Krefeld Marusic begeistert mit Schuberts Kreisleriana

Krefeld · Der Kroate sprang zum Abschluss der Internationalen Meisterkurse für Sergey Belyavskly ein und gestaltete im Mönkemeyer-Saal der Musikschule beim Kawai-Konzert einen ganzen Abend.

Einen kurzen, aber ausgezeichneten Eindruck von Lovre Marusic hatte das Kawai-Konzert-Publikum schon beim Abschluss der Internationalen Meisterkurse an der Musikschule gewinnen können. Am vergangenen Freitag nun gestaltete der Kroate, eingesprungen für Sergey Belyavskly und vor etwas kleinerem Publikum, einen ganzen Abend im Mönkemeyer-Saal.

Haydns Klaviersonate Nr. 47 stand als Erstes auf dem Programm. Anschlag und Phrasierung pflegte Marusic bei mittlerer Temperatur, ließ es jedoch in den flinken Läufen und Trillern an Brillanz nicht fehlen und führte das Stück solide durch die drei Sätze. Von Haydns Schüler Beethoven stammte die Klaviersonate Nr. 14, die als Mondscheinsonate bekannt wurde. Sehr schön gelangen dem jungen Pianisten die schwebenden Bass-Noten zu Beginn, aus denen andere Noten aufstiegen wie Illusionen aus einem im Nebel liegenden See. In seinem weichen Anschlag ging jedoch die volle Präsenz nie verloren, und er meisterte grandios die Gratwanderung zwischen romantischer Heiterkeit und düsterer Melancholie, die im ersten Satz so dicht beieinanderliegen. Danach baute er konsequent die Steigerung über das Allegretto zum Presto agitata auf.

Nach der Pause nahm er sich wieder Schumanns Kreisleriana vor, mit denen er im April schon seine Marke gesetzt hatte. Diesmal hatte er Zeit für alle acht Stückchen und schwelgte förmlich in den Möglichkeiten des großen Shigeru-Flügels. "Äußerst bewegt" in der Tat stieg er ein, offenbarte aber vor allem ein tiefes, ja liebevolles Verhältnis zu der in ihrer Schlichtheit wunderschönen Melodik der Komposition. So gestaltete er besonders die langsamen Parts in herrlicher Emotionalität, jede einzelne Note zelebrierend, ohne dabei auch nur ansatzweise zu verkitschen. Von meditativ bis energisch, von innig bis hektisch, von wiegenlied-gleich bis recht offensiv führte er die Zuhörer durch die Charakterbilder, begeisterte mit seiner ausgefeilten, aber niemals zum Selbstzweck gerinnenden Spieltechnik und durfte sein Konzert auch erst nach einer Zugabe beenden.

(RP)
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