Krefeld Mit Kunstaktion über den Tod nachdenken

Krefeld · Die Formulierung war deutlich: "Eine Hilfe oder auch Beihilfe zur Selbsttötung oder eine aktive Sterbehilfe lehnen wir ab" - Karin Meincke, Vorsitzende der Hospiz Stiftung Krefeld, stellte beim "Tag der offenen Tür" im Hospiz am Blumenplatz anlässlich des Welt-Hospiztages am 14. Oktober die neu erarbeitete Leitlinie für die Hospiz-Arbeit in Krefeld erstmals vor.

 "Bevor ich sterbe . . ." - auf der Tafel sind Wünsche formuliert, die Menschen sich noch erfüllen möchten. Rechts Jörg Geyer (Kuratorium Hospiz-Stiftung; Förderverein Hospiz Krefeld) und Karin Meincke (Vorsitzende Hospiz Stiftung).

"Bevor ich sterbe . . ." - auf der Tafel sind Wünsche formuliert, die Menschen sich noch erfüllen möchten. Rechts Jörg Geyer (Kuratorium Hospiz-Stiftung; Förderverein Hospiz Krefeld) und Karin Meincke (Vorsitzende Hospiz Stiftung).

Foto: Joppen

Das Papier haben Vorstand und Kuratorium der Hospiz Stiftung Krefeld sowie der Vorstand des Fördervereins Hospiz Krefeld e.V. mit Professor Dr. Dr. Elmar Nass erarbeitet. Hintergrund: "Unterschiedliche Entwicklungen und Ansichten in der Gesellschaft zum Sterben und Tod" hätten die Institutionen zu den Aussagen veranlasst. Grundlage für die Hospizarbeit in Krefeld sei das christliche Menschenbild und die "jedem Menschen unveräußerbare und unverfügbare Menschenwürde". Das Ziel sei es, sterbenden Menschen ein selbstbestimmtes Leben bis zum Ende zu ermöglichen. Daher sollten alle Möglichkeiten der palliativen Versorgung ausgeschöpft werden. Zitat aus der Leitlinie: "Selbstbestimmung im Sterben heißt die Übernahme von Verantwortung: a) gegenüber sich selbst (in der Annahme des Lebens im Sterben) - b) gegenüber anderen (im Blick auf die Folgen für das Würdeverständnis Kranker und Sterbender in der Gesellschaft) und - c) gegenüber Gott (als Herrn über Leben und Tod)." Meincke nannte als Beispiel einen jungen Familienvater, der an Selbsttötung gedacht hatte und sich dann durch vertrauensvolle, aufklärende Gespräche und eine umfassende hospizliche Betreuung mit Blick auf seine Kinder dagegen entschieden hat. Zur ganzheitlichen Betreuung eines Sterbenden gehört für die Verfasser auch, dass sich um Angehörige und Nahestehende gekümmert wird. Sie fordern: "Wir brauchen die Rahmenbedingungen, um die Menschen zu begleiten - wir brauchen mehr hauptamtlich und ehrenamtlich engagierte Menschen, mehr Zeit und mehr Geld", so Meincke. Dass sich die Krefelder einbringen, bewiesen "karnevalistische Besucher": Die Tanzgarde der GKG 1878 brachte eine Spende von 300 Euro zu Hospiz-Leiter Alexander Henes. Der Tag der offenen Tür war auch der vorläufige Abschluss des Kunstprojektes "before I die" (bevor ich sterbe): Birgitta Tilgner (Koordinatorin der ehrenamtliche Hospiz-Arbeit) schilderte, dass die Wünsche auf den Tafeln (eine stand in der Dionysius-Kirche, eine im Hospiz am Blumenplatz) unterschiedliche Schwerpunkte gehabt hätten: Auf der Tafel in der Kirche sei es eher um spirituelle Wünsche wie Leben, Liebe oder Erfüllung gegangen. Auf der Tafel im Hospiz fanden sich auch Wünsche, die Henes als "Lebenswünsche" bezeichnet: die Polarlichter sehen, Oma werden, Quad fahren... "Wir bemühen uns ja im ganzen Hospiz-Team, solche Lebenswünsche der Gäste zu erfüllen", so Henes. Kurzfristig wurde entschieden, dass die "before I die"-Tafel in der Dio-Kirche noch stehenbleibt. Zum Tagesprogramm gehörten zudem Referate, die Möglichkeit, eine Handmassage als Entspannungsangebot zu erleben, eine Cafeteria, die Kaffee-Ape des Fördervereins Hospiz Krefeld und Musik vom Pianisten Kai Kuzina.

(RP)
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