Krefelder Stadtgeschichte Ein Denkmal mit bewegter Geschichte

Krefeld · Das Seyffardt-Denkmal erinnert an einen wichtigen Wohltäter der Stadt: Ludwig Friedrich Seyffardt. Vor 58 Jahren wurde es vom Ostwall an die Leyentalstraße versetzt. Es steht für eine außergewöhnliche Krefelder Erfolgsgeschichte.

Fotos: Ein Denkmal in Krefeld mit bewegter Geschichte
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Ein Denkmal in Krefeld mit bewegter Geschichte

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Foto: Stadtarchiv Krefeld

Es ist eine Krefelder Erfolgsgeschichte, die dem amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Millionär nicht nachsteht: Mitte der 1840er Jahre kam der junge Ludwig Friedrich Seyffardt nach Krefeld. in der Samtfabrik H. vom Bruck & Söhne begann er eine kaufmännische Lehre. Der junge Mann, der aus Aachen stammte, muss Talent fürs Geschäft gehabt haben, denn schon für das Jahr  1848 ist eine geschäftliche Reise nach Großbritannien verzeichnet. Keine zehn Jahre später ist Seyffardt Teilhaber der Krefelder Samtfabrik, 1857 wird er Mitinhaber. Er ist gerade 30 Jahre alt. Mit 34 Jahren übernimmt er die Fabrik.

Es ist die Blütezeit der Textilstadt Krefeld, die Samtweberei ist ein lukrative Geschäft. Seyffardt eröffnet Dependancen in Rheydt – und in London. Auch diese Unternehmen florieren. Mit 40 Jahren setzt der Seidenfabrikant sich zur Ruhe – oder wie es offiziell heißt: Er zieht sich weitgehend aus dem Geschäftsleben zurück. Denn Seyffardt liegen andere Dinge am Herzen. Der Vater von sechs Kindern will sich für das Wohl der Stadt, in der er eine neue Heimat gefunden hat, und für deren Bürger engagieren. 
An seine zahllosen Verdienste für Krefeld erinnert ein Denkmal, das im wörtlichen Sinne eine bewegte Geschichte hat. Heute steht es etwas versteckt an der Leyentalstraße gegenüber dem Kaiser-Friedrich-Hain. Dort hat es nicht immer gestanden. Zu seiner Zeit hatten die Krefelder Seyffardt ein Denkmal am Ostwall gesetzt. Ein Sprecher der Stadt berichtet: „Das gut sieben Tonnen schwere Denkmal wurde 1962 in drei Teile zerlegt und vom Ostwall an diese Stelle platziert. Jener nördliche Teil des Krefelder Boulevards, der auf die Nordstraße trifft, wurde während des großen Bombenangriffs 1943 großflächig zerstört. Nur noch Vorkriegsaufnahmen erinnern an die einstige Herrlichkeit dieses Abschnittes. Mittig vor dem heutigen Polizei-Präsidium befand sich das Seyffardt-Denkmal als Überbleibsel einer prachtvollen Zeit.“

 Gustav Rutz kreierte das Denkmal

Gustav Rutz kreierte das Denkmal

Foto: Stadtarchiv Krefeld

Seyffardt (1827-1901) war ein politischer Mensch, der sich für die Idee des wirtschaftlichen Liberalismus begeisterte. Freie Marktwirtschaft als Wirtschaftsordnung war sein Ideal, dazu gehören alle wirtschaftlichen Freiheiten wie Gewerbefreiheit, freie Preisbildung und Wettbewerbsfreiheit. 1859 wurde er Mitglied im  Deutschen Nationalverein. In der später gegründeten Nationalliberalen Partei wurde er zu einem wichtigen Vertreter, saß im Zentralvorstand. Er gehörte dem Preußischen Abgeordnetenhaus an, zeitweilig auch als Abgeordneter dem Norddeutschen Reichstag. Ab 1869 war er Stadtverordneter und Beigeordneter in Krefeld. Die sozialen Themen lagen Seyffardt am Herzen, die öffentliche Armenpflege und die Umwandlung von Konfessionsschulen in konfessionslose Schulen waren seine Themen,  denen er sich auch in publizistischen Beiträgen widmete. Er trat für verbesserte Bildungsmöglichkeiten von Frauen ein und förderte etliche Vereine, die sich insbesondere für Bildung oder die Wohltätigkeit einsetzten.

 Für den Transport wird es zerlegt

Für den Transport wird es zerlegt

Foto: Stadtarchiv Krefeld

Er konnte es sich finanziell leisten: Seyffardt gehörte damals zu den höchstbesteuerten Bürgern in Krefeld. Er führte Tagebuch, im Jahr 1900 hat er seine Aufzeichnungen veröffentlicht. Über das Jahr 1884 steht darin: „Wie im vorigen Jahrzehnt der Stadt Crefeld eine Stadthalle nur dadurch verschafft werden konnte, dass Jentges, Heimendahl und ich mit je zehntausend Mark an der Spitze der Unterzeichner traten, so musste ich in diesem Jahr wieder mit zehntausend Mark eine Liste eröffnen, um die Restaurierung des Stadttheaters zu ermöglichen.“

 Der Aufbau ist Präzisonsarbeit

Der Aufbau ist Präzisonsarbeit

Foto: Stadtarchiv Krefeld

In seinem Testament vermachte Ludwig Friedrich Seyffardt der Stadt Krefeld 150.000 Mark für Volksschul- und Fortbildungszwecke und 15.000 Mark für die Armenverwaltung. Auch Stadtbibliothek, Kaiser-Wilhelm-Museum sowie Wohltätigkeitsvereine erbten Geldbeträge.

 Das Team rückt mit Kranwagen an

Das Team rückt mit Kranwagen an

Foto: Stadtarchiv Krefeld

Das Seyffardt-Denkmal hat Gustav Rutz geschaffen. Die  Zeitung von 1962 berichtet, wie es nach fast 57 Jahren vom Nordende des Ostwalls umzog: „Nun wird das Denkmal gegenüber dem Philadelphiahaus seinen Ehrenplatz erhalten.“ Mit einem kleinen Kranwagen rückte ein Trupp Männer an, um den Obelisken von seinem angestammten Platz zu nehmen.

 Geschafft und wieder komplett

Geschafft und wieder komplett

Foto: Stadtarchiv Krefeld

Bei der Bombardierung des Ostwalls im Zweiten Weltkrieg hatte das Bildnis Seyffardts keinen Schaden genommen, allerdings gab es ursprünglich eine Figurengruppe, die dazugehörte. Ihr Verbleib ist unklar, heißt es vom Stadtsprecher, „wahrscheinlich wurde diese für militärische Zwecke eingeschmolzen. Der Schulknabe und das Waisenmädchen – wie auf Vorkriegsaufnahmen noch zu sehen – versinnbildlichten Seyffardts Verdienst um die Simultanschule und die Armenpflege.“ Das Denkmal wurde auf Initiative Krefelder Volksschullehrer errichtet. Auf der Rückseite ist zu lesen: „Dem tatkräftigen Förderer der Wohltätigkeit und Volksbildung, dem treuen Vaterlandsfreunde (1827-1901). Errichtet im Jahre 1905 von seinen Mitbürgern und Freunden.“

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