Krefeld Landwirte beklagen Flächenfraß

Krefeld · In Krefeld könnten in den kommenden Jahren zehn Prozent landwirtschaftliche Fläche umgewandelt werden – die Hälfte davon in Wald. Die Kreisbauernschaft sucht jetzt das Gespräch mit der Politik und hofft auf Kurskorrekturen.

Krefeld: Landwirte beklagen Flächenfraß
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In Krefeld könnten in den kommenden Jahren zehn Prozent landwirtschaftliche Fläche umgewandelt werden — die Hälfte davon in Wald. Die Kreisbauernschaft sucht jetzt das Gespräch mit der Politik und hofft auf Kurskorrekturen.

Die Krefelder Landwirte befürchten, dass ihnen die im neuen Flächennutzungsplan vorgesehene Stadtentwicklung mittelfristig die Existenzgrundlage raubt. Die Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen hat deshalb in den vergangenen Wochen die Krefelder Ratsfraktionen besucht und gefordert, dass die Belange der Landwirte im Flächennutzungsplan mehr Berücksichtigung finden. Die Landwirte Krefelds sind oft nur Pächter der Äcker — einen Verkauf können sie nicht verhindern.

In ihrer Stellungnahme zum Flächennutzungsplan hat die Viersener Kreisstelle der Landwirtschaftskammer NRW die Entwicklung der landwirtschaftlichen Flächen in Krefeld dargelegt. Demnach haben seit 2005 die landwirtschaftlich genutzten Flächen um 437 Hektar abgenommen. Derzeit liegt die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Krefeld bei 3663 Hektar. Die Umwandlung von zehn Prozent weiterer landwirtschaftlicher Flächen, also einer in einer Größenordnung von 390 Hektar, ist im Flächennutzungsplan vorgesehen. Allein 150 Hektar für Waldfläche, die als Ausgleichsfläche für abgeholzte Wälder, anderswo verwendet wird.

Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, sagt: "Wir hoffen sehr, dass die Politik auf unsere Einwände Rücksicht nimmt." Wenn 100 Hektar landwirtschaftliche Fläche verloren ginge, würde dies für zwei Landwirte in Krefeld das Aus bedeuten. 177 landwirtschaftliche Betriebe gibt es nach aktuellen Zahlen der Bauernschaft in Krefeld noch, für 68,4 Prozent ist die Landwirtschaft der Haupterwerb. "An einem Betrieb hängen nicht nur die Familie und die Arbeitsplätze direkt im Betrieb, sondern auch die weiteren Arbeitsplätze in den verarbeitenden Betrieben", erklärte Küskens. Die Landwirte würden Verständnis dafür aufbringen, dass Gewerbegebiete und Baugebiete entwickelt werden müssen. "Aber die Umwandlung von 150 Hektar in Wald macht uns Sorgen."

Als erste Fraktion zeigt die CDU West Bewegung: Sie nimmt die Stellungnahme der Landwirtschaftskammer zum Krefelder Flächennutzungsplan zum Anlass, eine generelle Kurskorrektur beim Thema Flächenverbrauch einzufordern. Der Vorgang ist politisch brisant: Eigentlich gilt der Flächennutzungsplan als politisch verabschiedet. Die Bürger hatten die Möglichkeit, ihre Einwendungen gegen das Planwerk zu formulieren. Die Kritik der Landwirte an der geplanten Entwicklung Krefelds hat aber bei der CDU im Bezirk West, in dem es viele landwirtschaftlich genutzte Flächen gibt, zum Umdenken geführt. Die Vorsitzende der CDU West, Barbara Ritters-Kleinheyer, fordert, die Ackerflächen nicht länger nur als "frei verfügbare Restflächen" zu betrachten, sondern als einen "ökonomisch, sozial und ökologisch herausragenden Teil des Freiraumes". Dem steht aber der aktuelle Flächennutzungsplan entgegen — allein ein interkommunales Gewerbegebiet an der A 44 von Krefeld, Meerbusch und Willich würde knapp 300 Hektar Ackerflächen in der Region verschwinden lassen, klagt Heinz-Albert Schmitz, Mitglied des Vorstandes der Kreisbauernschaft.

Noch wollen die Landwirte die Konfrontation mit Politik und Verwaltung nicht suchen. Die Kreisbauernschaft wirbt derzeit in der Politik dafür, die Interessen der Landwirte mehr zu beachten. Mit Ausnahme einer Ratsfraktion sind mit allen Politikern Gespräche geführt. "Wir warten jetzt die politischen Diskussionen ab, wollen uns aber in Zukunft auch stärker öffentlich zu Wort melden", erklärte am Montag Ulrich Horstmann, Kreisgeschäftsführer der Bauernschaft.

(RP/ac)
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