Krefeld Leistungsschau der Bayer Symphoniker

Krefeld · Das semi-professionelle Orchester wird immer besser. Beim Frühjahrskonzert im Seidenweberhaus begeisterten die Bayer Symphoniker mit einem anspruchsvollen Programm. Ein beeindruckendes Debüt mit dem neuen Dirigenten Thomas Schlerka.

Die Bayer-Symphoniker haben Glück. Das berufsbedingte, recht plötzliche Ausscheiden ihres langjährigen Dirigenten und Künstlerischen Leiters Kenneth Duryea haben sie ohne Blessuren verkraftet. Das ist einmal der geschätzten, überaus sorgfältigen Arbeit Duryeas zu danken, aber auch der Tatsache, dass mit Thomas Schlerka in der Kürze der Zeit ein neuer Chefdirigent gefunden war, der Kontinuität garantiert und dennoch eigene Akzente setzt. So durfte sich das Orchester jetzt im gut besuchten Seidenweberhaus über ein umjubeltes Frühjahrskonzert freuen, an dessen Ende der Tenor übereinstimmend lautete: "Die Bayer-Symphoniker werden immer besser".

Das bemerkenswerte Programm seines Vorgängers übernahm Schlerka, der auch Chef des Sinfonieorchesters der "Philharmonischen Gesellschaft Düsseldorf" ist, zum Glück ohne Änderungen. Mit der eingängigen und schwungvollen Ouvertüre zur Oper "Euryanthe" op.81 von Carl Maria von Weber stimmten die rund 80 Mitglieder des semi-professionellen Klangkörpers, der in keiner Instrumentengruppe Defizite erkennen lässt, homogen und durchsichtig ihr applausfreudiges Publikum auf einen abwechslungsreichen Frühabend ein.

Ein erster Höhepunkt war die Begegnung mit der noch nicht 30-jährigen Oboistin der Staatsoper Hamburg, Melanie Jung. Die Absolventin der Musikhochschule Essen (Unterricht bei Professor Pierre Feit) und Schülerin des berühmten Professor Maurice Bourgue (Genf) beherrscht ihr Instrument schlafwandlerisch sicher und besticht mit ihrem biegsamen, warmen Ton.

Introduktion, Thema und Variationen für Oboe und Orchester von Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), ein anmutiges, musikalisch wie technisch anspruchsvolles Werk, das so gut wie nie aufgeführt wird, wirkte wie für die gebürtige Kölnerin komponiert. Das Orchester, von Schlerka temperamentvoll und dabei sehr genau geführt, war der exzellenten Solistin ein klangschöner und einfühlsam sekundierender Partner. Nach der Pause wurden die bestens vorbereiteten Instrumentalisten noch weit mehr gefordert. Nikolai Rimski-Korsakows vierteilige "Scheherazade" op.35, in der geschildert wird, wie die Titelheldin durch das "1001 Nacht" fortgesetzte Erzählen von Märchen die Grausamkeiten des Sultans überwindet, gehört zu den Werken, die für ein nicht professionelles Orchester zumindest die Grenze des Machbaren darstellen.

Angeführt von der recht resolut wirkenden Konzertmeisterin Lioudmila Chramkova, die eine Reihe halsbrecherischer Soli bewundernswert meisterte, und optimal geleitet von ihrem neuen Chef am Dirigentenpult, gelang den Bayer-Musikern eine glanzvolle Wiedergabe, die zu feiern das begeisterte Publikum im Seidenweberhaus nicht müde wurde.

(RP)
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