Krefeld MKVA: Protest aus Duisburg

Krefeld · Aus Duisburg kommt heftiger Protest gegen die geplante Erweiterung der Krefelder Müllverbrennungsanlage. Grund: Die Betreiber haben einen doppelt so hohen Emissionsgrenzwert fürs hochgiftige Stickstoffdioxid beantragt.

 Müll aus Italien in Düsseldorf abgeladen.

Müll aus Italien in Düsseldorf abgeladen.

Foto: Busskamp, RP

Wenn man den Betreibern der Krefelder Müllverbrennungsanlage Glauben schenken darf, dann ist es allerhöchste Eisenbahn für den Bau eines fünften Kessels in der Anlage. "Ein Totalausfall eines alten Kessels ist nicht mehr auszuschließen", heißt es im Antrag der Entsorgungsanlagengesellschaft Krefeld (EAG) an die Bezirksregierung. Absender des Schreibens: die beiden EAG-Geschäftsführer Dirk Sievert und Dr. Gerd Mützenich.

Sie legen in dem fünfseitigen Schreiben dar, dass die Kesselanlage großenteils überaltert sei. "Drei Altkessel weisen bereits einen deutlich gesteigerten Reparaturbedarf auf", schreibt Mützenich. Es sei zu erwarten, dass die Verfügbarkeit dieser Kessel in den kommenden Jahren weiter absinke. Es bestehe gar die Gefahr, "dass die Entsorgungssicherheit der Region mit der derzeitigen Anlage der MKVA Krefeld nicht mehr sichergestellt ist."

Bevor es zu neapolitanischen Verhältnissen am Niederrhein kommt, drücken die Betreiber aufs Tempo: Noch bevor die Bezirksregierung grünes Licht für die Erweiterung geben wird, wollen sie mit den Bauarbeiten anfangen. Spätestens in 18 Monaten soll in dem fünften Kessel Müll brennen. "Wir verpflichten uns, wenn das Vorhaben nicht genehmigt wird, den früheren Zustand wiederherzustellen", schreiben die Betreiber.

Doch aus Duisburg gibt es heftigen Gegenwind gegen Kessel Nummer fünf. Auch nach mehreren Monaten hat Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) noch "offene Fragen" zu den Auswirkungen auf das Duisburger Stadtgebiet. Denn die EAG beantragte bei der Bezirksregierung einen neuen Emissionsgrenzwert fürs hochgiftige Stickstoffoxid von 200 Milligramm pro Kubikmeter. "Dieser Grenzwert liegt um 100 Prozent über dem bisherigen Genehmigungswert", schreibt Sauerland in einer Mitteilungsvorlage für den Umweltausschuss.

Höhere Konzentrationen von Stickstoffoxid können Atemnot und Lungenödeme auslösen. Bei Männern kann Impotenz bei häufigerem Einatmen als Spätfolge eintreten. Nach Angaben der Duisburger Stadtverwaltung haben die Betreiber bei Nitrose-Gasen gar eine Vervierfachung der bisherigen Grenzwerte beantragt. Und: Statt 55 Tonnen sollen künftig 80 Tonnen Müll pro Stunde verbrannt werden dürfen. Das sei nur eine Übergangsregelung, versprechen die Betreiber. "Nach erfolgter betrieblicher Übernahme werden die Altkessel stillgelegt", heißt es in dem Antrag. Nach einer Übergangszeit von maximal zwei Jahren würden die alten Kessel abgeschaltet, verspricht Mützenich.

(RP)
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