Krefeld Lebensmittelretter suchen Anlaufstelle

Krefeld · Angelika Kempkens und ihr Team retten Lebensmittel, die sonst weggeworfen werden. Seit einem Jahr sind sie aktiv, haben aber Schwierigkeiten das Essen an den Mann zu bringen. Es werden noch weitere Helfer gesucht.

 Seit rund einem Jahr rettet Angelika Kempkens gemeinsam mit ihren Mitstreitern körbeweise Essen vor der Mülltonne. Sie selbst hat schon über 8500 Kilogramm Lebensmittel eingesammelt und weiter verteilt.

Seit rund einem Jahr rettet Angelika Kempkens gemeinsam mit ihren Mitstreitern körbeweise Essen vor der Mülltonne. Sie selbst hat schon über 8500 Kilogramm Lebensmittel eingesammelt und weiter verteilt.

Foto: Dackweiler

Die Mülltonnen hinter den Supermärkten, Großbäckereien und anderen Betrieben sind meistens voll. Denn, um immer genug Lebensmittel auf Lager zu haben, ordern die Märkte in vielen Fällen deutlich mehr, als sie eigentlich verkaufen können. "Es ist eine Verschwendung, dass so viel weggeschmissen wird", stellt Angelika Kempkens, die Krefelder Botschafterin von "foodsharing.de". Sie versucht mit anderen Lebensmittelrettern, sogenannten "Foodsavern", das noch genießbare Essen vor der Tonne zu bewahren. "Wir freuen uns über jeden Mitstreiter, der uns hilft, Lebensmittel zu retten und an Menschen zu verteilen, die sie gebrauchen können", sagt Kempkens.

Seit etwas mehr als einem Jahr läuft das bundesweite Projekt auch in Krefeld - die damals gesteckten Ziele sind allerdings noch nicht ganz erreicht. Kempkens wünschte sich 100 Mitstreiter, bisher sind es 82, von denen viele allerdings nicht regelmäßig aktiv sind. "Das Problem liegt nicht darin, die Lebensmittel zu retten, sondern sie an den Mann zu bringen", erklärt Kempkens. Momentan läuft die Weitergabe nämlich vorwiegend privat. "Was macht man aber, wenn man grade fünf Kilo Paprika oder zehn Kilo Porree gerettet hat - wohin damit?" fragt Kempkens. Die 54-Jährige gibt die Lebensmittel an Bekannte und Familie weiter, die diese dann wiederum an andere Menschen verteilen. "Manche Foodsaver stellen auch Körbe vor die Tür und sagen ihren Nachbarn Bescheid. Ideal ist das natürlich alles nicht", sagt Kempkens. Deshalb wünscht sich die Botschafterin eine öffentliche Anlaufstelle, in der Menschen sich mit dem geretteten Essen gratis eindecken können. Vorbild für diese Idee ist Düsseldorf, wo es den sogenannten "Umsonstladen" gibt. "Einen solchen zentralen Verteiler in Krefeld zu installieren, ist unser Wunsch", sagt Kempkens. Dafür sucht die gelernte Einzelhandelskauffrau Kooperationspartner, die sich diesbezüglich einbringen wollen. Eine erste Form eines solchen "Fairteilers" gibt es bereits an der Hochschule. "Dort können sich Studenten zwischen den Vorlesungen kleinen Snacks wie Äpfel besorgen", sagt Kempkens. Die Verantwortung, für die Genießbarkeit der Lebensmittel, übernehmen die "Foodsaver" übrigens nicht. "Wir sortieren alles, aber es kann natürlich mal etwas durchgehen. Dieses Risiko können wir als Ehrenamtler nicht übernehmen. Wer etwas verzehrt, trägt die Verantwortung selbst", erklärt Kempkens.

Sie und die anderen "Foodsaver" verstehen sich im Übrigen nicht als Konkurrenz zur "Tafel". "Wir wollen niemandem etwas wegnehmen, sondern verstehen uns als Ergänzung. Die Tafeln dürfen viele Dinge nicht annehmen, die wir aber sehr gerne abholen", sagt Kempkens. Zum Beispiel Essen, bei dem das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Diese Dinge dürfen die Tafeln nicht weitergeben - obwohl das Essen in vielen Fällen durchaus noch genießbar wäre. "Mindesthaltbarkeit bedeutet nur, dass es bis zu dem Tag mindestens haltbar sein muss - meistens jedoch noch viel länger", sagt die Retterin.

Ebenfalls ergänzend zur Internet-Plattform, gibt es die Facebook-Gruppe "Foodsharing Krefeld", in der rund 1300 Menschen Mitglied sind. Dort teilen die Krefelder täglich Bilder von Lebensmitteln, die sie umsonst weitergeben würden - in den meisten Fällen finden diese schnell neue Besitzer. "Wer etwas abgeben möchte, kann dort gerne mitmachen. Die Gruppe läuft aber autark und gehört nicht offiziell zu uns", sagt Kempkens. Sie wünscht sich, dass noch mehr Menschen bei der Abholung von Lebensmitteln helfen und dies von noch mehr Betrieben ermöglicht wird: "Es wäre toll, wenn wir im nächsten Jahr viele neue Unterstützer gewinnen könnten, um mehr Lebensmittel zu retten und zu verteilen."

(RP)
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