Krefeld Leben in der Mühle

Krefeld · Auch wenn die Mühle in Oppum nun eingeweiht ist, legen die Mühlenspechte die Hände nicht in den Schoß. Sie organisieren Führungen und besuchen einen Müller-Kursus, um eines Tages Mehl zu mahlen und Brot zu backen.

Oppum Die Kinder sind begeistert. Eine alte Mühle, das sieht man nicht alle Tage. Große Mühlsteine und Flügel, die sich richtig im Wind drehen können und das riesige Triebwerk. Dazu einen Grasabhang vor der Tür, an dem man sich runter kullern lassen kann. Super. „Die Kindergruppen, die uns bisher besucht haben, fanden die Mühle immer interessant. Selbst, wenn wir die Flügel und das Mahlwerk nicht anstellen können“, sagt Franz-Josef von der Hocht, Vorsitzender der Mühlenspechte, die offiziell Mühlenbauverein Geismühle heißen.

Vor vier Wochen wurde die nach dreieinhalb Jahren Planungs- und Wiederaufbauarbeit wieder hergestellte Mühle eingeweiht. Jetzt die Hände in den Schoß zu legen und selig lächelnd ihr Werk zu betrachten, kommt für die Mühlenspechte aber nicht in Frage. Denn jetzt arbeiten die Vereinsmitglieder daran, wieder Leben in die Mühle zu bringen.

Die Kinder sind die ersten Besucher. Schulklassen und Kindergartengruppen haben sich bereits für Führungen angemeldet. Aber auch Erwachsene können die Mühle besuchen. Gerade hat der Verein beschlossen, das Denkmal jeden ersten und dritten Sonntag im Monat zu öffnen. Gruppen können auch unter der Woche einen Termin vereinbaren. „Aber nicht immer wird die Mühle auch laufen können“, sagt von den Hoch. Denn um das Triebwerk in Gang zu bringen, müssen fünf Vereinsmitglieder mit anpacken.

Und das ist längst noch nicht alles. Die Mühlenspechte haben sich daran gemacht, ihren Traum, eines Tages in der Mühle Mehl zu mahlen und Brot zu backen, ebenfalls zu verwirklichen. „Ein Dutzend Leute besuchen gerade einen Müller-Kursus in den Niederlanden“, erzählt von den Hoch. Denn so ein Mahlwerk in Schwung zu bringen ist eine diffizile Angelegenheit. Da müssen die Mühlsteine nivelliert und die Flügel in den Wind gestellt werden. „Wir üben einmal im Monat in Oppum und einmal in Holland“, verrät von den Hoch.

Zeit bis zur Mehlreife

Aber es werde noch einige Zeit dauern, bis die Hobby-Müller die Mehlreife erlangen. Denn auch wenn sie die Mühle mühelos beherrschen, muss noch eine Testreihe für das Mehl erfolgen. Die Qualität muss trotz aller Nostalgie stimmen. Da gehen die Mühlenspechte keine Kompromisse ein.

Dass die SPD gerade forderte, die Mühlenspechte für ihre Leistung zu ehren, sieht von den Hoch mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist ihm die Aufmerksamkeit peinlich. Andererseits freut er sich über die Anerkennung. Überhaupt freut er sich immer noch über die große positive Resonanz, die der Verein bei seinem Vorhaben bekam. Und an das Gefühl, dass er beim Hall der Böllerschüsse zur Einweihung hatte, erinnert er sich noch genau: „Das war wie Hochzeitstag, Weihnachten, Ostern und Pfingsten auf einmal.“

(RP)
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