Flüsse des Mississippi-Flusssystems. Das Original heißt inzwischen Belle of Louisville und fährt auf dem Ohio River.

Foto: Schaulandt, Oliver

Die kleinste Werft von Krefeld ist knapp zwei Quadratmeter groß. Das glauben Sie nicht? Doch, ganz bestimmt. Sie ist nämlich eine Werkbank. Und die steht im ersten Geschoss einer Wohnung auf dem Nordwall. Betreiber dieser Werft ist Peter Kelm, und in seiner Einrichtung herrscht schon seit Jahrzehnten dermaßen Hochkonjunktur, dass selbst die Kollegen in Papenburg mit den Ohren schlackern dürften angesichts der enormen Auftragslage. Hinzu kommt: Die Schiffe in seiner Werft sind nicht irgendwelche. Kolumbus’ komplette Flotte ist dort durchgegangen, außerdem die Gorch Fock oder eines der legendären Drachenboote der Wikinger. Natürlich nicht die Originale. Sondern allesamt im Kleinformat, als Miniaturausgaben. Peter Kelm ist Modellschiffbauer, und er betreibt am Nordwall 69 auch ein kleines Museum, in dem Modellschiffe ausgestellt sind. Einmal im Monat öffnet er für Besucher, immer am dritten Sonntag im Monat zwischen 10.30 und 12.30 Uhr - das nächste Mal also am 19. August.

Im Mai 1995 hat Kelm sein Museum eröffnet. Es ist in ehemaligen Büroräumen untergebracht, in drei Zimmern stehen mehr als 100 Schiffmodelle. Früher standen sie in der Wohnung, doch die wurde irgendwann zu klein. Dazu gibt es ein Durchgangszimmer mit weiteren nautischen Geräten und ein Nebenzimmer, in dem Muscheln aller Art ausgestellt sind. Etwa ein Drittel der Schiffe hat Kelm mit viel Mühe in liebevoller Kleinarbeit selbst gebaut - mit zehn, elf Jahren hat er angefangen und ist seither seinem Hobby treu geblieben. Kapitän oder dergleichen ist er übrigens nicht. „Schiffe strahlen eine wahnsinnige Ruhe aus, sind nicht so hektisch wie Autos oder Flugzeuge“, sagt Helm.

 Peter Kelm sitzt an der Hobelbank in seiner „Werft“, wie er sein Bastelzimmer nennt, in dem er Modellschiffe baut und restauriert.

Peter Kelm sitzt an der Hobelbank in seiner „Werft“, wie er sein Bastelzimmer nennt, in dem er Modellschiffe baut und restauriert.

Foto: Schaulandt, Oliver

Ein weiteres Drittel hat er zum Beispiel auf Trödelmärkten gefunden und restauriert, die restlichen Boote sind gestiftet, zum Beispiel aus Nachlässen. Darunter befindet sich ein Modell der Gorch Fock, an dem der Vorbesitzer über anderthalb Jahre hinweg gearbeitet hat. Es besteht aus mehr als 50.000 Streichhölzern, bei denen feinsäuberlich der Schwefelkopf abgetrennt wurde und die in unendlicher Fleißarbeit zu einem Boot verarbeitet wurden - selbst die Segel sind aus Streichhölzern. 120 Zentimeter misst es in der Länge, 16 Zentimeter ist es hoch und 73 Zentimeter hoch. Damit ist es eines der größten Modelle in der Ausstellung. „Der Mann ist verstorben. Seine Frau wusste nicht, was sie mit dem Boot machen sollte und ist über das Internet auf mein Museum aufmerksam geworden. Sie hat das Boot gestiftet“, schildert Kelm.

Überhaupt hilft das Internet, um Kontakt zu anderen Modellbauern zu finden - und auch, um weitere Schiffe zu bekommen. „Vor einiger Zeit bin ich so auf einen Sammler vom Bodensee gestoßen. Dort war ein Bach über die Ufer getreten und hatte seinen Raum mit den Schiffen überflutet. Die Schiffe haben im schlammigen Wasser gelegen, Die Rümpfe waren aufgequollen, und die Segel waren verschlammt. Mittlerweile habe ich einen Großteil davon gereinigt, sie stehen jetzt auch in der Ausstellung.“

Der Krefelder weiß wovon er spricht, wenn er über die aufwändigen Arbeiten an den Schiffen erzählt. Für die Reinigungsarbeiten verwendet er alte Zahnbürsten oder Ohrstäbchen, mit Holzpolitur werden dann damit die Schiffsdecks geschrubbt. „Die Arbeitsstunden daran habe ich nie gezählt“, sagt er, der als Kind sein erstes Modell gebaut hat - zum Teil mit Bausätzen, zum Teil aber auch mit Holz- und Laubsäge. „Da kommen dann schnell mal ein paar 100 Stunden zusammen. Nach oben sind da keine Grenzen. Zum Teil haben die Erbauer über Jahre hinweg daran gebastelt.“

 Die Gorch Fock besteht aus mehr als 50.000 Streichhölzern - sogar die Segel sind daraus angefertigt. Es ist 120 Zentimeter lang, 16 breit und 73 hoch.

Die Gorch Fock besteht aus mehr als 50.000 Streichhölzern - sogar die Segel sind daraus angefertigt. Es ist 120 Zentimeter lang, 16 breit und 73 hoch.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Die Bounty war ein Dreimaster der britischen Admiralität, das 1787 unter Führung von Lieutenant William Bligh zu einer Reise in die Südsee aufbrach. Auf der Rückreise kam es 1789 zur Meuterei.

Die Bounty war ein Dreimaster der britischen Admiralität, das 1787 unter Führung von Lieutenant William Bligh zu einer Reise in die Südsee aufbrach. Auf der Rückreise kam es 1789 zur Meuterei.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Ein weiteres Modell des Segelschulschiffes Gorch Fock ist in der Ausstellung zu sehen.

Ein weiteres Modell des Segelschulschiffes Gorch Fock ist in der Ausstellung zu sehen.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Die Tirpitz war ein im Zweiten Weltkrieg eingesetztes Schlachtschiff der deutschen Kriegsmarine.

Die Tirpitz war ein im Zweiten Weltkrieg eingesetztes Schlachtschiff der deutschen Kriegsmarine.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Der Happy Hunter ist ein Hochseebergungsschlepper, der eine Geschwindigkeit von bis zu 16 Knoten erreicht.

Der Happy Hunter ist ein Hochseebergungsschlepper, der eine Geschwindigkeit von bis zu 16 Knoten erreicht.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Die Glasgow ist ein typischer Seitenradschlepper aus schottischen und nordenglischen Häfen.

Die Glasgow ist ein typischer Seitenradschlepper aus schottischen und nordenglischen Häfen.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Die HMS Royal Katherine wurde 1664 gebaut und war mit 84 Kanonen ausgestattet. 1706 wurde sie in HMS Ramilles umbenannt und sank 1760 vor der englischen Küste.

Die HMS Royal Katherine wurde 1664 gebaut und war mit 84 Kanonen ausgestattet. 1706 wurde sie in HMS Ramilles umbenannt und sank 1760 vor der englischen Küste.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Dieses Flugzeug steht auf einem Flugzeugträger.

Dieses Flugzeug steht auf einem Flugzeugträger.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Ausstattung darf natürlich nicht fehlen - hier etwa ein Rettungsboot.

Ausstattung darf natürlich nicht fehlen - hier etwa ein Rettungsboot.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Die Amsterdam war ein Handelsschiff der Niederländischen Ostindien-Kompanie (V.O.C.). Das Schiff lief bei seiner Jungfernfahrt am 8. Januar 1749 auf Grund.

Die Amsterdam war ein Handelsschiff der Niederländischen Ostindien-Kompanie (V.O.C.). Das Schiff lief bei seiner Jungfernfahrt am 8. Januar 1749 auf Grund.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Die Santa Maria war das Flaggschiff von Christoph Kolumbus’ erster Expedition von 1492 bis 1493, auf der er einen westlichen Weg nach Ostasien suchte. Begleitet wurde sie von den deutlich kleineren Schiffen Niña und Pinta.

Die Santa Maria war das Flaggschiff von Christoph Kolumbus’ erster Expedition von 1492 bis 1493, auf der er einen westlichen Weg nach Ostasien suchte. Begleitet wurde sie von den deutlich kleineren Schiffen Niña und Pinta.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Eine römische Galeere wurde neben dem Segel auch mit Ruderkraft angetrieben - das machte sie enorm gut manövrierfähig.

Eine römische Galeere wurde neben dem Segel auch mit Ruderkraft angetrieben - das machte sie enorm gut manövrierfähig.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Mit diesem Drachenboot fuhren einst die Wikinger - Peter Kelm entdeckte es im Abfall und restaurierte es.

Mit diesem Drachenboot fuhren einst die Wikinger - Peter Kelm entdeckte es im Abfall und restaurierte es.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Nach dem Nordstaaten-General Robert E.Lee ist dieser Raddampfer benannt. Lee führte im Amerikanischen Bürgerkrieg das Heer der Konföderierten.

Nach dem Nordstaaten-General Robert E.Lee ist dieser Raddampfer benannt. Lee führte im Amerikanischen Bürgerkrieg das Heer der Konföderierten.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Der Fischkutter mit dem Kennzeichen CUX 87 ist ein typisches Fischerboot, wie es in den 1970er Jahren an der deutschen Nordseeküste gebaut wurde.

Der Fischkutter mit dem Kennzeichen CUX 87 ist ein typisches Fischerboot, wie es in den 1970er Jahren an der deutschen Nordseeküste gebaut wurde.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Der Ochsenkarren und die Figuren wurden von Hand gefertigt.

Der Ochsenkarren und die Figuren wurden von Hand gefertigt.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Diese Teegesellschaft sitzt auf dem Deck eines Missisippi-Dampfers.

Diese Teegesellschaft sitzt auf dem Deck eines Missisippi-Dampfers.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Zu den Schiffen gehören auch die entsprechenden Figuren.

Zu den Schiffen gehören auch die entsprechenden Figuren.

Foto: Schaulandt, Oliver
 Das Original des Feuerschiffs Elbe 1 liegt im Cuxhavener Museum. Der Schiffstyp wurde zwischen 1939 und 1948 erbaut und tat bis zum Jahr 1988 seinen Dienst.

Das Original des Feuerschiffs Elbe 1 liegt im Cuxhavener Museum. Der Schiffstyp wurde zwischen 1939 und 1948 erbaut und tat bis zum Jahr 1988 seinen Dienst.

Foto: Schaulandt, Oliver

Am Prunkstück der Ausstellung etwa hat sein Erbauer fünf Jahre lang daran gewerkelt. Es ist nicht nur ein Schiff, sondern ein riesiges Diorama. Es zeigt die Idlewild, einen der letzten noch fahrtüchtigen Heckraddampfer in den USA. Kein anderes Fluss-Dampfschiff hat mehr Orte angefahren und Kilometer zurückgelegt. 1972 wurde das Schiff, das inzwischen in Belle of Louisville umbenannt wurde, in das National Register of Historic Places aufgenommen und seit 1989 ist es als National Historic Landmark eingestuft. „Selbst die Figuren sind handgefertigt und bemalt“, sagt Kelm und weist auf kleine Ochsenkarren. Wieviel seine Sammlung wert ist? „Das kann man gar nicht sagen. Das ist nur ideell.“

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