Krefeld Millionen für neue Strom-Ära

Krefeld · Der Netzbetreiber Amprion investiert einen zweistelligen Millionenbetrag in die Aufrüstung der Umspannanlage Gellep und treibt parallel den Ausbau neuer Stromtrassen mit 380 KV-Leitungen voran.

 Dr. Andreas Preuß, Sprecher von Amprion, (links) und Jörg Stienen, Verantwortlicher der Umspannanlagen in Gellep und Meerbusch-Osterath.

Dr. Andreas Preuß, Sprecher von Amprion, (links) und Jörg Stienen, Verantwortlicher der Umspannanlagen in Gellep und Meerbusch-Osterath.

Foto: Lammertz

Der Netzausbau für den Energiewandel hat begonnen, und selbst den Experten fällt es schwer, die Übersicht zu behalten. Vieles steckt noch in den Anfängen, anderes kurz vor dem Planfeststellungsbeschluss. Krefeld ist unmittelbar betroffen — und das gleich mehrfach. Drei Planverfahren — Stichwörter Tackheide, Uerdingen und Stromautobahn — laufen gleichsam nebeneinander her und sind nicht abgeschlossen.

Parallel dazu will Amprion noch in diesem Sommer mit dem Ausbau der Umspannanlage Gellep beginnen und dort "Millionen im mittleren zweistelligen Bereich" investieren. Ein ähnliches Projekt in Wesel habe 65 Millionen Euro gekostet, berichtet Andreas Preuß, Sprecher von Amprion. Die Anlage wird an eine 380 000 Volt-Höchstspannungsleitung aus Mündelheim angeschlossen. Dazu müssen ein zusätzlicher, neuer bis zu 600 Tonnen schwerer Transformator mit Bahn und Tieflader herbeigeschafft, aufgestellt und so genannte Leitungsfelder hergerichtet werden. Die voraussichtliche Bauzeit beträgt vier bis fünf Jahre.

"Das ist hier wie in einem Stellwerk, wir regeln die Stromzufuhr", erklärt Jörg Stienen (Anlagenverantwortlicher). Die Abläufe geschehen in Gellep ganz ohne Personal vollautomatisch, werden aus Köln-Wesseling ferngesteuert.

Der Abnehmer des Stroms sitzt direkt nebenan. Über den Maschendrahtzaun hinweg bekommen die Stadtwerke Krefeld die Energie für ihr 110KV-Leitungsnetz geliefert. Mit acht eigenen Umspannanlagen und Transformatoren versorgen die SWK über 2100 Kilometer Stromleitungen allein im Stadtgebiet ihre Kunden mit Haushaltsstrom.

Die großen Aufreger in der Bevölkerung sind allerdings die geplanten neuen Höchstspannungsleitungen. "Die Leute sind verunsichert", bemerkt Preuß. Die 380-KV-Leitung von Wesel nach Koblenz wird vor allem in Tackheide stark kritisiert. Die Anwohner dort verlangen eine Verlegung als Erdkabel. Über diese Trasse wird so genannter Drehstrom transportiert. "Fast das komplette Netz wird für Drehstrom genutzt und ist engmaschig geknüpft", sagt Preuß. Das diene der Versorgungssicherheit.

Bei den so genannten Stromautobahnen von der Nordsee in den Süden Deutschlands handele es sich hingegen um die Übertragung von Hochspannungsgleichstrom. Das könne man sich als eine Autobahn ohne Abfahrten vorstellen, so Preuß. Der Strom geht auf direktem Wege vom Norden in den Süden, und dafür seien eigene Leitungen notwendig.

Auch dazu laufe eine vorzeitige Bürgerbeteiligung. Bis zum 10. Juli haben die Bürger Gelegenheit, Stellungnahmen zum Netzentwicklungsplan abzugeben (www.netzentwicklungsplan.de). Der Bundesbedarfsplan, der vom Bundestag bis Ende des Jahres als Gesetz verabschiedet werden soll, bildet dann die Rechtsgrundlage zum Bau der vier Stromautobahnen — eine davon führt von Emden nach Philippsburg in Baden-Württemberg und berührt Krefeld und wahrscheinlich auch Tackheide erneut. Ob eventuell vorhanden Masten genutzt werden können, wo die Trasse genau verläuft, oder ob sogar eine neue zweite 380 KV-Trasse gebaut werden muss — all das ist zum jetzigen Planungszeitpunkt noch nicht geklärt.

(RP)
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