Krefeld Mit Kurzarbeit aus der Krise

Krefeld · Seit drei Monaten werden in Krefeld wieder mehr Menschen arbeitslos. Peter Ewert, Chef der Arbeitsagentur, setzt auf Kurzarbeit. Der Automobilzulieferer PWK aus Linn hat's umgesetzt – weil er auf den Aufschwung Ende 2009 setzt.

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Foto: AP

Seit drei Monaten werden in Krefeld wieder mehr Menschen arbeitslos. Peter Ewert, Chef der Arbeitsagentur, setzt auf Kurzarbeit. Der Automobilzulieferer PWK aus Linn hat's umgesetzt — weil er auf den Aufschwung Ende 2009 setzt.

Die Wirtschaftskrise zeigt in den ersten Tagen des neuen Jahres auf Krefelds Arbeitsmarkt verheerende Wirkung. 11682 Menschen (10,4 Prozent) waren in Krefeld im Dezember 2008 arbeitslos. Tendenz: Die Zahl wird 2009 deutlich steigen. Selbst bei optimistischen Konjunkturprognosen, einem nur um nur 0,5 Prozent sinkenden Bruttoinlandsprodukt, werden nach Einschätzung von Agenturchef Peter Ewert 800 mehr Menschen in Krefeld arbeitslos sein. Ewerts Rezept dagegen heißt: Kurzarbeit. Er hofft, dass viele Betriebe auf dieses Modell setzen, bevor sie ihre Mitarbeiter ganz entlassen: "Vor einem Personalabbau sollte jedes Unternehmen mit uns über Alternativen sprechen. Jeder Unternehmer, der beim nächsten Aufschwung sein Stammpersonal zur Verfügung hat, wird darüber glücklich sein."

Kurzarbeit drastisch gestiegen

Schon jetzt nutzen viele Betriebe das Hilfsangebot der Agentur für Arbeit, bei dem sie Teile des Lohns fortzahlt: 2500 Beschäftigte in 90 Betrieben sind nach aktuellem Stand im gesamten Agenturbezirk (inklusive Viersen) von Kurzarbeit betroffen. Zum Vergleich: Anfang 2008 waren es insgesamt nur 80 Beschäftigte im Agenturbezirk. "Das zeigt, welche Probleme es derzeit auf dem Arbeitsmarkt gibt", sagt Ewert. Ein spezielles Team der Arbeitsagentur berät seit einigen Wochen Firmen bei Bedarf über die Kurzarbeitsregelung. Die Problembranchen sind in Krefeld und Viersen die Bereiche Metall und Stahl, Logistik, Bau und die Autozulieferer, in Teilen auch die Chemie.

Dr. Harald Dorth, Geschäftsführer des Linner Automobilzulieferers PWK, setzt auf Kurzarbeit, weil er im Gegensatz zu den Skeptikern an eine Erholung der Konjunktur glaubt: "Ende 2009 brauchen wir den Personalstand wieder und haben uns deshalb neben einem dosierten Personalabbau für Urlaubsabbau, flexible Arbeitszeitkonten und für Kurzarbeit entschieden. Ich muss die Agentur für Arbeit loben. Die Anstrengungen dort waren exorbitant." So bitter die Pille auch ist, die mancher Arbeitnehmer durch schlucken muss — in der Kurzarbeit liegen auch Chancen. "Die Ausfallzeiten während der Kurzarbeit sollten zur Weiterbildung genutzt werden", sagt Ewert. 1600 Arbeitnehmer haben 2008 Weiterbildungsangebote angenommen. Für solche und andere Beratungen hat Peter Ewert einen höheren Etat: 2008 waren es noch 17 Millionen Euro, in 2009 sind es 20 Millionen.

Das Ende der Krise kann auch Ewert nicht absehen. Im April will er die ersten Quartalszahlen für 2009 vorlegen. "Ich hoffe, dass dann schon eine Frühjahrsbelebung absehbar ist."

(RP)
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