Krefeld Löschpanne: Schuldfrage unklar

Krefeld · Nach dem Großbrand bei Holz Roeren hat sich die Stadt erstmals in einer Pressekonferenz öffentlich erklärt. Die Prüfungspflicht für den defekten Hydranten weist sie der Holzfirma zu. Experten bestreiten diese Rechtsauffassung.

 Dies ist der Hydrant, der nicht funktionierte.

Dies ist der Hydrant, der nicht funktionierte.

Foto: Lammertz, Thomas

Für die Krefelder Stadtverwaltung ist die Verantwortlichkeit für den nicht funktionstüchtigen Hydranten vor dem abgebrannten Holzbetrieb Roeren geklärt: Die Firma Roeren sei schuld, erklärte sie gestern in einer Pressekonferenz und wies jegliche Vorwürfe von sich. Nach dem Feuerinferno vom Montagabend sagte Stadtdirektorin Beate Zielke im Rathaus, dass die Firma selbst für die Prüfung des Hydranten verantwortlich sei — obwohl der Hydrant auf städtischem Grundstück liegt. Gleichzeitig erklärte sie, dass bei der Brandschau im Mai 2011 "keine baulichen Mängel aufgetreten" seien.

In der Pressekonferenz (v. l.): Dietmar Meißner (zweiter Feuerwehrchef), Beate Zielke (Stadtdirektorin) und Timo Bauermeister (Stadtsprecher).

In der Pressekonferenz (v. l.): Dietmar Meißner (zweiter Feuerwehrchef), Beate Zielke (Stadtdirektorin) und Timo Bauermeister (Stadtsprecher).

Foto: Lammertz, Thomas

Experten widersprechen der Rechtsauffassung der Stadt vehement. Am Donnerstag meldete sich Detlef Poullie, Dozent bei der Handwerkskammer Düsseldorf: "Alles, was auf der Straße liegt, ist Sache von Stadt und Stadtwerken. Seit drei Jahrzehnten bringe ich meinen Schülern dies bei. Was die Stadt hier behauptet, stimmt nicht. Man darf den Holzbetrieb nicht so im Regen stehenlassen." Franz-Martin Roeren, Seniorchef des Holzbetriebs, behält sich juristische Schritte vor: "Wir wissen, was wir von den Äußerungen zu halten haben. Mit dem Thema, wer schuld ist, befassen sich, wenn nötig, andere Experten."

Das Technische Hilfswerk beleuchtet die Unglücksstelle jetzt bei Nacht. Die Polizei ist vor Ort. Ob Brandstiftung die Ursache für das Feuer war, ist noch unklar.

Das Technische Hilfswerk beleuchtet die Unglücksstelle jetzt bei Nacht. Die Polizei ist vor Ort. Ob Brandstiftung die Ursache für das Feuer war, ist noch unklar.

Foto: Thomas Lammertz/RP-Archiv: T. L.

Auf dem abgebrannten Betriebsgelände haben die Brandsachverständigen die Ermittlungen fortgeführt — Ergebnisse nicht vor heute. Der geplante Einsatz der Spürhunde wurde auf heute verschoben; gestern war es noch zu heiß.

Der Hydrant direkt vor Holz Roeren ist 1978 von den Stadtwerken aufgestellt worden. Er war Auflage der Baugenehmigung. Finanziert wurde er durch Roeren. Die Stadt sieht deshalb die Firma in der Pflicht. Die "technische Prüfordnung" nennt hingegen den Betreiber des Hydranten als Verantwortlichen. Die juristische Frage lautet: Wer ist Betreiber?

Die Rechtseinschätzung der Experten ist auch für viele andere Krefelder Betriebe interessant, die nun nicht wissen, ob die Hydranten vor ihrem Grundstück funktionieren. Insgesamt gebe es 205 oberirdische Hydranten in Krefeld, für die im Gegensatz zu den unterirdischen Hydranten nicht die Stadtwerke, sondern die Firmen zuständig seien, sagte Zielke gestern. Teilweise hätte die Stadt selbst auch die Hydranten finanziert. Ob die Stadt ihre eigenen Hydranten gewartet hat, konnte die Stadtdirektorin nicht sagen.

Der stellvertretende Feuerwehrchef Dietmar Meißner bestätigte unterdessen, dass die auf der Stichstraße liegenden Unterflurhydranten ebenfalls zu wenig Wasser gegeben hätten, so dass die Feuerwehr schnell Wasser von weiter entfernten Stellen an die Mevissenstraße transportierte. 800 Feuerwehrmänner seien im Einsatz gewesen. Unterschätzt habe die Feuerwehr die Gefahren für die Handwerksbetriebe in dem Kasernengelände.

(RP/ila)
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