Krefeld Luxus-Impuls für Lehmheide

Krefeld · Es soll eine Luxussanierung in einem Viertel werden, das als problematisch gilt: Architekt Schmitz glaubt dennoch daran, dass Lehmheide nur eine Initialzündung braucht, um sich zu einem gehobenen Wohnviertel zu entwickeln.

 Die Eingangstür - ein Schmuckstück für sich.

Die Eingangstür - ein Schmuckstück für sich.

Foto: Lammertz Thomas

Vielleicht hat der Südbezirk während seines jahrzehntelangen Dornröschenschlafs tatsächlich nur darauf gewartet, dass ein Architekt, der normalerweise in den Metropolen Europas arbeitet, durch die Straßen rund um die Lutherkirche schlendert, sich an den schönen, denkmalgeschützten Fassaden erfreut und erkennt, dass das Quartier es verdient hat, wachgeküsst zu werden. Darauf gewartet, dass Volker Schmitz und seine Kollegen von "blue real estate project developement" der Melanchthonstraße und Lehmheide das Potenzial zusprechen, der Prenzlauer Berg von Krefeld zu werden.

Die international tätigen Investoren haben dort vor rund einem Jahr ein so genanntes Krefelder Haus mit dem typischen Flügelanbau gekauft und planen nun für das Objekt eine Luxussanierung. Das Projekt könne eine Initialzündung für die Revitalisierung des Südbezirks werden, glauben die Investoren. "Das Quartier hat es endlich mal verdient, Ernst genommen zu werden", sagt Schmitz. Die Bestände im Süden seien ein "Geschenk" und benötigten "schützende Investitionen", um die Substanz auf hohem Niveau zu erhalten.

 Makler Carsten Pätzold (l.) und Architekt Volker Schmitz.

Makler Carsten Pätzold (l.) und Architekt Volker Schmitz.

Foto: Lammertz Thomas

Krefeld sei mit Wuppertal die Stadt in NRW mit dem größten Altbaubestand, der "leider aber noch nicht so wertgeschätzt" werde. Schmitz macht aber auch deutlich, dass es nicht sein Ziel sei, aus dem Arbeiter- nun ein Luxusquartier zu machen. Schmitz: "Das ist nicht das, was ich als Architekt schätze." Dennoch "beobachte" man weitere Immobilien dieser Art. Eine Balance werde gebraucht, idealerweise viele Einzel-Engagements, vorsichtige, ausgewogene Investitionen, ohne den Charakter in Lehmheide kaputtzumachen.

Dass der Bestand erhaltenswert ist, sei kein Geheimnis, sagt Volker Schmitz. Schon vor rund 25 Jahren sind viele der Häuser an der Melanchthonstraße und am Lutherplatz unter Denkmalschutz gestellt worden. Mit Blick auf die Trinkerszene am Lutherplatz sagt der Architekt: "Es gibt so schöne Oasen hier, man sollte sich nicht nur auf diese Problematik fixieren." Dennoch habe man schon damit zu kämpfen, dass Interessenten absagten, wenn sie von der Lage hörten. Auch die direkte Nachbarschaft zur Notschlafstelle für Drogenabhängige habe Kunden bei mancher Besichtigung "überrascht", erzählt Carsten Pätzold, der für die Vermarktung beauftragte Makler aus Düsseldorf. "Es ist nicht ganz einfach, denn man braucht ja auch den Erfolg und die Kundenakzeptanz."

 Stilvoll: Das Treppenhaus mit dem schönen Kachelboden.

Stilvoll: Das Treppenhaus mit dem schönen Kachelboden.

Foto: Lammertz Thomas

Schmitz aber denkt langfristig: "Jedes Quartier obliegt ständiger Veränderung, sie findet ständig und in alle Richtungen statt. Wenn alle was tun, dann fängt das Rad an, sich wieder in die positive Richtung zu drehen." In Lehmheide, glaubt er, passiere viel, es gebe "objektiv an jeder Ecke Bemühungen". Das sei auch in einst unbeliebten Stadtteilen in Düsseldorf so gewesen - oder eben im viel zitierten Prenzlauer Berg.

Natürlich spiele bei der Investition auch die Nähe zu Düsseldorf eine Rolle. Aber, sagt Schmitz auch: "Nicht alles dreht sich um Düsseldorf, auch Krefeld kann genügen." Sie sei eine "verborgene Perle". Die Stadt sei "ein Stück weit unterbewertet" - was im Umkehrschluss für Investoren bedeute, dass man in Krefeld "kein Geld verlieren kann, weil die Preisentwicklung nach oben geht". Das schrieben auch die "Welt" und die "FAZ" in vielbeachteten Beiträgen. "Vergesst München und Berlin - kauft in Krefeld", titelte die "Welt" schon 2014. "Wer jetzt hier kauft, ist gut bedient", glaubt Schmitz. "Das wird hier keine Villenlage, aber es ist eine wunderschöne Bebauung."

 Feindes Detail: Der Fußboden ist schön gemustert.

Feindes Detail: Der Fußboden ist schön gemustert.

Foto: Lammertz Thomas

Es habe Momente in der einjährigen Projektentwicklung gegeben, "da haben wir uns ein bisschen allein gefühlt", sagt Schmitz mit Blick auf die Zusammenarbeit mit der Verwaltung. Das habe sich geändert, "jetzt kommt von der Stadt Einiges." Er sieht das nicht unkritisch: "Ich finde es ein bisschen schwierig, wenn die, die für eine negative Entwicklung in der Stadt verantwortlich sind, sich jetzt, wo wir als Investoren am Start sind, mit unserem Projekt schmücken wollen."

Die Zielgruppe für das "bel etage" genannte Projekt an der Melanchthonstraße seien junge oder jung denkende Menschen, Mitte 30, erfolgreich im Beruf - Zahnärzte, Unternehmensberater, Juristen. Drei bis fünf Maisonette-Wohnungen, eine davon mit spektakulärer Dachterrasse, sollen in dem Gebäude Melanchthonstraße 70 entstehen. Mit der Sanierung soll der "Zeitgeist getroffen werden" - mit einer Kombination aus historischer Substanz und einem "neuen und minimalistischem Gestaltungs- und Erschließungskonzept" mit "signifikant großen Terrassenflächen". Im Rahmen der Sanierungsmaßnahme soll die gesamte nach Süden weisende Rückfront des Flügelanbaus Glasfassade werden.

 Die Melanchthonstraße: Prachtvolle Fassaden, schöne Bausubstanz.

Die Melanchthonstraße: Prachtvolle Fassaden, schöne Bausubstanz.

Foto: Lammertz Thomas

Es verlangt schon ein bisschen Fantasie, um sich den noch düster wirkenden Anbau mit seinem winzigen Hof als lichtdurchflutete Loftwohnungen auszumalen. Um dem Vorstellungsvermögen möglicher Käufer auf die Sprünge zu helfen, haben die Investoren die Fassade saniert und weiß gestrichen und im Erdgeschoss einen Showroom eingerichtet. Dort sind auch Beispiele der möglichen Luxus-Ausstattung zu sehen, zum Beispiel eine freistehend geplante Badewanne.

"Es gibt den Bedarf für Luxus", glaubt Schmitz. Auch wenn dieser selbst in Bestlagen meist nicht umgesetzt werde. Der Kaufpreis für die Wohnungen sei mit 5000 Euro pro saniertem Quadratmeter für Krefeld eine "Landmarke", weiß Makler Pätzold. Doch in Düsseldorf seien die Preise doppelt so hoch. Und es gebe durchaus Interessenten, für die der Preis keine Rolle spiele.

(RP)
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