Krefeld LKA prüft DNA-Spuren nach Anschlag auf Islamzentrum

Krefeld · Die Polizei hat DNA-Spuren auf der Mülltonne gefunden, die in die Islamische Denkfabrik geworfen wurde.

Mülltonnen-Anschlag auf Islamische Denkfabrik
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Mülltonnen-Anschlag auf Islamische Denkfabrik

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Vier Wochen nach dem Anschlag auf die "Islamische Denkfabrik" im Krefelder Südbezirk hat die Polizei eine Spur: Wie ein Sprecher der Polizei auf Anfrage mitteilte, haben die Krefelder Ermittler inzwischen DNA-Spuren an das Landeskriminalamt in Düsseldorf geschickt. Ein rechtsradikal motivierter Anschlag kann weiterhin nicht ausgeschlossen werden, wie die Polizei mitteilte.

Am Montag, 22. Oktober, gegen 5 Uhr hatten bisher unbekannte Täter zunächst einen faustgroßen Stein, dann eine braune Mülltonne in das Schaufenster des Islamzentrums an der Gladbacher Straße geworfen. Gerade die Tatsache, dass es eine braune Tonne war, spricht aus Sicht der Vereinsmitglieder für einen rechtsradikalen "braunen" Hintergrund.

"Wir wissen das aber natürlich nicht abschließend, können nur vermuten", sagte gestern auf Anfrage Aysel Bahci, Vorsitzende des Vereins Islamische Denkfabrik. Staatsschutz und Polizei ermitteln seitdem in alle Richtungen, haben neben Nachbarn auch die Wirte umliegender Gastwirtschaften befragt, um Auskünfte über Gäste zu erhalten, die unmittelbar vor der Tatzeit das Lokal verlassen hatten. Außerdem suchten sie im unteren Bereich der Mülltonne, wo normalerweise kaum Fingerabdrücke zu finden sein dürften, nach Spuren. Kenntnisse aus den Befragungen will die Polizei jetzt mit ihren DNA-Spuren abgleichen. "Wir warten auf Nachricht vom LKA", sagte ein Polizeisprecher.

Die Islamische Denkfabrik hat das Schaufenster inzwischen erneuert, die Mitglieder treffen sich wieder regelmäßig. 2008 war die Islamische Denkfabrik als gemeinnütziger Verein für Kinder- und Jugendarbeit gegründet worden. Die "Schönheit des Islam" soll dort vermittelt werden. In verschiedenen Altersgruppen wird hier Jugendlichen geschlechtergetrennt bei Schulthemen geholfen, es gibt aber auch geschlechterübergreifende Veranstaltungen für Männer und Frauen.

Die Vorsitzende des Vereins ist eine Frau: Aysel Bahci hatte nach dem Anschlag vom 22. Oktober mitgeteilt, dass ihr Verein schon vorher öfter islamophobe Drohbriefe erhalten habe und fremdenfeindliche Parolen am Gebäude habe entfernen müssen. Die Vereinsmitglieder glauben deshalb nicht an eine zufällige Tat und einfachen Vandalismus. In einem offenen Brief hatte die Vorsitzende Bahci zuletzt Polizeischutz für die Vereinsmitglieder gefordert. Man sehe "eine reale und physische Bedrohung für alle Menschen in unserem Verein", wolle aber nicht an einen anderen Standort wechseln, in den Hinterhof oder eine Seitenstraße gehen, sondern wolle am jetzigen Standort bleiben.

(sep)
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