Love-Scamming in Krefeld Geheuchelte Liebe – und was daraus entsteht

Krefeld · Die Polizei in Krefeld warnt vor Love-Scamming. Eine Bankangestellte schöpfte Verdacht. Nun sitzen zwei Männer in Untersuchungshaft.

Eine Krefelderin fiel auf eine Online-Liebelei mit einem vermeintlichen Amerikaner herein. Die Polizei nahm zwei Nigerianer in Krefeld fest.

Eine Krefelderin fiel auf eine Online-Liebelei mit einem vermeintlichen Amerikaner herein. Die Polizei nahm zwei Nigerianer in Krefeld fest.

Foto: Polizei Bochum

Versprochen wird die große Liebe, das schnelle Geld oder der Traumjob – doch hinter den verlockenden Angeboten steckt häufig so genanntes Scamming. Besonders perfide und für die Opfer mit hohem emotionalem Stress verbunden sei das Love- oder Romance-Scamming. In Online-Partnerbörsen oder auch in sozialen Netzwerken, berichtet die Polizei. Dort seien die Scammer auf der Suche nach potenziellen Opfern. Sei ein Kontakt erst einmal hergestellt, würden diese mit Liebesbekundungen und Aufmerksamkeit überhäuft – und zwar einzig und allein mit dem Ziel, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen, so die Polizei.

Die virtuellen Partner gäben zum Beispiel vor, bei einer Geschäftsreise nach Westafrika in Geldnot geraten zu sein. Oder sie benötigen Geld für eine wichtige Operation ihres Kindes oder eines Angehörigen. Auch gestohlene Koffer und Pässe, unbezahlter Lohn oder eine unbezahlte Hotelrechnung sollen das ahnungslose Opfer dazu bringen, Geld zu überweisen. Und viele tun es auch, schließlich sind sie zu diesem Zeitpunkt schon von an ihren Internet-Partner emotional gebunden.

Dank einer Bankangestellten konnte ein so genanntes Love Scamming jetzt in Krefeld in letzter Sekunde verhindert werden. Im aktuellen Fall habe eine 59-Jährige aus Krefeld über Instagram einen angeblichen Amerikaner namens John Terri kennengelernt und den Kontakt schließlich über Chats und WhatsApp fortgeführt. Über ein halbes Jahr hinweg habe sich so eine scheinbare Liebesbeziehung zwischen ihnen aufgebaut. Zwischendurch habe der angeblich als Soldat in der Ukraine kämpfende Mann die Frau mehrfach dazu gebracht, Gutscheinkarten im Wert von insgesamt mehreren tausend Euro zu kaufen und ihm die Codes zuzuschicken, berichtet die Krefelder Polizei am Donnerstag. 

Nun bekam die Krefelderin laut Polizeibericht eine fünfstellige Summe für den vermeintlichen John Terri auf ihr Konto überwiesen - angeblich, weil er Probleme mit seinem eigenen Konto habe. Das Geld, von dem er behauptete, es in eine Wohnung investieren zu wollen, stammte in Wahrheit aus einem anderen Betrugsdelikt: Die Verwaltung einer Behörde hatte es aufgrund einer gefälschten Zahlungsanweisung auf das Konto der Krefelderin überwiesen.

Am Dienstag sollte die Frau das Geld abheben und einem Mittelsmann ihres vermeintlichen Partners noch in der Bank übergeben. Als die Bankangestellte sah, dass exakt die gleiche Summe kurz zuvor auf das Konto überwiesen worden war, wurde sie misstrauisch und rief die Polizei. Die Beamten konnten zwei Männer an der Bank stellen und festnehmen. Am Mittwoch ordnete der Haftrichter für die 32 und 45 Jahre alten Nigerianer Untersuchungshaft an.

Scamming sei eine unter dem Namen Nigeria Connection bekannt gewordene Betrugsmasche. Sie beschränke sich mittlerweile nicht mehr nur auf Massenmails mit absurden Gewinnversprechen, sondern tritt in vielfältiger Form – unter anderem als Love-Scamming – in Erscheinung, so die Polizei.

Sie rät Menschen, die Verdacht schöpfen zum Beispiel die angeblichen Namen ihrer neuen Onlinebekanntschaft zu googeln: „Oft bestätigt sich bereits dadurch, dass etwas nicht stimmt“, informierten die Beamten. „Überweisen sie auf keinen Fall Geld. Lösen sie auch keinen Scheck ein: Später stellt sich vielleicht heraus, dass er gefälscht war.Leiten sie keine Briefe oder Päckchen weiter und bewahren sie sie auch nicht auf“, empfiehlt die Beratungsstelle der Polizei.

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