Krefeld Mobile Hundeschule macht Hausbesuche

Krefeld · Die Hunde-Trainer Kirsten und Klaus Müller lehren Mensch und Tier einen entspannten Umgang miteinander.

 Claudia Schwenzien mit Schäferhund "Boss"(l.) und Susanne Gormanns mit Appenzeller-Rüde "Paul" (Mitte) sind in der Hundeschule von Kirsten und Klaus Müller, die an diesem Tag mit Königspudel "Bronco" und Retriever "Paula" in der Krefelder Innenstadt unterwegs sind-

Claudia Schwenzien mit Schäferhund "Boss"(l.) und Susanne Gormanns mit Appenzeller-Rüde "Paul" (Mitte) sind in der Hundeschule von Kirsten und Klaus Müller, die an diesem Tag mit Königspudel "Bronco" und Retriever "Paula" in der Krefelder Innenstadt unterwegs sind-

Foto: Thomas Lammertz

Paul ist ein stattlicher Kerl. Er ist schlank, durchtrainiert und seine schwarzen Haare glänzen. Aber. Paul ist "sehr sensibel". Sagt Susanne Gormanns. Sie ist die Besitzerin des Appenzellers. Bis vor wenigen Monaten konnte sie mit ihrem fünfjährigen Rüden weder ins Restaurant noch in Ruhe einkaufen gehen. Paul zog an der Leine, hatte Angst vor den ungewohnten Geräuschen der Stadt und versuchte sich loszureißen. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert. In der Mobilen Hundeschule Müller lernte der Schweizer Sennenhund, seinen Menschen zu vertrauen und ihre Kommandos zu akzeptieren.

An diesem Samstag soll Paul zeigen, was er gelernt hat. Mit seinen Besitzern und den Hundetrainern Kirstin und Klaus Müller spaziert er über die Hochstraße. "Wir arbeiten mit den Hunden und ihren Besitzern immer dort, wo sie sich auch im Alltag aufhalten. Wichtig ist, das Zusammenleben von Mensch und Hund kennenzulernen, deswegen machen wir am Anfang Hausbesuche", erklärt Kirstin Müller. Sie weiß, dass viele Hundebesitzer meinen, der Unterricht würde nur ihren Vierbeiner betreffen. "Das ist natürlich nicht so. Meist arbeite ich sogar mehr mit den Menschen und versuche, Missverständnisse in der Kommunikation mit dem Hund auszuräumen", erklärt die Fotoredakteurin, die mit der Hundeschule ihr Hobby zum Beruf gemacht hat.

Schon bei der Ansprache des Vierbeiners würden die ersten Fehler gemacht. "Hunde brauchen klare Befehle. Forderungen wie ,Sitz' oder ,Bleib' müssen in einem bestimmten Ton gesagt werden. Der Hund muss merken, dass er keine Alternativen hat. Als Rudeltier akzeptiert er diese Autorität und fühlt sich sicher und geborgen."

Gerade unsichere Tiere wie Paul bräuchten eine Person, die sie führt, die der Fels in der Brandung sei, sagt Müller. Ehepaar Gormanns nickt. Energisch nimmt Susanne Gormanns ihren Rüden an die kurze Leine und führt ihn über die belebte Hochstraße. Paul ist lammfromm. "Es ist unglaublich, wie sich unser Leben verändert hat, seit wir mit der Hundeschule Müller zusammen arbeiten", schwärmt die Hundebesitzerin aus Willich. Noch vor einem Jahr hätte sie Schweißausbrüche gekriegt, wenn sie nur an eine Einkaufstour mit Hund gedacht hätte. "Wir haben uns in allem eingeschränkt und gewissen Dinge, wie Essen gehen, einfach nicht mehr gemacht. Paul hat uns beherrscht. Er war der Chef in der Familie", erinnert sie sich. Durch beständiges Fiepen setzte der Rüde seinen Willen durch. "Als er klein war, fanden wir das süß. Nachher hat es nur noch genervt", sagt das Ehepaar.

"Konsequenz" heißt das Zauberwort in der Hundeerziehung. Paul musste lernen, dass er seinen Willen nicht durchsetzen kann, sondern sich gedulden muss, bis seine Besitzer ihm das Gewünschte geben. "In unserer Erziehung gibt es keine Leckerchen als Belohnung. Wir wollen nicht dressieren, sondern erziehen. Ein gut erzogener Hund kann überallhin mitgenommen werden und fällt nicht durch unangenehmes Benehmen auf", erklärt die Expertin. Anders jedoch als in der Kindererziehung, müssten Hunde zur Unselbstständigkeit erzogen werden. "Nicht der Hund entscheidet, was gemacht wird, sondern der Mensch am anderen Ende der Leine."

Paul zeigt wie es geht, als seine Besitzer den Hauptbahnhof ansteuern und der Rüde deutlich unsicherer wird. Statt an der Leine zu ziehen oder stehen zu bleiben, wirft er Herrchen Gilbert Gormanns einen fragenden Blick zu. Der zieht den Hund kommentarlos zu sich und signalisiert ihm damit: "Weiter geht's. Es gibt kein Problem."Paul läuft prompt weiter.

"Ganz wichtig ist auch ein entspanntes Miteinander von Mensch und Hund. Futter darf es zum Beispiel nur geben, wenn der Hund ruhig ist und nicht hektisch herumspringt. Wenn Besuch kommt, darf sich der Hund freuen, aber er muss den Gast nicht anspringen, ablecken oder vor lauter Hektik umwerfen", erklärt Kirstin Müller.

Ihre eigenen Hunde, Retriever Paula und Königspudel Bronco, sind an diesem Samstag der lebende Beweis, dass die von Müller praktizierte Erziehung funktioniert. Völlig gelassen gehen sie an knatternden Motorrädern vorbei, schlängeln sich durchs Kaufhaus und lassen sich ohne mit der Wimper zu zucken von weniger gut erzogenen Hunden anbellen. "Das heißt aber nicht, dass sie nicht auch immer wieder ihre Grenzen austesten und wir sie dann bestimmt in ihre Schranken weisen müssen", sagt Müller, Chefin von insgesamt vier Hunden.

Für Ehepaar Gormanns wird es in den kommenden Wochen noch einmal spannend. Dann steht der Spanien-Urlaub vor der Tür. Mit Hund, versteht sich. Bisher waren Ferien mit Paul wenig entspannt. Doch in diesem Jahr stehen die Chancen richtig gut, dass Paul sich benimmt und Frauchen und Herrchen gut erholt nach Hause kommen.

(RP)
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