Krefeld Letzte Chance für Elfrather Badesee: Neue Munition gegen Gänse

Krefeld · Mit Kleinkalibern und Schalldämpfern sollen Jäger in Tarnkleidung am Badesee in Elfrath nun gegen die dortige Gänseplage vorgehen. Gelingt auch dies nicht, will die Stadt im kommenden Jahr prüfen, ob sie vor dem Federvieh nicht kapitulieren muss und den Badesee aufgibt.

 Gänse auf dem Elfrather Badesee sorgen dafür, dass Krefeld jedes Jahr mit einer Negativschlagzeile über schlechte Wasserqualität bundesweit wahrgenommen wird.

Gänse auf dem Elfrather Badesee sorgen dafür, dass Krefeld jedes Jahr mit einer Negativschlagzeile über schlechte Wasserqualität bundesweit wahrgenommen wird.

Foto: Thomas lammertz

Bereits seit Jahren ist der Badesee in Elfrath ein beliebtes Ziel vor allem für Gänse geworden. Rund 450 Tiere haben dort ihr Quartier für den Sommer gefunden. Das Problem ist: Sie hinterlassen dort Unmengen an Kot. Das schlägt sich auf die Wasserqualität nieder. So sehr, dass der Badesee (wohlgemerkt: nicht die Regattastrecke) zurzeit nicht mehr für Schwimmer nutzbar ist, weil das Schwimmen darin die Gesundheit gefährdet. Jetzt geht die Stadt gegen das Federvieh massiv vor: Vier Jäger sollen sich in Tarnkleidung auf Tarnbetten auf die umliegenden Stoppelfelder und Wiesen legen, die gerne von den Gänsen besiedelt werden - schlagkräftig bewaffnet. Die Jäger sind ausgestattet mit Kleinkalibergewehren und Schalldämpfern. Die Munition hat dabei eine solch starke Durchschlagskraft, dass häufig gleich mehrere Gänse mit einem Schuss getötet werden können, weil sie in der Regel ziemlich eng zusammensitzen. Eine weitere Variante sieht vor, dass die Jäger von ihren Tarnbetten aus mit Schrotflinten in Kopfhöhe der Gänse zielen; auch bei dieser Jagdmethode seien mehrere Gänse gleichzeitig getötet worden.

Das derzeit angewandte Verfahren wird zurzeit im Kreis Wesel getestet und vom Land NRW gefördert. Ergebnis: In nur zwei Stunden wurde dort über 100 Gänse getötet. Auch die Kreisjägerschaft Krefeld testet dieses neue Verfahren jetzt am Badesee - ebenfalls erfolgreich. Seit dem 15. Juli wird es angewendet, bislang sind rund 100 Gänse erlegt worden. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2013 waren es 64 Tiere, von 2010 bis 2012 jeweils rund 100 Tiere während der gesamten Jagdsaison. Bislang war in Krefeld mit Schrotflinten auf fliegende Gänse geschossen worden.

Schon seit Jahren geht die Stadt gegen das Problem der sich immer stärker ausbreitenden Gänse vor. Zunächst sollten noch friedliche Methoden helfen, wie Vergrämung durch gezieltes Stören, etwa durch Greifvögel oder Blenden. Auch hatte die Stadt versucht, das Gras so lang wachsen zu lassen, dass es die Gänse abschreckt. Das sei bei 14 Zentimetern Höhe der Fall, doch diese Höhe erreicht der dortige Magerrasen nicht. Kunststoffzäume rund um den See, um den Tieren den Zugang zu erschweren, hatte die Stadt abgelehnt, um Vandalismus zu vermeiden. Auch eine Umsiedlung der Gänse auf die Insel im nördlichen Teil des Badesees scheiterte, und bei der Verwendung von sogenannten Bitterstoffen meldete die Untere Landschaftsbehörde Bedenken an. Daher entschied sich die Stadt zu den Jagdmaßnahmen.

Wie viele der Tiere getötet werden sollen, dazu gab es gestern im Sportauschuss keine konkreten Angaben. Krefelds Beigeordneter Thomas Visser sieht in dem massiven Beschuss der Gänse die einzige Möglichkeit, der Plage noch Herr zu werden. "Wir werden Mitte 2015 sehen, was diese Maßnahme letztlich gebracht hat", sagte Visser gestern im Sportausschuss. "Wenn auch das nicht hilft, dann müssen wir überlegen, ob wir nicht direkt sagen, dass wir den Badesee schließen müssen." Denn die Unterhaltung des Sees als Badesee ist auch eine Frage des Geldes: Rund 15 000 Euro muss die Stadt jährlich an die DLRG zahlen, die den See überwacht - in Zeiten des derart angespannten Haushaltes wäre die Kapitulation vor den Gänsen und die Aufgabe des Badesees möglicherweise eine letztlich preiswertere Lösung.

(RP)
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