Krefeld Löwenäffchen aus Zoo gestohlen - hohe Schwarzmarktpreise

Krefeld · Erstmals ist der Zoo Opfer von Dieben geworden, die skrupellos vom Aussterben bedrohte Tiere rauben. Meist handeln sie für Auftraggeber - die zahlen hohe Beträge für solche Tiere.

 Das Zuchtpaar: Zwei der gestohlenen Löwenäffchen.

Das Zuchtpaar: Zwei der gestohlenen Löwenäffchen.

Foto: Zoo Krefeld

Ihr Wert ist nur auf dem Schwarzmarkt in Euro zu beziffern - in Wahrheit sind sie mit Geld nicht zu bezahlen: Löwenäffchen sind vom Aussterben bedroht; es gibt in freier Wildbahn rund 1000 Exemplare - und das auch nur, weil die Art in Zoos überlebt und wieder ausgewildert wurde. Doch es gibt einen Schwarzmarkt für solche Arten: Erstmals ist der Krefelder Zoo Opfer von Dieben geworden, die wahrscheinlich gezielt für Auftraggeber drei kostbare Löwenäffchen aus ihrem Quartier gestohlen haben. Ein Schlag für die Rettung der Art: "In europäischen Zuchtbüchern sind 150 Tiere verzeichnet. Da sind drei Tiere ein ernstzunehmender Verlust", sagte gestern Zoosprecherin Petra Schwinn auf Anfrage.

Bei den drei gestohlenen Tieren handelt es sich um das Zuchtpaar und eine Tochter aus dem Jahr 2011. Alle Tiere sind durch einen Chip gekennzeichnet, der eine eindeutige Identifizierung möglich macht. Die Tiere befanden sich in ihrer Schlafhütte ihrer Sommeranlage.

 Betretene Gesichter: Klaus Reymer, Eva Ravagni und Zoodirektor Wolfgang Dreßen vor dem Sommerquartier, aus dem die drei Löwenäffchen gestohlen wurden. Die Tür zu dem Gehege ist aus den Angeln gerissen worden.

Betretene Gesichter: Klaus Reymer, Eva Ravagni und Zoodirektor Wolfgang Dreßen vor dem Sommerquartier, aus dem die drei Löwenäffchen gestohlen wurden. Die Tür zu dem Gehege ist aus den Angeln gerissen worden.

Foto: Zoo Krefeld

Goldene Löwenäffchen gehören zu den Krallenaffen und sind in ihrer Heimat Südamerika bedroht. Sie leben ausschließlich im südöstlichen Brasilien. Nur mit Hilfe der Zoos ist es gelungen, im brasilianischen Regenwald wieder eine Population zu etablieren. In Krefeld lebten seit 1987 insgesamt 38 Tiere.

In den Zoos ist bekannt, dass eine "Liebhaber"-Szene für seltene Affenarten existiert. "Es gab in diesem Jahr bislang zwei Diebstähle", berichtet Zoosprecherin Schwinn. So wurde im Mai bei einem Einbruch in einen französischen Zoo 17 Affen verschiedener Arten gestohlen - allesamt selten. Fall zwei ereignete sich im Zoo Eckenhagen (bei Köln); wie in Krefeld wurden dort Löwenäffchen gestohlen.

Die Affen erzielen beim Verkauf auf dem Schwarzmarkt vierstellige Summen. Die Diebe gehen ein hohes Risiko für das Leben der Tiere ein: "Es bedeutet für die Tiere extremen Stress, wenn jemand in ihren Käfig einbricht; es kann durchaus sein, dass ein Tier dabei stirbt", sagt Schwinn. Die Tiere im Käfig zu greifen sei kein Problem: Sie sind klein, bis zu 700 Gramm schwer, der Körper ist vielleicht 35 Zentimeter lang. Auch die Zoomitarbeiter brauchen nur kräftige Lederhandschuhe, wenn sie die Tiere einmal fassen müssen. Die Haltung der Tiere ist für die, die sie dann illegal übernehmen, wenig problematisch: "Es sind keine Nahrungsspezialisten", sagt Schwinn; Obst, Gemüse, Insekten, ein warmes Winterquartier - mehr braucht es nicht für die kostbaren Exoten aus Südamerika. Die Leitung des Krefelder Zoos habe bei der Polizei gestern Anzeige wegen des Einbruchs und des Diebstahls der Löwenäffchen erstattet. Beamte der Kriminalpolizei hätten den Tatort gesichtet und dabei festgestellt, dass es keine verwertbaren Spuren gebe, die bei der Erfassung der Täter hilfreich sein könnten, teilte eine Sprecherin der Polizei gestern auf Anfrage unserer Redaktion mit. Die offenbar gut orientierten Diebe hätten einen Schlafkasten mit dem Zuchtpaar und einem weiteren Löwenaffen komplett gestohlen und mitgenommen. Die aufgebrochene Türe zur Sommeranlage der Tiere hätten die Täter ins Wasser geworfen.

Dadurch seien alle Spuren wie Fingerabdrücke beseitigt worden. Ohne verwertbare Spuren wie DNA-Material, Fuß- oder Fingerabdrücke würden die Ermittlungen und die Überführung eventueller Tatverdächtiger für die Polizei deutlich schwerer, erklärte sie.

(RP)
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