Krefeld Minister macht Siemens Uerdingen Hoffnung auf Großauftrag

Krefeld · Gestern fuhr der in Krefeld gebaute erste Desiro City für London in die neue Zugbildungshalle in Wegberg ein. Bis 2016 sollen 1140 Wagen für 1,8 Milliarden Euro in Uerdingen gefertigt werden.

Siemens Desiro rollt vom Band
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Die 2200 Beschäftigten der Siemens-Zugsparte in Uerdingen haben auf Jahre hinaus genug zu tun. Das unterstrichen Landeswirtschaftsminister Michael Groschek und Siemens-Mobility-Chef Jochen Eickholt gestern bei der Eröffnung der neuen Zugbildungshalle 3 in Wegberg-Wildenrath. Der erste Zug, der mit Musik, künstlichem Nebel und viel Applaus in die Halle rollte, war ein in Uerdingen gebauter Desiro City für den englischen Markt. 2016 sollen 1140 Wagen im Gesamtwert von 1,8 Milliarden Euro auf die Insel geliefert werden, um auf der 225 Kilometer langen Eisenbahnstrecke Thameslink von Bedford durch London nach Brighton zum Einsatz zu kommen. Die Produktion der modernen Regionaltriebzüge in Krefeld läuft bereits auf Hochtouren.

Die Investition von 30 Millionen Euro in die fast 8500 Quadratmeter große Halle des weltweit einzigartigen Prüfzentrums mit 30 Kilometer Teststrecke sei eine "Konzernbekräftigung fürs Standortvertrauen", sagte der Minister. Und er setzte eine weitere positive Äußerung oben drauf. Er kenne das Modell, mit dem Siemens den Zuschlag für das nordrhein-westfälischen Großprojekt Rhein-Ruhr-Express bekommen möchte. Es werde den Mitbewerbern für den Auftrag den Schweiß ins Gesicht treiben, um mithalten zu können, sagte der Minister.

Eickholt und Johannes Emmelheinz, Chef von Siemens Mobility Service, hörten es gerne. Und auch für die Verantwortlichen und Beschäftigten im Krefelder Werk sind solche Kommentare Balsam auf die geschundenen Seelen. Es ist nur wenige Monate her, dass Siemens im Übernahmepoker mit dem französischen Alstom-Konzern die Zugsparte offenbar zum Tausch anbieten wollte. Das hat in Uerdingen zu massiver Verunsicherung geführt, die sich bis heute nicht restlos verflüchtigt hat.

Siemens verdient offenbar gutes Geld mit den in Krefeld gebauten und in Wegberg bis zur Zulassung getesteten Hochgeschwindigkeits- und Regionaltriebzüge. Bis 2015 soll der Eurostar für den Verkehr im Tunnel unter dem Ärmelkanal gebaut und geliefert werden. Ein Auftrag aus der Türkei ist offenbar ebenso sicher wie der größte Einzelauftrag der Siemens-Geschichte. Die Deutsche Bahn will den ICX als Nachfolger des ICE zum Rückgrat des zukünftigen DB-Fernverkehrs machen. In einem Rahmenvertrag hat die Bahn 300 Triebzüge bei Siemens bestellt. In einem ersten Schritt werden 130 Züge geliefert. Sie ersetzen ab 2017 bis 2020 die Intercity-und Eurocity-Flotten. Der ICX soll dann 70 Prozent des Umsatzanteils des Deutsche-Bahn-Fernverkehrs leisten. Der Auftrag hat einen Wert von sechs Milliarden Euro.

Der Desiro City mit der Nummer 7000001, der gestern in der neuen Halle gefeiert wurde, ist bis zu 160 Stundenkilometer schnell, und hat als Zwölfteiler ein Gewicht von 410 Tonnen. Der Desiro City reduziert den gesamten Energieverbrauch sowie den Streckenverschleiß um bis zu 50 Prozent. Siemens übernimmt auch die Instandhaltung der Fahrzeuge. Dazu errichtet der Konzern zwei neue Depots in Three Bridges und Hornsey. Die neue, in nur acht Monaten Bauzeit entstandene große Halle mit drei Gleisen sei ein Zeichen für weiteres Wachstum und eine gute Nachricht für die Arbeitsplätze in der Region, sagte Eickholt. Die Standorte in Wegberg und Krefeld seien gut ausgelastet - "auch nach vorne hin", erklärte der Chef von Siemens Mobility.

(RP)