Kultur in Krefeld Ludwig van Beethoven kommt als Tänzer auf die Theaterbühne

Krefeld · Ballettdirektor Robert North widmet dem Komponisten eine Choreografie. Am 25. Januar ist Premiere. Alles, was Sie über die Uraufführung wissen müssen.

 Eine Szene von den Proben zu „Beethoven“. Der Meister am Klavier (André Parfenov) ist der gefeierte Star der Wiener Gesellschaft. Doch der Komponist leidet am Verlust seiner Hörfähigkeit und unerfüllter Liebe.

Eine Szene von den Proben zu „Beethoven“. Der Meister am Klavier (André Parfenov) ist der gefeierte Star der Wiener Gesellschaft. Doch der Komponist leidet am Verlust seiner Hörfähigkeit und unerfüllter Liebe.

Foto: Matthias Stutte

Beethoven als tanzender Held eines Ballettabends: Allein die Vorstellung ist schwer möglich. Der sinistre Maestro, dessen grimmiger Gesichtsausdruck auf zahlreichen zeitgenössischen Gemälden überliefert ist, im leichtfüßigen Pas de Deux – schier undenkbar. Sogar für Robert North. Lange hat der Ballettdirektor über der Aufgabe gebrütet, wie er dem Musiker im  Jahr  des 250. Geburtstags choreografisch huldigen kann. Die zündende Idee heißt: drei Figuren. Der Tanzabend „Beethoven“, der am Samstag, 25. Januar, im Theater Krefeld uraufgeführt wird, zeigt drei Beethovens: einen Tänzer, einen Musiker und einen Schauspieler.
Darum geht es Robert North will nicht das Leben Beethovens (1770 -1827) illustrieren. Ihm geht es um den Charakter und die Musik eines Genies. „Das Werk eines Künstlers ist wesentlich wichtiger als sein Leben“, findet der Chefchoreograf. Deshalb will  er der Figur und ihrem Inneren nachspüren.
Darum drei Beethovens Der Tänzer Alessandro Borghesani soll die Emotionen verkörpern, den jungen Beethoven darstellen, Lebenslust, aber auch die allmähliche Verzweiflung. André Parfenov ist Beethoven am Klavier. Ihm gebührt der Part des Genius. Deshalb hat er für den Ballettabend auch eine Musik komponiert, die er live am Flügel interpretieren wird. Michael Grosse kommt als Schauspieler hinzu, der neue Möglichkeiten ins Spiel bringt. Er agiert szenisch, bringt Briefe, Notizen und Dokumente ins Geschehen. Zum Beispiel das Heiligenstädter Testament, ein Brief Beethovens an seine Brüder Kaspar Karl und Johann von 1802. Darin schreibt er, wie verzweifelt er über seine fortschreitende Ertaubung ist und dass er glaubt, bald sterben zu müssen. 
Die Musik Beethoven hat neben der Ballmusik „Musik zu einem Ritterballett“, nur eine reine Ballettmusik komponiert: „Die Geschöpfe des Prometheus“. Das Werk wird zu hören sein, auch Musik von Komponisten, die Beethoven beeinflussten: Bach, Mozart, ungarische Folklore, die damals populär war. Auch Musik von Cage. Parfenov hat zu Beethovens letzter Klaviersonate c-Moll, op. 111, Improvisationen geschrieben.
Das Bühnenbild Die Italienerin Luisa Spinatelli hat die Kostüme und das Bühnenbild entworfen. Ihr war es wichtig, den Stil der Zeit – die Wende zum 19. Jahrhundert – einzufangen. Doch trotz modischen Pomps müssen Bühnenkostüme für Tänzer leicht sein und elastisch, damit sie Bewegungsfreiheit bieten. Krefeld als Heimat feiner Seide war der Bühnenkünstlerin, die an der Scala gearbeitet und für die Oper in Kairo 1200 Kostüme für „Aida“ ersonnen hat, ein Begriff. Für den Theateretat ist Seide zu teuer, aber sie hat Szenenbehänge geschaffen, die wie edelste Seidenmalerei wirken.