Lauftreffs als Motivation in Krefeld Laufen kann auch Teamsport sein

Krefeld · Alleine durch den Wald laufen, das ist nicht jedermanns Sache. Wer lieber auf Sport in der Gruppe setzt, der muss aber aufs Joggen nicht verzichten. In Lauftreffs werden Motivation, Teamgeist und Freundschaften gepflegt.

Jeden Sonntagmorgen treffen sich die Läufer des Treffs Krefeld-Oppum. Neue Teilnehmer sind jederzeit willkommen.

Jeden Sonntagmorgen treffen sich die Läufer des Treffs Krefeld-Oppum. Neue Teilnehmer sind jederzeit willkommen.

Foto: Mark Mocnik

Er lauert im Winter, wenn es kalt ist, aber auch im Sommer, wenn man grillen statt Sport treiben könnte: der innere Schweinehund. Ein probates Mittel gegen ihn ist Sport in der Gruppe. In Krefeld gibt es eine Handvoll Lauftreffs, bei denen sich die Teilnehmer ganz zwanglos bei Wind und Wetter zum Laufen verabreden. Wir stellen einige vor und klären noch weitere Vorteile des sportlichen Miteinanders ab.

Diese Vorteile kennt Rüdiger Hess vom Lauftreff Krefeld-Oppum ganz genau. Er gehört seit vielen Jahren zu den Teilnehmern einer der ältesten Gruppen deutschlandweit. „Unser Lauftreff wurde 1974 von Willi Schmidt gegründet, und zwar zwei Jahre nach den Olympischen Spielen in München. Das war damals die sogenannte Trimm-dich-Bewegung“, erinnert sich der 66-Jährige. Damals fanden sich recht schnell bis zu 40 Läufer zusammen, die durch den Schönwasserpark liefen - gemeinsam statt alleine. „Nach Willi Schmitz übernahm Werner Lenzen die Leitung des Lauftreffs und führte ihn ebenfalls mit großem persönlichen Einsatz weiter“, sagt Hess. Unter anderem ergänzte er den Lauftreff durch eine Walking- und Nordic-Walking-Gruppe sowie durch ein Marathontraining.

Viele Jahre erfreute sich der Lauftreff Krefeld-Oppum größter Beliebtheit, doch 2011 erkrankte Lenzen schwer und starb einige Jahre später. „Das hat uns schwer getroffen“, sagt Hess. Doch den Lauftreff und die Freundschaften aufgeben, das kam für die Gruppe nicht infrage. „Seitdem haben wir keinen Trainer in dem Sinne, als dass jemand von uns einen Trainerschein hat“, sagt Hess, „aber wir treffen uns weiterhin zu den üblichen Zeiten.“

Rüdiger Hess weiß um die Vorteile, die ein Lauftreff mit sich bringt: Er erhöhe die Motivation und verbinde die Menschen auch freundschaftlich.

Rüdiger Hess weiß um die Vorteile, die ein Lauftreff mit sich bringt: Er erhöhe die Motivation und verbinde die Menschen auch freundschaftlich.

Foto: Mark Mocnik

Lauftreffs leben vom Miteinander, vom Kontakt - und das fand ein jähes Ende mit Beginn der Pandemie vor mehr als zwei Jahren. „Corona hat uns ziemlich übel mitgespielt“, sagt Hess. „Viele Läufer sind nicht mehr zurückgekommen. Früher haben wir uns dreimal die Woche getroffen, das war dann plötzlich nicht mehr möglich.“ Man versuchte, wenigstens einen Lauftermin unter der Woche zu halten. Doch wenn die Gruppe schrumpft, sinkt auch die Motivation der Teilnehmer - ein Teufelskreis. „Zum Glück war der Sonntag weiterhin sehr beliebt, und die Gruppe ist so im Kern zusammengeblieben.“

Und genau diese Gruppendynamik ist das Erfolgsrezept der Lauftreffs. Denn die sind offen für Jung und Alt, meist auch für Anfänger und Fortgeschrittene - jeder ist willkommen. „Unser Lauftreff bietet zum Beispiel einen Lauf in gemäßigtem Tempo über sechs Kilometer zur Burg Linn und zurück. Dieser soll Wiedereinsteigende und Leute, die für ihre Gesundheit trainieren, ansprechen. Wir haben aber auch ambitionierte Läuferinnen und Läufer, von denen es einige erfolgreich bis zum Halbmarathon und sogar bis zum Marathon schaffen“, sagt Hess. „Die Wiedereinsteigenden und die gesundheitsbewussten Teilnehmer sind dann in ihren 40ern und sagen sich, dass jetzt der Zeitpunkt ist, endlich was für sich zu tun.“ Doch auch einige Läuferinnen und Läufer, die es später bis zum Iron Man bringen, beginnen ihre Karriere in solchen Lauftreffs. „Manch einer unserer Teilnehmenden läuft nach Pulsmesser und ist sehr konzentriert, ein anderer möchte soziale Kontakte knüpfen“, erzählt Hess. Wichtig ist ihm klarzustellen, dass der Leistungsgedanken bei ihnen keine Rolle spielt. „Bei uns steht der Spaß ohne Druck im Vordergrund, dies gilt für die Marathonläuferin und den Marathonläufer ebenso wie für die gemütlich Joggenden.“ Wichtig sei es, auch im Winter durchzuhalten. Denn wer in dieser Jahreszeit pausiert, fängt im Frühjahr wieder bei Null an, sagt Hess.

Als Gruppe zusammengewachsen ist der Lauftreff Krefeld-Oppum. Die Mitglieder sind teils seit vielen Jahren mit dabei.

Als Gruppe zusammengewachsen ist der Lauftreff Krefeld-Oppum. Die Mitglieder sind teils seit vielen Jahren mit dabei.

Foto: Mark Mocnik

Tatsächlich seien es aber vor allem diejenigen ab 35, die sich in solch einer Gruppe tummeln, sagt Hess. „Die jüngeren Leute wollen Action haben und machen oft eher Mannschaftssport. Die älteren ab 70 hingegen gehen eventuell zum Walken über, wenn es mit dem Laufen nicht mehr so gut klappt.“ Doch auch wenn Laufen kein Mannschaftssport ist, Teamsport kann es allemal sein. Denn gemeinsam überwinde man den Winterblues und komme im Sommer hoch, wenn man auch grillen statt laufen könnte. Leider habe sich auch dies mit Corona in den privaten Bereich verlagert, sagt Hess. Dank Homeoffice konnte man direkt nach der Arbeit von zu Hause aus loslaufen. Manch einer sei nicht wieder zur Laufgruppe zurückgekehrt.

Doch der Lauftreff Krefeld-Oppum soll wieder wachsen, und daher freuen sich Hess und seine Gruppe darauf, neue Läufer begrüßen zu dürfen. „Einfach mal vorbeikommen und mitlaufen“, sagt der 66-Jährige. Ganz ohne Zwang, kostenfrei und egal, ob gemütlicher oder rasanter Läufer.

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