Literarischer Sommer Literarisches Plädoyer für Integration

Krefeld · Fikry el Azzouzi las am Donnerstagabend gemeinsam mit seinem Übersetzer ins Deutsche, Ilja Braun, im Rahmen des literarischen Sommers aus dem Werk „Sie allein“.

 Maren Jungcluas, Autor Fikry el Azzouzi und Übersetzer Ilja Braun bei der Lesung im Zuge Lesung in der Reihe „Litararischer Sommer“.

Maren Jungcluas, Autor Fikry el Azzouzi und Übersetzer Ilja Braun bei der Lesung im Zuge Lesung in der Reihe „Litararischer Sommer“.

Foto: schalljo/Schalljo

Fikry el Azzouzi ist ein junger Mann marokkanischer Abstammung. Geboren wurde der Autor im belgischen Antwerpen. Als Kind wollte er Fußballprofi werden. Eher zufällig kam er zum Schreiben und befasst sich in seinen Werken vor allem mit den Problemen Jugendlicher mit Migrationshintergrund in Belgien. Wie er selbst lebt auch seine Romanfigur Ayoub zwischen den Kulturen. Dabei erliegt er zumindest teilweise dem Werben von muslimischen Extremisten. Sie sind schlicht die einzigen, die sich um ihn zu kümmern scheinen. Sowohl in Marokko, als auch in Belgien ist er ein Außenseiter.

Im dritten Teil der Trilogie, „Sie allein“ verliebt sich Ayoub in Eva. Er ist Tellerwäscher in einem Restaurant, sie die Besitzerin. Die Liebe ist durchaus beidseitig, die Annäherung dennoch schwierig. Dem gegenüber stehen (fiktive) Entwicklungen in der Gesellschaft bis hin zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. El Azzouzi las am Donnerstagabend gemeinsam mit seinem Übersetzer ins Deutsche, Ilja Braun, im Rahmen des literarischen Sommers aus dem Werk. Sein Stil ist oft lustig bis flapsig, trotz des sehr ernsten Themas.

Im Gespräch rund um die Geschichte sprach er Ayoub auch biographische Komponenten zu. Wie viel nun autobiographisch sei, dazu wollte er sich nicht äußern. „Aber ich denke schon, dass 80 Prozent seines Charakters und seiner Erlebnisse biographisch aus meinem eigenen Leben oder dem meiner Freunde sind“, sagte der Autor. Dabei will er sein Werk trotz der gesellschaftlichen Entwicklung aber nicht als Dystopie sehen. „Ich denke, dass Integration im Kleinen beginnt. Die Geschichte zwischen Ayoub und Eva ist für mich ebenso wichtig, wie das große Chaos. Liebe und Verständnis zwischen Personen sind der Weg zu echter Integration“, sagte er. Den großen Wurf, die Probleme zu lösen, gebe es ohnehin nicht. Er selbst würde, wäre er an der Macht, wohl ähnlich vorgehen wie Angela Merkel. Deren Kurs lobte er als sehr gut und mutig. Das Thema sei aber zu komplex, es im Handstreich zu lösen. „Ich wäre wohl ein schlechter Kanzler“, sagte er lachend.

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