Friedhof in Elfrath Mehr Muslime lassen sich in Krefeld begraben

Krefeld · In Krefeld haben sie gelebt und gearbeitet. Doch die Frage, wo Muslime die ewige Ruhe finden möchten, ist eine Generationsdebatte. Noch vor zehn Jahren ließ sich ein Großteil in der alten Heimat begraben. Das ändert sich jetzt.

 muslimische beerdigung

muslimische beerdigung

Foto: Taibe Akdeniz

Dieser Unfall hatte die Menschen aufgewühlt: Ein 37-jähriger Vater von zwei Kindern war bei einem Motorradunfall gestorben.  Zur Beerdigung  kamen Freunde, Verwandte, Nachbarn und Arbeitskollegen – mehr als 500 Angehörige des türkischstämmigen Familienvaters versammeln sich auf der Wiese des muslimischen Friedhofteils in Elfrah. Der Imam, ein muslimischer Theologe, steht mit dem Gesicht Richtung Mekka vor dem Sarg. Die anwesenden Trauernden reihen sich hinter ihm auf und verrichten das gemeinsame Gebet für ihren Verstorbenen, nehmen Abschied von dem geliebten Menschen.

Seit 1997 ist die muslimische Bestattung auf dem Elfrather Friedhofsteil möglich. Dabei wird der Sarg von den Angehörigen zum Grab getragen, jedoch erfolgt die Beisetzung ohne den Sarg.  Krefeld gehört damit zu den ersten Städten in Nordrhein-Westfalen, die einen Teil des Friedhofs Muslimen zur Verfügung stellen. Jetzt wird auch die Trauerhalle in Elfrath interreligiös genutzt. Bei einem Auftaktgespräch zwischen dem Kommunalbetrieb und dem neuen Vorsitzenden der Union der türkischen und islamischen Vereine in Krefeld, Ibrahim Son, wurden in diesen Tagen die Nutzungsmöglichkeiten der Trauerhalle für Muslime erörtert.

Son erklärt, was der Union wichtig ist: „Wir haben uns die Trauerhalle gemeinsam mit einem unserer Theologen angesehen. Wichtig war uns, dass keine Bilder, Figuren oder zum Beispiel ein Kreuz in der Gebetsrichtung der Muslime hängen.“ In der Elfrather Trauerhalle hänge zwar ein Kreuz, jedoch befinde sich dieses bei der Gebetsverrichtung hinter der Gemeinde. Aus islamischer Sicht sei die Halle daher gemeinsam nutzbar, erklärt der Vorsitzende.

In regelmäßigen Gesprächen mit dem Kommunalbetrieb werde die Entwicklung dieser Grabfelder besprochen. Der Kommunalbetrieb sei froh über die gute Zusammenarbeit. Deutschlandweit sei die Union der einzige funktionierende Zusammenschluss aller muslimischen Richtungen in einer Stadt. „In vielen deutschen Städten gibt es Grabfelder, die den einzelnen Glaubensrichtungen des Islam angepasst werden mussten. Teilweise gibt es Bestrebungen nach eigenen Friedhöfen, was in NRW allerdings mit rechtlichen und vertraglichen Hürden verbunden ist. Diese Möglichkeit wurde seitens der Union eindeutig ausgeschlossen“, erklärt Manuel Kölker, Pressesprecher der Stadt Krefeld.

Für die Krefelder Muslime gewinne der Friedhof immer mehr an Bedeutung. „ Während es bei den älteren Generationen noch üblich war, die Verstorbenen in die Heimatländer zu überführen, ziehen es heute immer mehr Muslime vor, ihre Geliebten in ihrer Nähe zu bestatten“, sagt Son. Grund dafür sei, dass viele von ihnen gebürtige Krefelder seien und somit auch ein Großteil der Angehörigen in Krefeld lebe. „Auf dem Elfrather Friedhofsteil ruhen Muslime verschiedener Kulturen, die in Krefeld beheimatet waren und deren Gräber hier auch von den Angehörigen besucht werden können“, erklärt der Vorsitzende.

Das bestätigen auch die Beisetzungszahlen. In den vergangenen drei Jahren wurden in Elfrath durchschnittlich 19 Muslime beerdigt. Das sind doppelt so viele Beerdigungen wie in den Jahren zuvor seit 1997.

Mit dem Generationswechsel ändern sich auch die Bedürfnisse der Religionsgruppe. Nicole Tok (39) aus Uerdingen kann das nachempfinden. Die Krefelderin habe sich des Öfteren mit ihrem türkischstämmigen Ehemann über das Thema Bestattung unterhalten. „Ich finde, das ist ein sehr wichtiges Thema. Viele Familien und besonders deren Kinder haben ihre Wurzeln nun mehr in Krefeld. Genauso auch meine. Ich wünsche mir auch, dass unsere Kinder irgendwann die Möglichkeit haben, ihre Verstorbenen besuchen zu können.“ Dass man jetzt auch die Trauerhalle gemeinsam nutzen kann, freut die Mutter. „Es ist ein tröstliches Zeichen für ein gutes Zusammenleben“, sagt die Krefelderin.

Neben der Trauerhalle soll jetzt auch ein mobiler Totentisch in Elfrath zum Bestand gehören. Den Tisch nutzen die Muslime bei ihrem Gebet am Friedhof. Auf ihm wird der Sarg aufgestellt, vor dem sich die Gemeinde versammelt, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen.

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