Krefeld Mit den Beinen träumen

Krefeld · Bei der Deutschen Meisterschaft im Lateinamerikanischen Tanz ging es am Wochenende elegant zu. 1200 Zuschauer verfolgten den hochkarätigen Wettbewerb, der viel Glitzer und Glamour in die Glockenspitzhalle brachte. Die Krefelder Tanzpaare schieden vorzeitig aus.

Eine feurige Atmosphäre herrschte am Samstag in der Glockenspitzhalle: Bei der Deutschen Meisterschaft in den Lateinamerikanischen Tänzen verzauberten 72 Paare die Zuschauer mit atemraubenden Rhythmen, ausdrucksstarken Bewegungen und glitzernden Abendkleidern. Etwa 1200 Gäste – ebenfalls in Abendkleidung – kamen, um das elegante Spektakel mitzuerleben und sich selbst im Samba, Rumba, Jive, Cha-Cha-Cha und Paso doble zu üben. 1500 hatte der Tanzclub Seidenstadt Krefeld erwartet. Vorsitzender Martin Pastor war dennoch zufrieden mit der Veranstaltung: "Es läuft alles hervorragend und das Niveau ist erstaunlicherweise sehr hoch. Ich habe selten eine so hochklassige Vorrunde gesehen."

Vom TC Seidenstadt waren zwei Paare dabei, die aber die Finalrunden knapp verpassten. Simon Völbel und Regina Murtasina waren enttäuscht, Freude herrschte dagegen bei Stanislav Kestel und Malika Dzumaev. Die beiden trainieren erst seit vier Monaten zusammen in Krefeld: "Es war unsere erste Deutsche Meisterschaft und das Niveau war sehr hoch. Wir sind überglücklich über die Platzierung", sagte der 19-jährige Kestel.

Verführen und zurückweisen

Der Reiz der ungewöhnlichen Sportveranstaltung lag in der Eleganz, in der Atmosphäre und dem Schauspiel, das die Tänzer auf dem Parkett zeigten. Der Veranstalter bezeichnete die lateinamerikanischen Tänze als "Träumen mit den Beinen". Denn jeder einzelne Tanz erzählt eine Geschichte: Der schnelle Jive berichtet vom freudigen Flirt; in den gefühlvoll ausgetanzten Bewegungen der Rumba schwingt Liebe und Zuneigung mit; der Samba-Tanz ist pure Verführung. Immer wieder weist die Frau den Mann von sich. Werben, Verführen und Zurückweisen – und das in Sekundenschnelle. "Ich bin von der Leidenschaft total gefesselt worden. Die Bewegungen sind so ausdrucksstark und die Kleider funkeln wunderbar. Da kann man gar nicht mehr wegsehen", sagte eine Besucherin begeistert.

Neun Preisrichter, darunter zwei aus den USA und England, bewerteten die Paare relativ zueinander. Bei acht Paaren pro Tanz hatten sie oftmals nur wenige Sekunden Zeit, ihr Urteil zu fällen. Dabei achteten sie vor allem auf das Taktgefühl, den Rhythmus des Paares und den tänzerischen Ausdruck der Musikalität; aber auch die Balance und die Bewegung im Raum waren entscheidend. In jeder Runde mussten die Sportler alle fünf Tänze hintereinander zeigen; die kurzen Pausen nutzten die Paare, um die Schuhe zu wachsen, die raffiniert geschnittenen Kleider mit Federboa und Paillettenbesatz zu ordnen oder die Stirn zu pudern. Das makellose Aussehen gehört beim Tanzsport dazu. "Das Kleid, die Bräune und die Schminke sind wichtig. Nur damit fällt man auf dem Parkett auf", erklärte Malika Dzumaev.

Auf der After-Show-Party erklang Tanzmusik bis ein Uhr nachts. Mit dabei: Stanislav Kestel. Von Müdigkeit oder Muskelkater war bei dem Tänzer keine Spur. "Die beste sportliche Leistung geschieht sowieso im Kopf."

(RP)
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