Krefeld Längster Linner Festumzug aller Zeiten

Krefeld · Die Lust am Verkleiden und Feiern mit Gleichgesinnten ist es nicht alleine, weshalb das Linner Schützenfest mit den Jahren immer größer geworden ist. Die Linner zeigen an diesen Tagen auch ihren Stolz auf die Geschichte ihrer Heimat.

 Die Biedermeier-Gruppe war gut geschützt mit ihren Sonnenschirmen beim Festzug unterwegs.

Die Biedermeier-Gruppe war gut geschützt mit ihren Sonnenschirmen beim Festzug unterwegs.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Mühsam ordnen sich die beiden wuchtigen Protzen der Linner Burgartillerie am Aufstellungsort des großen Linner Festumzugs auf dem Rathenauplatz ein. Vor den von kräftigen Kaltblütern gezogenen Vierspännern versammelt sich das auf nervös tänzelnden Braunen sitzende Offizierskorps, den Schluss bildet schließlich die rauchende Feldküche. Weiter vorne ist die Gruppe der Hirtinnen mit ein paar Schafen aufgezogen und fächelt sich in der schwülen Hitze Luft zu.

Der 30-köpfigen Biedermeier-Gruppe des Linner Radfahrer-Clubs in ihren prächtigen Reifröcken und hohen Zylinderhüten fahren Harald Köhnen und Philipp Weimann auf antiken Hochrädern voran. "Auf diesen Rädern Schritt zu fahren, ist nicht so einfach", erklärt Weimann, "wir sind immer bereit, über den Sporn nach hinten abzuspringen."Die kleinsten Biedermeier sind Karla und Johanna. Die kleinen Mädchen werden von ihren Eltern in einem hölzernen Wagen im Zug mitgezogen. Papa habe ihnen keine Belohnung versprochen, es mache auch so viel Spaß, meinen sie.

 Die Hochradfahrer Harald Köhnen und Philipp Weimann des Linner Radfahrer-Clubs.

Die Hochradfahrer Harald Köhnen und Philipp Weimann des Linner Radfahrer-Clubs.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Obwohl viele Linner noch vom Schützenfest reden, passt der Begriff des Burg-, Trachten- und Heimatfestes besser zu den vielfältigen Aktivitäten des alle drei Jahre stattfindenden Linner Festes, an dem ganz Linn mitwirkt. Schon der "Röschenfreitag" ist ein Geheimtipp. Überall finden Haus- und Kompaniefeiern statt, vom Heimatbrunnen aus zieht die beinahe schon mehr in Linn als in Venlo heimische niederländische Band "Ex Gear Gedaon" von Schauplatz zu Schauplatz. "Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Linner, das sich in diesem Fest ausdrückt, ist unter den Stadtteilen Krefelds einmalig", urteilt Harald Köhnen, der neben dem Radfahrer-Club auch in der Arbeitsgemeinschaft Linner Flachsmarkt aktiv ist.

Bürgermeisterin Karin Meincke blickt begeistert von der Mitte des Platzes über das chaotische Treiben, aus dem sich wie durch ein Wunder allmählich ein mehrere Kilometer langer Lindwurm aus Fuß- und Reitergruppen, Kapellen, Bagagewagen und Musikkapellen bildet. "Wenn man das Treiben hier sieht, ist man sprachlos, vor allem, wenn man so viele junge Leute bei diesem Traditionsfest sieht." Diesen Eindruck werden auch Oberbürgermeister Gregor Kathstede und Bürgermeister Frank Meyer mitgenommen haben, die den Umzug in einer offenen Kutsche begleiteten.

 Der junge Linner König Errol Wernike mit Königin Julia Rakus und seinem Hofstaat grüßte aus der Kutsche beim Festumzug das Linner Schützenvolk. Thomas Lammertz

Der junge Linner König Errol Wernike mit Königin Julia Rakus und seinem Hofstaat grüßte aus der Kutsche beim Festumzug das Linner Schützenvolk. Thomas Lammertz

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Ähnlich geht es dem jungen Linner Königspaar Errol I Wernike und Julia Rakus. "Der Blick von der Kutsche aus ist traumhaft", begeistert sich Errol. "Die Linner gehen wieder mal richtig mit." Es liegt sicher auch an dem auf sympathische Weise einsatzfreudigen jungen Linner Königshaus, dass viele Gruppen mittlerweile deutlich verjüngt auftreten.

Charly Foncken, der Historiker des Schützenvereins, hat rund 800 Teilnehmer gezählt, die sich auf 24 Gruppen aufteilen. "Der Umzug ist mit den Jahren kilometerlang geworden. Es gibt mehr Kutschen, Reiter, Bagagewagen und Musikkapellen", erklärt Foncken das bunte Gewirr aus Pickelhauben, Tschakos, Schirmmützen, Filzhüten, Hauben, Lederhüten, Kopftüchern, das während des Marsches durch das festlich geschmückte Burgstädtchen mit Mineralwasser versorgt wurde.

(oes)
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