Krefeld Meister-Tanz für eine saubere Umwelt

Krefeld · Die Tanzgruppe des Studios 232 studierte einen Tanz für Müllvermeidung ein. Als Deutscher Meister geht es nun zur EM.

 20 Mädchen zwischen neun und 13 Jahren gehören der Tanzgruppe des Studios 232 an, dass mit einem Umwelttanz jetzt Deutscher Meister wurde und zur Europameisterschaft nach Österreich fährt.

20 Mädchen zwischen neun und 13 Jahren gehören der Tanzgruppe des Studios 232 an, dass mit einem Umwelttanz jetzt Deutscher Meister wurde und zur Europameisterschaft nach Österreich fährt.

Foto: schalljo

Insgesamt 20 Mädchen zwischen neun und 13 Jahren wirbeln durch den Probenraum des Studio 232 auf der Weyerhofstraße. Was auf den ersten Blick streckenweise chaotisch anmutet, ist in Wirklichkeit bis aufs Letzte organisiert und choreografiert. Es gibt "gute" und "böse" Tänzerinnen. Und viel Müll. Alte Plastikflaschen und anderer Kunststoffabfall liegt auf der Bühne. Die "Guten" sammeln diesen ein, drücken ihn den "Bösen" in die Hand, und diese werfen ihn wieder weg. Aber durch die Mühe der Guten wird doch immer mehr Müll beseitigt. Am Ende ist die Bühne leer, und die Mädchen ersetzen Müll durch grüne Stoffbahnen und eine Topfpflanze.

Das symbolisiert die Natur. Am Ende steht eine Schlussfigur, in der die Kinder die Pflanze hoch halten, umrahmt von grünem Stoff: Die Natur hat gewonnen. Was vielleicht auf den ersten Blick etwas kindlich-naiv anmutet, ist tatsächlich der Ausdruck des starken Wunsches der Kinder, ihre Umwelt wieder grün und sauber zu gestalten. Am besten bringt das die elfjährige Emilia auf den Punkt. "Wenn meine Freunde etwas wegwerfen, dann hebe ich es einfach auf und bringe es zu einem Mülleimer. Angesprochen habe ich sie so oft, sie ändern nichts. Dann tu ich es eben selbst", sagt sie mit einem Achselzucken.

Es fasst durchaus zusammen, was mit den Tänzerinnen passiert ist, seit sie im September unter der Leitung von Anja Santoriello begannen, das Stück einzuüben. "Vorher habe ich darüber nicht nachgedacht, seit wir das Stück tanzen, ist Plastikmüll für mich etwas Anderes. Ich schaue jetzt immer, dass ich Stoffbeutel nehme", berichtet die elfjährige Olivia. Ähnlich äußern sich ihre Mitstreiterinnen Jasmalina (12), Nina (10) oder Melina (12). Auch bei der zwölfjährigen Franci ist es so. Doch ihre Eltern besitzen ein Boot auf Mallorca. "Wenn wir damit raus fahren, dann sammeln wir immer Plastikteile vom Wasser", berichtet sie. Insgesamt wundern sich die Kinder, wie viel in Plastik verpackt wird. Melina (12) bringt es auf den Punkt: "Wir versuchen, so wenig wie möglich Plastik einzukaufen, aber wenn selbst Bio-Gurken in Plastikfolie stecken, wird das schwer."

Wer im Stück gut und wer böse ist, das ändert sich hin und wieder. Aber es ist auch egal. "Anfangs war ich traurig, dass ich Böse bin. Aber am Ende sind wir ja alle gut", sagt Alina (12). Sofia wurde sogar von der Bösen zur Guten. Die Jüngste der "Kids for earth", wie die Gruppe heißt, die Neunjährige Maya, sammelt in den Pausen Müll auf dem Schulhof. "Da können wir beim Hausmeister eine Zange bekommen. Das mache ich dann", erzählt sie. Übrigens hat das mit 13 Jahren älteste Mädchen fast den gleichen Namen. Sie heißt Maja.

Innerhalb der "Maya/Maja-Klammer" liegen die anderen 18 Tänzerinnen. Sie traten im März bei den Duisburger Tanztagen an und holten den ersten Platz beim größten Deutschen Amateurtanzfest. Es folgte der Auftritt in Herne bei den deutschen Meisterschaften. In der Kategorie "Project Number" errangen die Krefelderinnen den Titel und werden nun am 21. Mai im Spittal in Kärnten um europäische Ehren tanzen. Mit einem weiteren Sieg würden sie nicht nur die Seidenstadt im Ausland noch besser vertreten, als sie es ohnehin schon tun, sie würden auch einen Beitrag dazu leisten, dass das Müllproblem in vollem Umfang in den Köpfen der Menschen ankommt.

Oder wie die zwölfjährige Luka es ausdrückt: "Ich war mit meinen Eltern im Urlaub am Strand. Da lag ganz viel Müll, und im Endeffekt haben wir dann den Tag über Müll gesammelt und in die Mülltonne geworfen. Bevor wir den Tanz angefangen haben, wäre mir das niemals aufgefallen." Bleibt zu hoffen, dass es auch vielen weiteren Menschen so oder ähnlich geht und sie, auch motiviert von der beeindruckenden Darbietung der Mädchen, versuchen, Müll zu vermeiden, damit die Mädchen und ihre Altersgenossen in einer Welt aufwachsen, in der die Natur grün und sauber ist.

(RP)
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