Krefeld Mit "Mensch Meyer" war der Abend der SPD überschrieben. Der Besucher ahnte: Auf Frontalangriffe würde der SPD-Oberbürgermeisterkandidat Frank Meyer verzichten.

Wenn der gestrige Abend einen ersten Eindruck vom bald startenden Oberbürgermeisterwahlkampf in Krefeld vermittelt hat, dann muss man nach dem Besuch der SPD-Veranstaltung bei Gleumes bilanzieren: Es droht für den an politischer Würze interessierten Beobachter langweilig zu werden. Das liegt weniger daran, dass der SPD-Oberbürgermeisterkandidat Frank Meyer nicht scharfzüngig reden kann - er kann sehr wohl noch, aber er wollte nicht. Meyer ließ es menscheln, getreu des abendlichen Mottos "Mensch Meyer". Seine Rede: 35 Minuten sozialdemokratisches Wohlfühlprogramm.

Rund 150 Gäste durfte die SPD bei Gleumes begrüßen. So schnell wie nie seien alle Karten weg gewesen, sagte Meyer stolz. Wer frühere Aschermittwochsreden der SPD verfolgt hat, der erinnerte sich an die volle Breitseite gegen die Verwaltungsspitze, an spektakuläre OB-Beschimpfungen. Gestern hingegen sah man einen OB-Kandidaten Meyer, der seine Familiensozialisation umriss. Er erzählte vom Großvater als Samtweber, von der Großmutter, die von Breslau nach Krefeld kam, und von seinen Eltern, "zwei kleine Postbeamte", die sich hochgearbeitet hätten, gute Nachbarn sein wollten. Wer sorgsam beobachtete, der spürte hier: Meyer ist kein Showman. In Wahrheit sprach er viel weniger über "Mensch Meyer", als vielmehr über die, mit denen "Mensch Meyer" aufgewachsen ist. Hätte er über sich gesprochen, hätte er wohl von seinem Fußballvereinen KFC Uerdingen und FC Liverpool berichtet, und natürlich von seiner Liebe zu den Beatles.

Drei Viertel seiner Rede widmete Meyer dann den politischen Zielen. Natürlich sind Abende wie der gestrige nicht geeignet, politisch harte Wahrheiten zu servieren. Meyer umriss also nur, was er anders machen will, sofern er denn darf. So blieb vor allem in Erinnerung, dass er als ersten, also wichtigsten Punkt das Verlassen des Nothaushalts erwähnte. "Gemeinverantwortung statt Eigenverantwortung" sei sein Programm. Und Meyer setzte dann doch einen kleinen Mini-Angriff, der in Erinnerung bleiben wird. Der CDU warf er nämlich vor, bei der Kandidatenkür von Peter Vermeulen nur eine "durchamerikanisierte Showveranstaltung" geliefert zu haben. "Neoliberalismus" propagiere die CDU.

Mensch, Meyer, ein zartes Attäckchen muss man das wohl nennen.

(RP)
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