Krefeld Mit Vuvuzelas gegen Lkw-Verkehr

Krefeld · Mit Vuvuzelas und Trillerpfeifen haben Gegner des Lkw-Routenkonzeptes vor dem Rathaus demonstriert. Oberbürgermeister Kathstede stellte sich den Demonstranten und sagte Abhilfe zu.

 Mindestens 500 Menschen demonstrierten gestern vor dem Rathaus lautstark gegen das geplante Lkw-Routenkonzept, das noch vorsieht, Lkw-Verkehr unter anderem am Ricarda-Huch-Gymnasium vorbeizulotsen.

Mindestens 500 Menschen demonstrierten gestern vor dem Rathaus lautstark gegen das geplante Lkw-Routenkonzept, das noch vorsieht, Lkw-Verkehr unter anderem am Ricarda-Huch-Gymnasium vorbeizulotsen.

Foto: Thomas lammertz

Mit ohrenbetäubendem Lärm haben gestern etwa 500 Menschen vor dem Rathaus gegen das bislang geplante Lkw-Routenkonzept demonstriert. Mit Parolen wie "Mordwall Ecke Mörderstraße", "Tote Kinder lernen nicht", "Luft statt Gruft" oder "Lernen statt lärmen" haben Schüler, Eltern und Lehrer des Ricarda-Huch-Gymnasiums sowie Anwohner im Umfeld der Moerser Straße dagegen protestiert, dass Lkw-Verkehr vom Ring über Nordwall und Moerser Straße umgeleitet werden soll.

Oberbürgermeister Gregor Kathstede (CDU) stellte sich den Demonstranten und sagte ihnen unter Applaus zu: "Rat und Verwaltung werden alles daran setzen, dass der Verkehr nicht über die Moerser Straße fließen wird. Wir alle haben verstanden, was Euch und Ihnen wichtig ist."

Die Demonstranten hatten Trillerpfeifen, Vuvuzelas, Kochtopfdeckel und Ratschen dabei, um zu lärmen — Anspielung auf den zu befürchtenden Lärmzuwachs, wenn der Lkw-Verkehr an der Schule und in den Wohnstraßen zunehmen würde. Der Vorsitzende der Schulpflegschaft, Olaf Hirsch, übergab Kathstede zur Bekräftigung der Proteste eine Liste mit Unterschriften gegen das Konzept.

Im nach der Demonstration tagenden Planungsausschuss wurde Olaf Enger, einer der Organisatoren der Demonstration, Rederecht eingeräumt. Er trug die Argumente gegen das Konzept vor:

— Der Messpunkt: Enger betonte, es gebe eine Messstelle und einen kritischen Punkt mit überhöhten Schadstoffwerten auf dem Oranierring, an dem das ganze Thema Umleitung hänge. Er warf die Frage auf, ob es nicht Maßnahmen an dieser Stelle gebe, mit denen die Schadstoffkonzentration abgemildert werden könne. Hintergrund: Auf einem 250 Meter langen Ring-Teilstück zwischen Gericht und Hülser Straße sind die Schadstoffwerte (Stickstoffdioxid, NO2) deutlich zu hoch. Mit Genehmigung des Luftreinhalteplans hatte der Rat 2010 der Sperrung des Rings für Lkw zugestimmt und zugleich die Notwendigkeit für eine Umleitung geschaffen.

— Der Schadstoffausstoß, so Engers These, wäre eher größer: Die neue Strecke sei 600 Meter länger als die alte über den Ring, zudem unterbrochen von Querungen und Kreuzungen, so dass Lkw vielfach bremsen und anfahren müssten; am Ende würden so eher mehr Schadstoffe ausgestoßen als bei fließendem Verkehr über den Ring.

— Die Verkehrssicherheit leide: Die Route führt direkt am Ricarda-Huch-Gymnasium vorbei; dazu sagte Manfred Milkau als Vorsitzender der Freunde und Förderer des Ricarda-Huch-Gymnasiums unserer Zeitung: "Ich bringe meine Tochter jeden Tag zur Schule und sehe immer wieder, wie Schüler zwischen den parkenden Autos über die Straße witschen."

- Wirtschaftlichkeit: Allein die Umrundung des Friedrichsplatzes würde durch die Schräglage der Lkw den Druck auf die Straße so erhöhen, dass der Belag in kurzer Zeit ruiniert wäre, sagte Enger voraus; das bedeute zusätzliche Kosten für Stadt und Steuerzahler.

Die Frage, ob und wie das Lkw-Routenkonzept für Krefeld nun umgesetzt wird, hängt vom Besuch von Regierungspräsidentin Anne Lütkes ab. Oberbürgermeister Kathstede hatte, wie berichtet, in einem Schreiben an Lütkes erklärt, dass das Konzept so nicht umsetzbar sei, und sie eingeladen, sich in Krefeld ein Bild von der Lage zu machen. Lütkes sagte ihr Kommen zu.

Der Tagesordnungspunkt zum Thema Lkw-Routenkonzept wurde im Ausschuss abgesetzt und wird nun im heute Abend tagenden Rat abgehandelt.

(RP/rl)
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