Krefeld Lesehaus mit Lümmelhöhle

Krefeld · Rot und Grün geben den Ton an in der Mediothek. Doch nicht nur farblich wollen die Innenarchitekten sich von Bücherei-Klischees abheben. Im neuen Haus ist auch viel Platz für Aktion.

Einrichtung ist eine Frage des psychologischen Einfühlungsvermögens. „Es geht darum, das Wesen der Architektur zu erfassen“, sagt Jochen Usinger. Gemeinsam mit seinem Partner Martin Klein-Wiele vom Innenarchitekturbüro „ukw“ hat er sich mit dem Wesen eines Lesetempels auseinandergesetzt, um die Mediothek am Theaterplatz funktional, aber auch imposant in Szene zu setzen. Das Ergebnis ist vor allem orangerot und grün.

„Wir wollten Akzente, die mit dem Schwarz-Weiß des Gebäudes kontrastieren, aber den Besucher auch leiten“, sagt Usinger. So werden die Leser mit den beiden Komplementärfarben durch das Haus geführt. Graugrün sind die Außenwände gehalten, die die Bibliothek als Lesehaus eingrenzen. Roter Kautschuk auf dem Boden leitet in die Abteilungen und die Rampen hinauf. Überall, wo es hinter orangefarbenem Acrylglas leuchtet, sind Informationstheken und Arbeitsflächen. „Sonderbereiche sind eindeutig erkennbar, da sie eine eigene Sprache sprechen, die auf das Gesamtkonzept abgestimmt ist“, sagt Usinger.

Zum Beispiel im Lesecafé. Dort ist es weniger lichtdurchflutet, und Wandverkleidungen aus geräuchertem Lärchenfurnier sollen zusätzlich rustikale Atmosphäre schaffen, damit der Raum zum Lesen, Blättern, Verweilen einlädt. Auch Veranstaltungen für 20 bis 30 Personen haben dort Platz.

Auch hinter der schalldichten Glasabtrennung der Kinder- und Jugendbücherei entstehen eigene Welten. Im „Bullaugen-Raum“ für die Kleinsten soll ein grasähnlicher Teppich zum Lümmeln einladen. Eine Höhle für die Kinder am tiefsten Punkt der wie ein Schneckenhaus konzipierten Mediothek, nennt Usinger das. Mobile Podeste verwandeln diesen Raum in eine Zuschauertribüne für Film- oder Theatervorführungen. In cremefarbenen Wandschränken wird das Bastelmaterial für die Vorlese-Nachmittage verstaut.

Büchereileiter Helmuth Schroers ist glücklich mit zwei Ideen, die an die Historie anknüpfen. Die große Rückwand soll auf berühmte (Kloster-)Bibliotheken anspielen: Ein 22 Meter breites, 3,50 Meter hohes Regal wird in den von Menschenhand nicht mehr erreichbaren Höhen einen Teil wertvoller Archivbestände aufnehmen, auf die das Personal mit einer großen fahrbaren Treppe (mit Kanzel) Zugriff hat. Und Vitrinen werden die wertvolle Sammlung der Bücherei präsentieren. Ab Januar werden die Möbel gebaut, die rund 200 000 Bücher und elektronische Medien aufnehmen – und eine überdimensionale Sitzbank fürs Foyer. Am 1. April ist die Eröffnung geplant. Und eine provisorische Vorverkaufskasse fürs Theater gibt es auch schon. Denn das ist die nächste Großbaustelle auf dem Theaterplatz.

(RP)
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