Krefeld Mildes Urteil im Pflegerprozess

Krefeld · Dreieinhalb Jahre Haft und Berufsverbot auf Lebenszeit lautet das Urteil gegen den Altenpfleger Andreas A. Sein Geständnis und seine Biographie wirkten strafmildernd. Der Richter sprach von "ekelhaften Taten".

Aufrecht und selbstbewusst betrat gestern der Altenpfleger Andreas A. im schwarzen Zweireiher den Gerichtssaal. Seine Einlassungen gab er mit ruhiger Stimme und ohne jede Regung ab. Auch das Urteil nahm er gelassen hin. Die Staatsanwältin hatte sechs Jahre Gesamtstrafe beantragt, der Verteidiger in zwei Fällen Freispruch und für die gestandene Vergewaltigung ein mildes Urteil. Mit dreieinhalb Jahren Haft und einem lebenslänglichen Berufsverbot kam der 43-jährige Altenpfleger Andreas A., der eine 97-Jährige, eine 93-Jährige und eine 57-Jährige misshandelte, dann auch glimpflich davon.

Geständnis scheibchenweise

Die Zweite Große Strafkammer rechnete es Andreas A. an, dass er in allen Anklagepunkten mindestens Teilgeständnisse abgelegt hatte. Die Geständnisse kamen scheibchenweise, aber den Seniorinnen ersparte das intensive Befragungen und psychologische Untersuchungen ihres Erinnerungsvermögens. Die älteste Dame ist mittlerweile 98 Jahre alt. "Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir bei den Opfern die Geschehnisse in das Bewusstsein gerufen hätten", sagte der Vorsitzende Richter.

Dass der Angeklagte vorstrafenfrei ist und ihm seine Vorgesetzten bescheinigten, dass er seinen Pflegedienst aufopfernd durchgeführt hatte, wurde ihm zu Gute gehalten. Ebenfalls ein Milderungsgrund war die Tatsache, dass er mit drei Jahren von seinem Stiefvater auf genau die gleiche Art und Weise missbraucht worden war. Das könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier um "ekelhafte Taten" handelt, wie der Verteidiger es ausdrückte. Andreas A.'s Rechtsanwalt hatte noch versucht das Urteil zu mildern, indem er eine psychologische Untersuchung seines Mandanten forderte, um die begrenzte Schuldfähigkeit zu beweisen. Dies lehnte die Strafkammer ab.

Andreas A. sagte zum Schluss noch, dass er nie wieder in der Altenpflege arbeiten wolle, weil ihm die Missstände dort zu groß seien.

(RP)
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